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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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und ganz gewiss nicht frisch, aber er war heiß. Bittersüße Erinnerungen an ihre Tage bei der Armee kehrten zurück.
    »Mehr hat er mir nicht gesagt«, beteuerte Doulting. »Er wusste, dass jemand versuchte, ihm Knüppel zwischen die Beine zu werfen, ihn als unfähig hinzustellen. Er war sehr vorsichtig. Alles wurde genau dokumentiert.« Doulting war leichenblass geworden, als verfolgten ihn Schuldgefühle und die Leiden der Opfer. Und immer wieder verzog er das Gesicht – wie jemand, der selbst von Schmerzen heimgesucht wird. »Ich habe versucht, meine eigenen Informationen zu sammeln, und ihm alles, was ich hatte, gegeben. Ich habe viele Fragen gestellt und Notizen angefertigt. Einige dieser Geschichten würden Ihnen das Herz zerreißen.«
    »Wo sind Ihre Notizen jetzt?«
    »In meinem Büro wurde Feuer gelegt, und all meine Unterlagen und Aufzeichnungen sind verbrannt. Selbst meine Instrumente, Skalpelle und Nadeln, sämtliche Medikamente – alles wurde vernichtet. Ich musste an einem anderen Ort ganz von vorn anfangen und mir alles zusammenbetteln und -borgen.«
    Hester befiel Eiseskälte. »Wissen Sie, wer das war?«
    »Namen? Nein. Bei der Absicht bin ich mir nicht sicher. Es ging um mehr als einfach nur darum, einen Bericht zu verhindern, der die Regulierung des Opiumverkaufs zur Folge haben könnte. Es wird natürlich Geld kosten, wenn alles genau gewogen und beschriftet werden muss und Medikamente nur noch von qualifizierten Leuten verkauft werden dürfen, die die Patienten aufklären können, aber so teuer ist das doch wirklich nicht. Dann wieder höre ich schon den Protest derjenigen, die Regeln beim Verkauf für eine Schikane der kleinen Leute halten. Das, worum es ihnen in Wahrheit geht, ist die Freiheit, den Verzweifelten ihre eigenen Präparate nach Belieben anzudrehen, ohne dass irgendjemand weiß, was sie enthalten.«
    »Halten Sie es für möglich, dass diese Art von irrigem Glauben Menschen dazu treiben kann, einen Mord wie den an Zenia Gadney zu begehen?«
    Doulting schüttelte den Kopf. »Nein. Und sparen Sie sich die Mühe, mich danach zu fragen, wer dahintersteckt. Ich bin davon überzeugt, dass Lambourn es wusste. All das muss auch in seinen Aufzeichnungen gestanden haben. Nur war er mir gegenüber in dieser Hinsicht sehr wortkarg. Er meinte, es wäre besser für meine Sicherheit, wenn ich es nicht wüsste.«
    »Aber es ist jemand hier in London?«, beharrte Hester.
    Doulting nickte mit gequälter Miene, der anzusehen war, wie sehr es ihn belastete, dass andere Schmerzen litten und er bestenfalls an den Rändern ihrer Leiden herumdoktern konnte. »Die Tatsache, dass dieser Kerl Lambourn umgebracht, die arme Zenia Gadney abgeschlachtet hat und Dinah Lambourn dafür an den Galgen liefern will, hat nicht das Geringste mit dem Schicksal der armen Leute hier zu tun. Es ist und bleibt im Dunkeln. Vielleicht gibt es nichts auf der Welt, was das ändern kann.«
    Hester glaubte, dass er ihr die Wahrheit sagte, soweit er sie kannte oder sich zusammengereimt hatte. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Und die kläglichen Instrumente und wenigen Medikamente in seiner Praxis bestätigten sie. Aber hatte Lambourn Beweise gehabt, dass jemand eine Sucht erzeugte, um dann gegen viel Geld vorübergehend Abhilfe zu schaffen? Und galt das überhaupt als Verbrechen? Eine Sünde war es ganz gewiss, doch konnte man dafür von einem Gericht bestraft werden? Und hätte Lambourn diesen Beweis benutzt? Sein eigentliches Anliegen, Regeln für den Verkauf von Medikamenten, hätte das jedenfalls nicht vorangebracht.
    War die Suchtfrage nicht ein grundsätzlich anderes Thema, das auch zu einer anderen Zeit – wenn überhaupt – in Angriff genommen werden sollte? Wer würde dann zuhören? Die Leute wollten nicht wissen, dass diejenigen, denen sie vertrauten, zu solcher Brutalität und Gier, zu solcher Gleichgültigkeit gegenüber der Zerstörung von Menschen fähig waren. Würden sie ihm überhaupt glauben, oder würde es heißen, wer in die Hölle wolle, hätte jedes Recht dazu, den Weg dorthin nach eigenem Gutdünken zu gehen? Es war um so vieles leichter und sicherer, den Überbringer unbequemer Nachrichten zu verdammen und die Worte, statt der beängstigenden, unaustilgbaren Taten, zu zerstören.
    »Wenn er Informationen über Erkrankungen oder Tod wegen fehlenden Wissens über die Dosierung sammelte, wie konnte er dann etwas über die Auslösung von Sucht durch Injektion in die Vene erfahren?«, fragte

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