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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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war äußerst unschicklich – noch dazu ohne Einladung –, doch die Umstände ließen Rathbone keine Wahl. Und schlimmer noch: Ihm war es völlig egal, wie gestört oder sogar belästigt Amity und ihr Mann sich fühlen mochten.
    Er wählte Kleider von konservativer Eleganz, als käme er gerade aus der Kirche, was jedoch nicht der Fall war. Heute Morgen hätte er den rituellen Zuspruch und die pompöse Selbstgewissheit des Pfarrers nicht als hilfreich empfunden. Er musste jetzt denken, planen, sich mit den hässlichsten und schlimmsten aller möglichen Entwicklungen befassen.
    Um halb eins stand er vor Barclay Hernes Haustür. Sekunden später führte ihn der Butler etwas widerstrebend ins Frühstückszimmer und bat ihn zu warten, während er seinen Dienstherrn über Sir Olivers Besuch in Kenntnis setzte. Eigentlich hatte Rathbone nur Amity Herne befragen wollen, aber nun würde er eben die Gelegenheit nutzen und mit allen beiden sprechen. Wenn es sich bewerkstelligen ließ, würde er beobachten, wie sie aufeinander reagierten. Er hätte gern gewusst, ob Barclay in seinem Ehrgeiz womöglich Amity dazu überredet hatte, sich von Lambourn zu distanzieren. Er selbst war mehr als bereit, jede erdenkliche Art von Druck auf sie auszuüben, um Details, welcher Art auch immer, zu erfahren, die Dinah in ein neues Licht rückten. Vielleicht bot sich dann doch noch eine Gelegenheit, den Prozess über Weihnachten hinaus zu verlängern, was Monk noch etwas Zeit verschaffen würde, Entlastungsmaterial zu finden.
    Mit solcherlei Gedanken beschäftigt, schritt er rastlos in dem protzigen Zimmer auf und ab. Die Regale enthielten optisch aufeinander abgestimmte, in Leder gebundene Bücher, und über dem Kamin hing ein schmeichelhaftes Gemälde von Amity, etwa zwanzig Jahre jünger und mit makelloser Haut an Gesicht und Schultern. Doch nichts von alldem vermochte Rathbone von seinen trüben Gedanken über die Ausweglosigkeit seiner Lage abzulenken.
    Die Tür ging auf. Barclay Herne trat ein und schloss sie hinter sich. Seine Kleidung war leger. Statt einer förmlichen Schleife trug er ein lose um den Hals geworfenes Tuch, und sein Hausrock passte ganz und gar nicht zur Hose. Insgesamt erweckte er den Eindruck, sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen.
    »Guten Tag, Sir Oliver. Ist Dinah etwas zugestoßen? Doch hoffentlich kein Zusammenbruch?« Das war eindeutig eine Frage. Er musterte besorgt Olivers Gesicht.
    »Nein, nein«, versicherte der Anwalt ihm. »Zumindest war sie bei zufriedenstellender Gesundheit, als ich sie zuletzt sah. Aber leider kann ich nicht viel Hoffnung bieten, dass sie es lange bleiben wird.«
    Herne zuckte zusammen. »Ich weiß nicht, was ich für Sie tun kann«, murmelte er hilflos.
    Rathbone fühlte sich unbehaglich. Ihm war bewusst, dass er sie beide in höchste Verlegenheit stürzte, und vermutlich würde sein Vorstoß ohnehin nichts bewirken. Gleichwohl riskierte er es: »Ich spüre, dass es noch ein wichtiges Element gibt, nur ist mir nicht klar, wie ich es verstehen muss. Darum wäre ich Ihnen für die Gelegenheit zu einem offenen Gespräch mit Ihnen und Mrs Herne sehr dankbar. Mir ist bewusst, dass heute Sonntag ist und Sie für den Nachmittag womöglich ganz andere Pläne haben, zumal so kurz vor Weihnachten. Andererseits ist das die letzte Möglichkeit, noch irgendeinen Umstand zu finden, der vernünftige Zweifel an Mrs Lambourns Schuld wecken oder wenigstens ein Gnadengesuch begründen könnte.«
    Die letzte Spur von Farbe wich aus Hernes Gesicht. Auf seiner Stirn bildeten sich feine Schweißperlen. »Wenn Sie in unser Gesellschaftszimmer kommen möchten? Wir haben noch nicht gespeist. Vielleicht möchten Sie uns Gesellschaft leisten.«
    »Es tut mir leid, wenn ich Sie belästige«, entschuldigte sich Rathbone, folgte Herne aber durch den großzügigen Flur in das Gesellschaftszimmer. Dort empfing ihn eine ansprechende Atmosphäre: üppige burgunderrote Samtvorhänge und prachtvolle dunkle Möbel mit handgeschnitzten Mahagonifüßen. Die zueinander passenden, niedrigen Tische hatten alle eine glänzende Platte ohne jegliche Kratzer oder sonstige Gebrauchsspuren.
    Amity saß auf einem der Stühle neben dem Kaminfeuer, das bereits lebhaft brannte. Durch die Fenster war im Licht der Wintersonne ein kleiner Garten zu sehen, in dem sämtliche immergrünen Pflanzen zurückgeschnitten und die schwarze Erde säuberlich gerecht worden war.
    Amity erhob sich nicht. »Guten Tag, Sir Oliver.« Sie war

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