Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
entfuhr es Herne. »Musst du wirklich …?«
»Bitte keine Blasphemie, Barclay«, tadelte sie ihn leise. »Und schon gar nicht am Tag des Herrn und vor unserem Gast. Ich will ein solches Vorgehen ja gar nicht befürworten, sondern nur Sir Oliver davor warnen, dass das beim Schlussplädoyer des Staatsanwalts durchaus angesprochen werden könnte. Da ist es doch sicher besser, wenn er sich dagegen wappnet. Irgendwie muss sich die Brutalität dieser Tat schließlich erklären lassen.«
Rathbone spürte, wie ihm innerlich immer eisiger wurde. Er verabscheute nicht nur das, was diese Frau gesagt hatte, sondern auch die ruhige, durchdachte Art und Weise, mit der sie es vortrug. Doch nichtsdestoweniger hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen: An Conistons Stelle würde er wahrscheinlich dasselbe tun.
»So etwas hatte ich gar nicht erwogen«, gab er zu. »Aber Sie haben natürlich recht. Irgendeine Erklärung muss es für diese Brutalität geben, und auch wenn ich das nicht glaube, was Sie unterstellen, kann ich keinerlei Beweise anführen, die es widerlegen.«
»Das tut mir leid. Ich wünschte, wir könnten Ihnen helfen.« Amitys Ton war sanfter geworden. »Aber letztlich wird nur mit der Wahrheit gedient sein.«
Barclay beugte sich, die Ellbogen auf die Knie gestützt, vor und verbarg das Gesicht in den Händen. War er tiefer erschüttert als seine Frau? Oder zeigte er einfach nur seine Emotionen offener? Lambourn war Amitys Bruder gewesen. Vielleicht konnte ein Teil ihrer selbst Dinah den Kummer nicht verzeihen, in den sie ihn gestürzt hatte.
Rathbone richtete die Augen auf Amity. »Kannten Sie Zenia gut? Ich meine, in der Zeit, bevor die Umstände eintraten – worin sie auch bestanden haben mögen –, die ihre Sucht auslösten, und die Trennung von Dr. Lambourn vollzogen wurde?«
Ein Ausdruck von Verwirrung huschte über Amitys Miene. Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet. Sie zögerte, suchte die passende Antwort.
»Nein«, sprang Herne für sie ein. »Wir lebten damals nicht in der gleichen Gegend, und die Gesundheit meiner Frau erlaubte keine weiten Reisen. Joel sagte uns, dass Zenia eine ruhige, sanfte, hochanständige, wenn auch etwas einfache Frau war.«
Zwischen Amitys gepflegten Augenbrauen bildeten sich zwei winzige Falten. Sie war verärgert. »Mein Mann meint damit, dass sie nicht exzentrisch war und nie die Aufmerksamkeit auf sich zog.«
Im Gegensatz zu Dinah, sagte sich Rathbone, behielt das aber für sich. Unwillkürlich musste er an Margaret und dann an Hester denken. Es hatte eine Zeit gegeben, als er Margarets stille Würde, ihre Anmut und Beherrschtheit als anziehend empfunden hatte, also genau das, was er sich von Frauen, und insbesondere der eigenen Gemahlin, am meisten wünschte. Hesters Leidenschaft und Energie dagegen waren ihm zu anstrengend, zu unberechenbar gewesen. Aber vielleicht war er in Hester auf eine Weise verliebt gewesen, die bei seiner Liebe zu Margaret völlig gefehlt hatte.
Aber warum hatte er Hester dann nicht den Hof gemacht, bevor sie Monk geheiratet hatte? War das Klugheit gewesen, weil er sich gut genug gekannt hatte, um sich nicht einzubilden, sie könnte sein Glück bedeuten? Oder einfach nur Feigheit? Hatte Joel Lambourn Zenia verlassen, weil sie ihn gelangweilt hatte, während ihn die schillernde, lebensfrohe Dinah mit ihrer offenkundigen Leidenschaft gefesselt hatte? Und hatte er das später bedauert?
Wäre er, Rathbone, je Hesters überdrüssig geworden? Hätten ihr Feuer und ihre Intelligenz von ihm mehr verlangt, als er bereit war zu geben, vielleicht mehr Leidenschaft, als in ihm steckte?
Darüber brauchte er nicht zu grübeln. Monk hatte Hester geliebt, als sie heirateten – und wahrscheinlich auch schon lange davor, ohne dass er sich das eingestanden hatte. Rathbone wusste, dass Monk sie jetzt noch viel tiefer liebte – dazu genügte ein Blick auf sein Gesicht. Die Zeit, gemeinsam erlebte Erfahrungen, gute wie schlechte, hatten ihre Verbindung gestärkt. Wenn er selbst überhaupt etwas wert war, wäre das Gleiche doch auch bei ihm geschehen!
Er blickte Amity an. »Vertraute Mr Lambourn Ihnen seine Gefühle an, Mrs Herne? Ich habe hohe Achtung vor Ihrer Sensibilität beim Schutz seiner Persönlichkeit, zumal er jetzt nicht mehr selbst dazu in der Lage ist, aber ich bin auf tiefere Kenntnisse angewiesen, um die Wahrheit zu erfassen.«
Herne hob den Blick, um Amity zu beobachten. Er wartete.
Amity schien mit sich zu kämpfen. »Ich kann ihn
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