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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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    »Ich könnte mir vorstellen, dass Sie einen sehr freundlichen oder zumindest ungezwungenen Umgang mit den meisten Ihrer Kunden pflegen, Mr Jenkins. Sie sind ja auch unbescholtene Bürger, die einem ordentlichen Beruf nachgehen?«
    »Ja … ja, natürlich.«
    »Eine Frau mit wildem, um nicht zu sagen hysterischem Gebaren würde in Ihrem Laden also sofort auffallen?«
    Coniston erhob sich.
    Rathbone drehte sich mit fragender Miene zu ihm um, den Kopf schiefgelegt, als sei er verwundert.
    Mit einem entnervten, unendlich gelangweilten Seufzen ließ sich sein Gegner zurück auf seinen Stuhl sinken. Nichts von alldem würde seinen Eindruck auf die Geschworenen verfehlen. Für einen Moment war ihre Konzentration durchbrochen und die Intensität der Emotionen gemindert worden.
    »Mein gelehrter Freund scheint die Bedeutung meiner Frage nicht erfasst zu haben, Mr Jenkins«, meinte Rathbone mit einem Lächeln. »Vielleicht ist sie auch anderen unklar. Ich versuche zu zeigen, dass Ihr Geschäft in der Nachbarschaft Dienste an der Gesellschaft leistet. Sie kennen sämtliche Frauen in der Umgebung, die ihren täglichen Bedarf an Tee, Zucker, Mehl, Gemüse und so weiter bei Ihnen decken. Das sind anständige, respektable Personen, die sich bei Ihnen unter Freunden fühlen. Eine Frau, die Sie noch nie gesehen haben und die offenbar auch sonst niemand kennt und deren Gebaren hysterisch und sehr fordernd ist, fällt da aus dem Rahmen. Es ist sehr wahrscheinlich, um nicht zu sagen, so gut wie sicher, dass man sich an sie erinnert. Trifft das zu?«
    Jenkins konnte nicht anders, als zuzustimmen. Hatte Coniston mit seinem Verhalten der Verteidigung am Ende sogar unbeabsichtigt einen Gefallen getan? Rathbone wagte nicht, sich mit einem Blick auf ihn zu vergewissern. Dann würden die Geschworenen ihn sofort als Spieler durchschauen.
    »Ich … ich denke, dass ich sie mir merken würde«, murmelte Jenkins.
    »Dann möchte ich Sie bitten, zur Anklagebank zu sehen und mir zu sagen, ob Sie sicher sind, dass die Frau dort oben dieselbe Person ist, die in Ihren Laden kam und fragte, wo Zenia Gadney lebte. Wir haben bereits gehört, dass es eine große, dunkelhaarige Frau war, die ihr ungefähr ähnelte, aber in London gibt es Tausende Frauen dieses Aussehens. Sind Sie sicher, ohne jeden Zweifel sicher, dass sie diese Frau war? Sie schwört, dass sie es nicht war.«
    Jenkins spähte zu Dinah hinauf. Dabei blinzelte er leicht, als wären seine Augen getrübt.
    Rathbone wandte sich an Pendock. »Mylord, darf ich mit Erlaubnis des Gerichts die Angeklagte bitten, sich zu erheben?«
    Pendock blieb keine Wahl. Das Ersuchen war nur eine Förmlichkeit. Hätte er es abgewiesen, hätte er Gründe dafür anführen müssen, und die gab es nicht.
    »Bitte«, brummte der Richter.
    Rathbone drehte sich zur Anklagebank um, woraufhin Dinah sich erhob. Wie Rathbone sofort merkte, wirkte sich das zu ihrem Vorteil aus. Man konnte sie deutlicher sehen, und jeder einzelne Geschworene verrenkte sich schier den Hals. Ihr Gesicht war blass und von der Trauer schwer gezeichnet, doch auf gewisse Weise war sie schöner als bei sich zu Hause, wo ihr alles vertraut war. Auch wenn die Öffentlichkeit sie bereits verurteilt hatte, war sie vom Gericht noch nicht für schuldig befunden worden und durfte darum ihre eigenen Gewänder tragen. Da sie noch um ihren Mann trauerte, war sie entsprechend schwarz gekleidet. Zusammen mit ihren ausdrucksstarken Zügen und ihrer makellosen Haut betonte das auf verblüffende Weise die Schönheit ihres Gesichts, aber auch das darin gespiegelte Leid. Sie wirkte gefasst, als hätte sie nicht mehr die Energie, zu hoffen oder zu kämpfen.
    Jenkins schluckte erneut. »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nich’ sagen, dass sie das war. Sie … sieht anders aus. Ich kann mich nich’ erinnern, dass ihr Gesicht so aussah.«
    »Danke, Mr Jenkins«, stieß Rathbone, vor Erleichterung aufatmend, hervor. »Mein gelehrter Freund wird Sie vielleicht noch etwas fragen wollen, aber was mich betrifft, möchte ich Sie nicht länger davon abhalten, in Ihr Geschäft zurückzukehren und wieder Ihre Dienste an der Gemeinschaft in der Copenhagen Place zu leisten.«
    »Jawohl, Sir.« Nervös wandte sich Jenkins zu Coniston um.
    Der Vertreter der Klage verriet nur für den Bruchteil einer Sekunde ein Zögern, und mindestens ein, zwei Geschworene mussten es bemerkt haben.
    »Mr Jenkins«, begann Coniston in freundlichem Ton, da er gespürt hatte,

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