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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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nicht, dass dieser ernste und bedeutende Prozess zu einer Farce entartet! Die Angeklagte suchte das Opfer dort, wo es lebte. Was immer geschah, nachdem sie es gefunden hatte, starb es durch Gewalteinwirkung und an einer grässlichen Verstümmelung. Das sind unbestreitbare Fakten. Die Geschworenen werden sich ihre eigene Meinung darüber bilden, wer die Schuld trägt. Ist das das Ende der Beweisführung seitens der Anklage, Mr Coniston?«
    »Ja, Mylord.«
    Pendock wandte sich an Rathbone. »Haben Sie noch Fragen an Mr Blakelock?«
    »Nein, Mylord, danke.«
    »Dann dürfen Sie den ersten Zeugen der Verteidigung aufrufen.« Pendock hob den Blick zu Blakelock. »Danke. Sie dürfen den Zeugenstand verlassen.«
    Mitten auf der freien Fläche vor dem Richterpult kam sich Rathbone plötzlich vor wie ein Gladiator in einer römischen Arena, der ohne schützende Rüstung oder Schwert auf die Löwen wartete. Noch nie hatte er sich so verletzlich gefühlt, nicht einmal bei Fällen, bei denen er gewusst hatte, dass sein Mandant schuldig war. Wie ein Schock traf ihn die Erkenntnis, dass es nicht sein Glaube an Dinah war, der gelitten hatte, sondern der Glaube an sich selbst.
    Jetzt musste er sorgfältig Andeutungen über eine mächtige Person streuen, die wild entschlossen war, sich selbst zu schützen. Zugleich musste er unbeirrt an seinem Glauben an Dinahs Unschuld festhalten, auch wenn das jeder Vernunft Hohn zu sprechen schien. Zu keinem Zeitpunkt durfte er aus den Augen verlieren, dass Lambourn im Laufe seiner Untersuchung etwas entdeckt hatte, das einen mächtigen Mann gefährdete, woraufhin man ihn ermordet hatte, um ihn zum Schweigen zu bringen. Um seine Glaubwürdigkeit zu erschüttern, hatte man dann seinen Tod wie einen Selbstmord arrangiert. Zenia Gadney wiederum hatte man ermordet, weil man sie als Opfer brauchte, damit Dinah aus dem Weg geräumt und ihr Kreuzzug zur Rettung von Lambourns Ruf und seiner Mission im Keim erstickt werden konnte.
    Er zwang sich zu einem Lächeln, das ihm selbst gespenstisch vorkam.
    »Ich rufe Mrs Helena Moulton auf.«
    Der Gerichtsdiener befahl Helena Moulton in den Saal. Gleich darauf trat sie ein und erklomm etwas zögernd die Stufen zum Zeugenstand. Die Nervosität war ihr deutlich anzusehen. Ihre Stimme zitterte, als sie schwor, die Wahrheit zu sagen.
    »Mrs Moulton«, begann Rathbone in sanftem Ton, »sind Sie mit der Angeklagten, Mrs Dinah Lambourn, bekannt?«
    »Ja.« Mrs Moulton vermied es, zur Anklagebank zu sehen. Als wäre ihr Hals mit einer Klammer fixiert worden, starrte sie unentwegt in Rathbones Richtung.
    »Waren Sie Freundinnen?«, fragte er.
    »Ich … ja. Ja, wir waren Freundinnen.« Sie schluckte. Sie war kreidebleich, und ihre Hände lagen verkrampft auf der Brüstung. Auf ihren mit Juwelen besetzten Ringen glitzerte das Licht.
    »Denken Sie an Ihre Gefühle bei dieser Freundschaft zurück«, forderte Rathbone sie auf. Ihm war schmerzlich bewusst, dass es Helena Moulton jetzt peinlich sein musste, sich zu ihrer Freundschaft mit Dinah zu bekennen, und sie wohl Angst hatte, die Kreise, in denen sie sich bewegte, würden ihr deswegen unterstellen, sie billige die Dinah zur Last gelegte Tat.
    Rathbone glaubte nicht, dass ihre Aussage einen Umschwung zu Dinahs Gunsten auslösen würde, ja nicht einmal, dass sie überhaupt etwas bewirken würde, aber er brauchte jede zusätzliche Stunde, um die er die Vernehmung seiner wenigen Zeugen in die Länge ziehen konnte, um vielleicht doch noch die Umrisse irgendeines anderen Verdächtigen entwerfen zu können. Vielleicht stieß Monk zufällig gerade jetzt auf einen Beweis seiner Existenz. Und erstaunlicherweise hatte er fast das gleiche Vertrauen in Runcorn. Dieser Mann hatte etwas Stures, eine Art, sich festzubeißen und bis zum Ende nicht lockerzulassen.
    Mrs Moulton wartete auf die Frage. Damit war sie nicht allein. Pendock zeigte sich allmählich verärgert.
    »Sie haben viel zusammen unternommen?«, fuhr Rathbone fort. »Sie sind zu Nachmittagspartys, Kunst- und Reisefotografieausstellungen und auch ins Theater gegangen und haben natürlich auch im Sommer Gartenpartys besucht?«
    »Wie viele andere auch«, sagte sie misstrauisch.
    »Selbstverständlich. Ohne viele Leute kann man ja wohl kaum von einer Party sprechen, nicht wahr?«, säuselte Rathbone. »Sie beide waren gern zusammen?«
    Auf eine Frage wie diese konnte sie schlecht mit Nein antworten. Sonst hätte sie indirekt zugegeben, Hintergedanken verfolgt zu

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