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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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überrascht, ihn zu sehen, und eindeutig nicht erfreut. Mit eisiger Miene versuchte sie, im Gesicht ihres Mannes zu lesen, ehe sie sich wieder Rathbone zuwandte.
    Herne beantwortete ihre unausgesprochene Frage: »Sir Oliver hat um ein Gespräch gebeten. Er hofft, Aufschlüsse über Dinah zu gewinnen, die ihr vielleicht helfen könnten.«
    Amity musterte Rathbone. Ihre haselnussbraunen Augen waren kühl, verhüllt. Sie musste alles hassen, woran er sie an diesem ruhigen Sonntag erinnerte, nachdem sie vielleicht schon gehofft hatte, alles vor sich selbst verleugnen zu können oder wenigstens für einen Tag eine Atempause und etwas Abstand von dem Unvermeidlichen zu gewinnen.
    Rathbone entschuldigte sich erneut. »Es tut mir sehr leid. Wäre es möglich gewesen, einen günstigeren Tag zu wählen, hätte ich das getan.« Amity hatte ihn nicht gebeten, sich zu setzen, doch er unterlief den stillschweigenden Hinauswurf kurzerhand und nahm trotzdem Platz. Dazu wählte er den Stuhl ihr schräg gegenüber. Demonstrativ machte er es sich bequem, womit er seine Absicht zu bleiben deutlich bekundete. Eine winzige Veränderung in ihrem Mienenspiel verriet ihm, dass sie verstanden hatte.
    »Ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen, dass ich Ihnen etwas sagen könnte, das hilfreich sein könnte«, sagte sie unterkühlt. »Ist es dafür nicht ein kleines bisschen zu spät?« Ihre Frage war brutal, aber ehrlich.
    »Allerdings«, bestätigte Rathbone. »Andererseits habe ich ein starkes Gefühl, dass ein wichtiger Umstand vorliegt, der mir zwar noch nicht bekannt ist, jedoch für die Verteidigung von entscheidender Bedeutung sein könn…«
    »Welche Verteidigung kann es denn schon für die Ermordung einer Frau auf … solche Weise geben?«, unterbrach Herne ihn, der sich nun auf der anderen Seite des Kamins gegenüber seiner Frau niederließ. »Einem Menschen so etwas anzutun lässt sich mit keinem Grund der Welt rechtfertigen. Sie … sie hat sie aufgeschlitzt, Sir Oliver! Sie hat sich nicht einfach mit ihr geschlagen und sie zu hart getroffen. Das könnte man vielleicht noch verstehen, aber nicht diese … Gräueltat!« Er schnappte nach Luft, als wäre er über seine Wortwahl erschrocken, und murmelte etwas Unverständliches.
    »Du brauchst dich nicht zu erklären, Barclay«, wies ihn Amity eilig zurecht. »Zenia Gadney mag eine Frau von loser Moral und hochpeinlich für die Familie gewesen sein, aber sie hatte es nicht verdient, wie ein Fisch ausgenommen zu werden.«
    Erneut setzte Herne zu einem Widerspruch an, zog es aber vor zu schweigen.
    »Natürlich haben Sie vollkommen recht«, stimmte Rathbone Amity zu. »Es lässt sich in der Tat nichts erkennen, was einem derart barbarischen Verbrechen einen Sinn verleihen könnte. Sie haben es bestätigt, und Dinah hat es zugegeben, dass sie von Anfang an nicht nur über Zenias Existenz im Bilde war, sondern auch über ihre Beziehung mit Dr. Lambourn und über die Tatsache, dass er sie mindestens fünfzehn Jahre lang unterstützt hat. Mehr noch, dass das Geld aus der Haushaltskasse stammte und an jedem einundzwanzigsten Tag des Monats in das Journal eingetragen wurde. Dinah hat mir gesagt, dass sie Dr. Lambourns Fürsorglichkeit Mrs Gadney gegenüber bewunderte und die Zahlungen weiterführen wollte, sobald sein Testament anerkannt war.«
    Amitys Augen weiteten sich. »Und das glauben Sie ihr? Sir Oliver, Zenia Gadney – oder soll ich sagen, Zenia Lambourn? – war die rechtmäßige Witwe meines Bruders! Sie hatte einen Anspruch auf sein Erbe und nicht nur auf ein paar Pfund monatlich nach Gutdünken einer Frau, die in Wahrheit nicht mehr als seine Geliebte war!«
    »Amity …«, protestierte Herne.
    Sie ignorierte ihn. »Es dürfte Ihnen Schwierigkeiten bereiten, das vor den Geschworenen ins rechte Licht zu rücken, Sir Oliver. Jemanden des Geldes wegen zu ermorden, und sei es auch nur, um die eigenen Kinder zu ernähren, lässt sich einfach nicht rechtfertigen. Zumal auch noch die Raserei einer Wahnsinnigen hinzukommt! Da wird es Ihnen vermutlich nicht leichtfallen, die zwölf Herren davon zu überzeugen, dass es sich so einfach verhielt. Wenn ich Mr Coniston wäre, würde ich ihnen zu bedenken geben, dass Joel Dinahs allmählich überdrüssig geworden war und erwog, Zenia zu bitten, wieder ihren Platz als seine rechtmäßige Gattin einzunehmen, und dass das der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte und Dinah zu diesem Ausbruch trieb.«
    »Um Gottes willen, Amity!«,

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