Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
muss möglich sein, ein Gesetz zu verfassen, das die eingeschränkte Verwendung von Opium in sorgfältig beschrifteten Medikamenten zulässt, wenn sie geschluckt werden. Zugleich muss aber seine Verwendung oder Gabe mittels Spritze verboten werden, es sei denn, es wird von einem Arzt verabreicht, aber auch das nur unter strenger Aufsicht. Dann wäre unser Mann ein Verbrecher – und alles wäre anders.«
    »Das gilt aber nur für die Zukunft. Wie können wir diesen Punkt im Prozess vortragen, um Dinah Lambourn rechtzeitig zu entlasten?«, fragte Hester eindringlich. »Wir haben nur noch Tage! Werden Sie aussagen?«
    »Selbstverständlich. Aber es wird mehr erforderlich sein als meine Stellungnahme, Mädchen. Wir werden den Arzt brauchen, von dem diese Agatha gesprochen hat. Wer ist das überhaupt? Kennen Sie ihn?«
    »Nein. Andererseits habe ich eine Ahnung … Nur weiß ich nicht so recht, wie ich ihn dazu bringen kann, vor Gericht zu erscheinen. Vielleicht kommt er sogar, wenn …« Sie unterbrach sich, weil sie zu verzagt war, um echte Hoffnung anklingen zu lassen.
    »Tun Sie es!«, drängte er. »Ich begleite Sie. Gott im Himmel, ich bin zu jedem verdammten Wagnis bereit, solange ich nur dieses Geschäft mit der Sucht beenden kann. Wenn Sie einen Mann mit Entzugserscheinungen gesehen, ihn schreien und würgen gehört hätten, während er am ganzen Körper von Krämpfen geschüttelt wurde, würden Sie dasselbe tun.«
    »Dinah für ein Verbrechen hängen zu sehen, das sie nicht begangen hat, genügt mir vollauf«, erwiderte Hester. »Aber niemand glaubt an ihre Unschuld. Wir müssen dafür sorgen, dass die Leute den Zusammenhang mit Opium begreifen. Und Ihre Schilderung wird ihnen die Augen öffnen. Ich werde zusehen, dass Oliver Rathbone Sie als Zeugen aufruft. Aber jetzt muss ich weiter zu Agatha Nisbet und sie dazu bringen, mir zu verraten, wo ich diesen Arzt finden kann.«
    »Soll ich mitkommen?«, fragte Winfarthing besorgt.
    Hester überlegte einen Moment lang. Es wäre sicherer und leichter, wenn sie ihn an ihrer Seite hätte, doch Agatha würde sich dann wohl zurückziehen.
    »Nein, danke, aber ich weiß Ihr Angebot zu schätzen.«
    Er funkelte sie wütend an. »Sie sind töricht. Ich sollte darauf bestehen.«
    »Nein, das sollten Sie bleiben lassen. Sie wissen so gut wie ich, dass Agatha nichts mehr sagen wird, wenn ich nicht allein erscheine.«
    Er schnitt eine Grimasse und ließ sich resigniert in seinen Stuhl zurücksinken. »Seien Sie aber vorsichtig«, warnte er. »Wenn sie sich bereit erklärt, seinen Namen zu verraten, geben Sie mir Ihr Wort, dass Sie sie zu ihm mitnehmen. Sonst muss ich Sie trotz allem doch noch begleiten.«
    »Sie haben mein Wort«, versprach Hester.
    Er dankte es ihr mit einem strahlenden Lächeln. »Ich sehe Sie dann im Gericht.«
    Zwei Stunden später stand Hester in »Agony« Nesbits beengtem Büro.
    »Nein«, sagte Agatha tonlos, »das werd ich ihm nich’ antun.«
    Hester starrte sie an. Den Zorn in den Augen der anderen Frau ignorierte sie. »Woher nehmen Sie das Recht, das über seinen Kopf hinweg zu entscheiden? Sie haben gesagt, er sei früher ein guter Mann gewesen, und es sei der Verkäufer von Opium mit einer Spritze gewesen, der ihn verwandelt habe. Geben sie ihm die Chance, wieder so gut zu werden, wie er es früher war. Wenn er diese Chance nicht ergreift, dann können wir das nicht ändern. Lambourn wird zum Selbstmörder abgestempelt, Dinah wird hängen, und niemand wird den Opiumhändlern das Handwerk legen oder die Kerle bestrafen.«
    Agatha schwieg.
    Hester wartete.
    »Ich werd nich’ versuchen, ihn zu überreden«, sagte Agatha schließlich. »Sie haben nich’ gesehen, was Entzug is’, sonst würden Sie nich’ um so was bitten. Sie würden das niemandem zumuten, schon gar nich’ ’nem Menschen, den Sie mögen … ’nem Freund.«
    »Das vielleicht nicht«, räumte Hester ein. »Aber ich würde ihn auch nicht bevormunden.«
    »Wenn er jemand braucht, dann den Mann, der ihm das Opium liefert«, meinte Agatha. »Ohne das Zeug leidet er monatelang unter dem Entzug, vielleicht sogar sein Leben lang, mal mehr, mal weniger.«
    »Können Sie es ihm nicht besorgen?«
    »Ich hab ja kaum genug für die Verletzten. Woll’n Sie mir etwa Ihres geben? Wissen Sie überhaupt, wie viel nötig is’, um ’nen Süchtigen auf die Beine zu bekommen?«
    »Nein. Gibt es da einen Unterschied?«
    »Sie sind ’n zähes Luder!«, zischte Agatha.
    »Ich bin Krankenschwester«,

Weitere Kostenlose Bücher