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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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dass der Ladeninhaber die Sympathien der Zuschauer genoss. Das war ein Mann aus dem Volk, hatte wahrscheinlich eine Familie, die er versorgte, und versuchte sein Bestes in einer Situation, die ihm zuwider sein musste. Sicher wollte er die Befragung so schnell wie möglich hinter sich bringen und wieder in sein ruhiges, von harter Arbeit geprägtes Leben zurückkehren, das ihm viele kleine Freuden bot und in dem er seine Meinung frei äußern konnte, ohne dass jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wurde.
    Rathbone wusste, dass all das nun Coniston durch den Kopf ging, denn er hatte genau dasselbe erwogen.
    Coniston lächelte. »Mr Jenkins, ich stelle fest, dass ich eigentlich keine weiteren Fragen an Sie habe. Sie sind ein aufrichtiger Mann, der durch Zufall und ohne eigenes Zutun in eine höchst unangenehme Situation geraten ist. Ihr Mitgefühl, Ihre Vorsicht und Bescheidenheit sind bewundernswert. Sie haben weder Macht über andere angestrebt noch das Licht der Öffentlichkeit gesucht. Bitte nehmen Sie auch meinen Dank an und kehren Sie in Ihr Geschäft zurück, wo Sie sicher dringend gebraucht werden, zumal so kurz vor Weihnachten.« Er verbeugte sich knapp und kehrte gemessenen Schritts an seinen Platz zurück.
    Pendocks Gesicht verriet Anspannung. Er blickte auf die Uhr, dann zu Rathbone hinüber.
    »Sir Oliver?«
    Rathbone hätte gerne mit Monk gesprochen, bevor er seinen nächsten Zeugen aufrief. Aber dafür war es zu früh. Er erhob sich. »Die Aussage meines nächsten Zeugen könnte sich ziemlich lange hinziehen, Mylord, und ich gehe davon aus, dass Mr Coniston den Wunsch haben wird, einige seiner Angaben sehr genau nachzuprüfen.« Nun sah auch er auf die Uhr. Er wollte es vermeiden zuzugeben, dass er Runcorn nirgendwo entdecken konnte. Aber wenn Pendock ihn dazu zwang weiterzumachen, blieb ihm nichts anderes übrig.
    »Na schön, Sir Oliver.« Der Richter seufzte. »Der Prozess wird bis morgen Vormittag vertagt.«
    »Sehr wohl, Mylord. Danke.«
    Kaum hatte Rathbone sein Zimmer erreicht, schrieb er Runcorn eine Nachricht, mit der Bitte, bei der Fortführung der Verhandlung am nächsten Morgen als Zeuge aufzutreten. Ihre geringen Erfolgsaussichten wären davon abhängig. Er selbst würde die Befragung nach Möglichkeit in die Länge ziehen, denn sonst hätte er außer Dinah selbst kaum etwas vorzubringen, es sei denn, Monk hätte noch etwas entdeckt, das es ihm erlaubte, den Verdacht glaubhaft in eine andere Richtung zu lenken. Er werde zumindest versuchen, die Injektion von Opium mit einer Spritze anzusprechen und auf die verheerende Sucht hinzuweisen, die dadurch ausgelöst würde.
    Kaum hatte er den Brief zusammengefaltet, in einen Umschlag gesteckt und sein Wachssiegel angebracht, befielen ihn Zweifel. Hatte er am Ende zu viel gesagt?
    Müde ging er nach Hause, fand jedoch keinen Schlaf.
    Am Morgen nahm Rathbone unausgeruht und zutiefst besorgt einen Hansom zum Gericht. Runcorn hatte nichts von sich hören lassen, und wenn er nicht erschien, würde Rathbone nichts vorbringen können. Nicht, dass er glaubte, Pendock würde eine Entschuldigung, wie triftig auch immer, akzeptieren. Er hatte nicht einmal die Gewissheit, dass Runcorn seine Nachricht überhaupt erhalten hatte. Für den Fall, dass Runcorn sich heute nicht auf seiner Polizeiwache blicken ließ, hatte er sie der Sicherheit halber zu ihm nach Hause geschickt. Aber vielleicht war er erst spät heimgekommen und zu müde gewesen, um die Post zu öffnen.
    Am Ludgate Circus war die Straße hoffnungslos verstopft von Einkäufern, Freunden, die einander ein frohes Fest wünschten, und Feiernden, die nicht bis zum Weihnachtstag warten wollten.
    Rathbone hämmerte an die Rückwand seiner Kabine, um die Aufmerksamkeit des hinter ihm postierten Kutschers zu gewinnen. »Können Sie nicht einen Weg um dieses Gewühl herum finden? Ich muss zu einem Prozess im Old Bailey!«
    »Ich tu ja schon mein Bestes!«, rief der Mann. »Es is’ eben Weihnachten!«
    Rathbone schluckte die Antwort, die ihm auf der Zunge lag, hinunter. Schließlich konnte der Mann nichts dafür, und mit Grobheit würde er alles nur noch schlimmer machen. Was, um alles auf der Welt, sollte er dem Gericht nur sagen, wenn sein Zeuge nicht auftauchte? Wen konnte er dann noch kurzfristig aufbieten? Man würde ihn für vollkommen unfähig halten! Das Gesicht brannte ihm jetzt schon beim bloßen Gedanken daran.
    Hätte er die Nachricht vielleicht doch zu Runcorns Polizeiwache schicken sollen?
    Schon

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