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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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nichts anderes zu erwarten.
    Bislang hatte Rathbone nur vermocht, die Ahnung eines Zweifels zu wecken und die Frage aufzuwerfen, ob sich Lambourn wirklich selbst das Leben genommen hatte oder ob angesichts des Fehlens einer Waffe oder eines Behälters zum Mischen des Opiums nicht doch eine andere Person bei ihm gewesen war. Eine Nadel oder Spritze hatte bisher niemand erwähnt. Bestand wenigstens eine winzige Möglichkeit nahezulegen, dass er ermordet worden war? Und wenn ja, ließ sich ein zweiter Mörder ins Spiel bringen und die These von Dinahs Schuld erschüttern?
    Der neue Zeuge wies sich mit Namen und Beruf aus und wurde vereidigt.
    »Mr Blakelock«, begann Coniston, »Sie sind als Registrierbeamter für die Erfassung von Geburten, Todesfällen und Hochzeiten zuständig?«
    »Jawohl, Sir«, antwortete der Zeuge, ein stattlicher Mann, der vorzeitig ergraut war, sich aber ansonsten gut gehalten hatte.
    »Haben Sie vor achtzehn Jahren auch die Hochzeit eines gewissen Dr. Joel Lambourn ins Register eingetragen?«
    »Jawohl.«
    »Mit wem?«
    Die Zuschauer zeigten kein Interesse. Nur Rathbone saß stocksteif da, die Augen auf die Geschworenen gerichtet.
    »Zenia Gadney«, erklärte Blakelock.
    »Zenia Gadney?«, wiederholte Coniston mit gellender Stimme, als hätte ihn die Antwort verblüfft.
    Sogar Pendock schreckte hoch, und sein Kinn klappte nach unten.
    Durch die Geschworenenbank ging ein Schauer der Erregung. Ein Mann keuchte, alle anderen schnappten nach Luft.
    Coniston wartete, bis die volle Bedeutung allen ins Bewusstsein gesickert war. Mit einem winzigen Lächeln fuhr er schließlich fort.
    »Und wurde diese Ehe aufgelöst, Sir?«
    »Nein.«
    Coniston zuckte mit den Schultern und breitete in einer Geste der Hilflosigkeit die Hände aus. »Wer ist dann Dinah Lambourn, die Mutter seiner Kinder, mit der er in den letzten fünfzehn Jahren seines Lebens bis zu seinem Tod zusammenlebte?«
    »Ich nehme an, dass ›seine Geliebte‹ in diesem Fall der angemessenste Ausdruck wäre«, antwortete Blakelock.
    »Und als Lambourn starb, wäre dann nicht Zenia … Lambourn die Witwe und nicht die Angeklagte?«
    »Ja.«
    »Und infolgedessen Erbin des Vermögens?«
    Rathbone erhob sich. »Mylord, das ist eine Spekulation, die anzustellen Mr Blakelock keine Befugnis hat und die im Übrigen falsch ist. Wenn Sie das wünschen, kann ich Dr. Lambourns Notar aufrufen, der Ihnen bestätigen wird, dass er sein Vermögen seinen Töchtern Adah und Marianne vermacht hat. Es gab ein kleines Legat, eine Leibrente für Zenia Gadney. Die beläuft sich in etwa auf den Betrag, den er ihr zu seinen Lebzeiten gab.«
    Pendock funkelte ihn an. »Sie hatten davon Kenntnis, Sir Oliver?«
    »Ich hatte von den Bestimmungen des Testaments Kenntnis, Mylord. Es erschien mir naheliegend, mich diesbezüglich zu erkundigen.«
    Pendock setzte zu einer Widerrede an, überlegte es sich dann aber anders. Es wäre unangebracht gewesen, Rathbone zu fragen, was Dinah ihm anvertraut hatte; abgesehen davon würden sich die Geschworenen ohnehin ihr eigenes Urteil bilden. So, wie es stand, hatte Coniston es ohnehin nicht nötig, kleinere Scharmützel zu gewinnen.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Mylord«, sagte Coniston mit einem leisen Lächeln. »Es war nur eine Vermutung, und wie mein gelehrter Freund zu bedenken gegeben hat, in diesem Fall eine unberechtigte. Vielleicht möchte die Verteidigung jemanden aufrufen, der beweist, dass der Angeklagten bekannt war, dass ihre Kinder erben würden? Dann würde sich ihre sehr natürliche Sorge erübrigen, durch den Selbstmord ihres Mannes in Armut zu verfallen, und zurückbliebe nur noch das Motiv der nicht minder natürlichen Eifersucht.«
    Rathbone gestattete sich einen Gesichtsausdruck von völliger Fassungslosigkeit. »Will der Strafverfolger unterstellen, dass die Angeklagte auf die Frau eifersüchtig war, die sie so offensichtlich in Dr. Lambourns Gunst ersetzt hatte?«, rief er. »Oder dass Zena Gadney nach all den Jahren plötzlich so eifersüchtig wurde, dass sie Dinah Lambourn angriff? In diesem Fall wäre zwar die Verstümmelung immer noch abstoßend und unnötig, aber der Schlag, der Mrs Gadneys Tod verursachte, könnte durchaus als Selbstverteidigung aufgefasst werden!«
    »Das ist absurd!«, rief Coniston ungläubig, doch ohne Empörung erkennen zu lassen. »Mylord …«
    Pendock hob die Hand. »Schon gut, Mr Coniston. Ich sehe selbst, wie grotesk das ist.« Er funkelte Rathbone an. »Sir Oliver, ich dulde

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