Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
noch mehr.«
21
Während Rathbone im Gericht Runcorn befragte, lief Monk sich die Füße wund, um mehr über Barclay Herne und Sinden Bawtry in Erfahrung zu bringen, und Hester suchte in aller Stille noch einmal Dr. Winfarthing auf. Sie hatte sich noch nicht entschieden, Monks Warnung, vorsichtig zu bleiben, in den Wind zu schlagen – noch nicht –, doch eines wusste sie schon jetzt: Wenn sie Monk auf ihrer Suche nach dem Arzt mitnahm, von dem Agatha gesprochen hatte, würde sie diesen kaum dafür gewinnen können, mit ihr zu reden.
Wie immer war Winfarthing hocherfreut, Hester zu sehen, doch als er sie mit der ihm eigenen Herzlichkeit begrüßt und sich in seinen Sessel hatte fallen lassen, verriet sein Gesicht, wie schwer seine Sorgen auf ihm lasteten.
»Ich nehme an, Sie sind wegen dieser armen Frau, Dinah Lambourn, gekommen.« Er seufzte niedergeschlagen.
»Ja. Wir haben nicht mehr viel Zeit bis zum Urteilsspruch. Sie kannten Joel Lambourn – Sie haben mit ihm zusammengearbeitet?«
»Und was wollen Sie jetzt von mir, Mädchen?«, schnaubte er. »Wenn ich irgendeinen Beweis dafür hätte, dass er sich nicht selbst umgebracht hat, meinen Sie nicht, dass ich das sofort gemeldet hätte?«
»Natürlich. Aber inzwischen hat sich die Sachlage geändert. Was wissen Sie über Opium und Spritzen?«
Er riss die Augen auf und atmete tief durch. »Ist es das, womit Sie sich jetzt beschäftigen? Dass er jemandem über den Weg gelaufen ist, der Nadeln und Opium verkaufte, das so rein war, dass man es sich direkt ins Blut spritzen konnte? Damit kann man Menschen umbringen, wenn man die Dosierung nicht richtig hinbekommt. Im besten Fall macht man sie mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit süchtig, es sei denn, man beschränkt sich auf wenige Tage.«
»Ich weiß. Im Amerikanischen Bürgerkrieg setzten einige Ärzte Opium ein, um den am schlimmsten Verwundeten zu helfen. Sie glaubten nicht, dass man danach süchtig werden konnte. Natürlich täuschten sie sich. Aber immerhin handelten sie aus edlen Gründen. Aber was ist, wenn jemand das um des Geldes oder – schlimmer noch – um der Macht willen getan hat?«
Winfarthing nickte sehr langsam. »Allmächtiger im Himmel, Mädchen! Sind Sie sicher? Was für ein abscheuliches Verbrechen! Haben Sie jemals gesehen, was das Opium in einem Menschen anrichtet? Haben Sie die Entzugserscheinungen gesehen, wenn er seine Dosis nicht bekommt?« Sein Gesicht war bei der Erinnerung an das Elend vor Kummer völlig verzerrt.
»Nein. Nur die üblichen Schmerzsymptome«, antwortete sie.
»Oh, Schmerzen gibt es auch!«, rief er. »Und Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Panikattacken, Depression, Unruhe, Schlaflosigkeit, Muskelzittern, Krämpfe, Schüttelfrost, Zuckungen, Kopfschmerzen, Gänsehaut, Appetitlosigkeit – und noch andere Folgeerscheinungen, wenn man großes Pech hat.«
Hester spürte, wie sich ihr ganzer Körper anspannte, als würde sie selbst bedroht. »Wie lange?«, fragte sie heiser.
»Das kommt darauf an.« Er beobachtete sie aufmerksam. »Vielleicht nur zwei Tage – oder auch zwei Monate.«
Sie rieb sich über das Gesicht. »Wie können wir ihn nur schnappen? Das Ganze ist ja nicht einmal illegal!«
»Meinen Sie, das weiß ich nicht?« Winfarthing stöhnte müde. »Aber dem Verkäufer winken riesige Gewinne. Wenn man erst einmal von Opium abhängig ist, ist man bereit, alles zu geben, was man hat, oder alles zu tun, was von einem gefordert wird, nur um seine Dosis zu bekommen. Es ist diese Bereitschaft, die das größere Problem darstellt. Wenn Sie recht haben und es wirklich das ist, worauf Lambourn gestoßen ist, dann haben Sie es mit einem von Grund auf bösen Mann zu tun.«
Hester runzelte die Stirn. »Aber warum haben die Kerle Lambourn umgebracht? Was konnte er ihnen denn schon anhaben? Es ist ja nicht gegen das Gesetz, und Lambourn muss das gewusst haben!«
Winfarthing saß wie festgefroren da und starrte sie an, als wäre ihm soeben etwas an ihr aufgefallen, das er noch nie zuvor bemerkt hatte.
»Was ist?«, fragte sie.
»Hatte er vielleicht jemanden mit Entzugserscheinungen gesehen?«, fragte er.
»Das weiß ich nicht …« Dann begriff Hester, woran er dachte. »Sie meinen, dass genau das in seiner Untersuchung stand? Eine Beschreibung der Sucht nach Opium, wenn es gespritzt wird, und der Entzugserscheinungen – verbunden mit der Bitte, auch das in das Gesetz aufzunehmen! Dann könnte man solche Geschäfte für illegal erklären!«
»Ganz genau. Es
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