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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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gelehrter Freund verschwendet schon wieder unsere Zeit. Wir haben längst festgestellt, dass die Angeklagte gelogen hat! Das ist nicht mehr Gegenstand dieses Prozesses.«
    »Mylord!«, rief Rathbone, an Pendock gewandt. »Das ist nicht das Argument, auf das ich hinarbeite. Was Mr Coniston offenbar nicht mitbekommen hat, ist die Tatsache, dass Dinah Lambourn zu keinem Zeitpunkt erwarten konnte, dass man ihr diese Aussage glauben würde.«
    Coniston breitete theatralisch die Hände aus. Es war eine Geste der Hilflosigkeit, mit der er den Zuschauern im Allgemeinen und den Geschworenen im Besonderen den Schluss nahelegte, dass Rathbone wirklich verzweifelt sein musste, wenn er mit allen Mitteln Zeit schinden wollte, um das Unvermeidbare hinauszuschieben.
    »Sir Oliver!«, donnerte Pendock entnervt. »Das scheint in der Tat ein völlig nutzloses Manöver zu sein. Wenn Sie in diesem … Durcheinander so etwas wie einen roten Faden sehen, dann lassen Sie das Gericht das bitte wissen.«
    Rathbone wurde zu größerer Eile gedrängt, als ihm das recht sein konnte, und Pendocks Miene verriet ihm, dass er ihm keinen größeren Spielraum gewähren würde. Bevor ihm endgültig das Wort entrissen wurde, musste er Dinahs so tapferes wie verzweifeltes Wagnis jetzt schildern.
    »Mylord, ich versuche, den Geschworenen zu zeigen, dass Dinah Lambourn glaubte, dass ihr Mann mit der Zurückweisung seiner Untersuchung verunglimpft und dann seine Kompetenz als Wissenschaftler mit übler Nachrede in den Schmutz gezogen worden war. Als er sich weigerte, still und leise zurückzutreten und sich von etwas zu distanzieren, von dem er wusste, dass es die Wahrheit war, wurde er kaltblütig ermordet. Damit das wie ein Selbstmord aussah, wurden die Umstände entspechend arrangiert.«
    Der Gerichtssaal explodierte. Jemand schrie eine wüste Beschimpfung. Ein Mann jubelte. Die Geschworenen fuhren aufgeschreckt herum.
    Pendock drosch mit seinem Hammer auf das Pult und verlangte Ruhe.
    Coniston zeigte sich erst ungeduldig und dann angewidert.
    Sobald sich die Zuschauer einigermaßen beruhigt hatten, fuhr Rathbone mit erhobener Stimme fort: »Sie war willens, sich einem Prozess über einen Mord auszusetzen, den sie nicht begangen hat!«, dröhnte er. »Ihr Ziel war es, sich vor der Öffentlichkeit über den heimtückisch eingefädelten Mord an ihrem Mann Gehör zu verschaffen und zu erzwingen, dass sich wenigstens ein Mensch fand, der seinen Tod noch einmal untersuchte.« Er wandte sich an die völlig verdatterten Geschworenen. »Sie ist bereit, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, damit Sie, die Vertreter unseres Volks, die Möglichkeit bekommen, die Wahrheit über Joel Lambourns Entdeckung zu erfahren und für sich zu beurteilen, ob er ein guter, ehrlicher und fähiger Mensch war, der nach Kräften seinem Land diente, oder ob er verblendet, eitel und letztlich doch ein Selbstmörder war.«
    Er deutete nach oben zur Anklagebank. »So groß war – und ist – ihre Liebe zu ihm. Sie hat niemanden getötet, noch weiß sie, wer Joel Lambourn oder die bedauernswerte Zenia Gadney ermordet hat. Und das werde ich Ihnen beweisen, so wahr es einen gnädigen Gott und in England ein Gesetz gibt!«
    Gegen den Sturm, der jetzt auf den Zuschauerrängen ausbrach, vermochte Pendocks Hammer nichts mehr auszurichten. Schließlich ließ der Richter den Saal räumen und ordnete eine verfrühte Mittagspause an. Dann erhob er sich und eilte hinaus, seine Robe flatterte wie ein gebrochener scharlachroter Flügel.
    Zur Not war Rathbone bereit, Adah und Marianne Lambourn aufzurufen, einfach um Zeit zu gewinnen. Vielleicht entdeckte Monk ja noch in letzter Sekunde einen Beweisfetzen, der hinreichende Zweifel aufwerfen würde. Ursprünglich hatte Rathbone gehofft, zu erfahren, wer Zenia ermordet hatte, und das auch beweisen zu können. Wenn es ihm zudem gelungen wäre zu belegen, dass Lambourn nicht Selbstmord begangen hatte, hätte Dinah rational und liebevoll gewirkt, doch bislang war er bei jedem Schritt in diese Richtung behindert worden. Im Augenblick blieb ihm nur noch die Möglichkeit, vage auf eine manipulierende Person hinzuweisen, der er erst noch einen Namen verleihen musste.
    Vielleicht hätte ihn der bisherige Verlauf des Prozesses nicht überraschen dürfen. Wenn Dinah recht hatte, dann hatte eine Persönlichkeit von enormer Macht sehr viel zu verbergen, und sowohl Pendock als auch Coniston waren dementsprechend in Kenntnis gesetzt worden. Darüber hinaus hatte man wohl

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