Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Jahren hat es nur das Übliche gegeben: Totschlag und Erwürgen. Niemand ist aufgeschlitzt und zerfetzt worden.« Angewidert presste er die Lippen aufeinander. »Es gibt keine Hinweise, dass der Mörder so was schon einmal getan hätte, weder hier noch am anderen Ufer.« Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, diese Tat ist eine Ausnahme, Sir. Und ich weiß nicht, ob sie überhaupt etwas mit Dr. Lambourn zu tun hat. Und ich kann einfach niemanden finden, den sie sonst noch kannte – bis auf die üblichen Leute im Viertel, mit denen man eben ins Gespräch kommt: Ladeninhaber, eine Wäscherin und ein alter Mann zwei Straßen weiter, aber der ist schon über achtzig und kann kaum noch laufen, schon gar nicht zum Pier.«
»Und Lambourn war zu dem Zeitpunkt bereits zwei Monate tot«, bemerkte Monk. »Da in ihrer Umgebung offenbar niemand ein Motiv hatte, können wir nur noch die Leute überprüfen, die mit Lambourn verbunden waren. Was könnte er Zenia Gadney erzählt haben, dass irgendjemand glaubte, sie deswegen umbringen zu müssen, noch dazu auf diese Weise?«
»Um uns weiszumachen, das wäre die Tat eines Wahnsinnigen gewesen und hätte mit Limehouse und ihrem Beruf zu tun, aber nicht mit Lambourn«, antwortete Orme. »Das muss wirklich jemand im Blutrausch gewesen sein, Gott stehe uns bei. Ich habe noch nie so etwas … Bestialisches gesehen. Und so sinnlos! Wozu? Sie war ja schon tot!«
Monk widersprach nicht. »Was brachte Lambourn dazu, sich gerade zu diesem Zeitpunkt umzubringen? Warum nicht früher, oder später?«, fragte er, halb im Selbstgespräch. »Was hatte sich auf so schreckliche Weise geändert?«
Orme schwieg. Er wusste, dass von ihm keine Antwort erwartet wurde.
Dasselbe wollte Monk zwei Stunden später auch von Lambourns ehemaligem Assistenten wissen. Dieser, ein junger Arzt namens Daventry, wirkte etwas unglücklich darüber, dass er jetzt unter Lambourns Nachfolger arbeiten musste, einem steifen, sehr geschäftigen Mann, der keine Zeit für ein Gespräch mit Monk hatte und nur zu froh war, ihn mit einer Ausrede weiterschicken zu können.
Diesmal formulierte Monk seine Fragen etwas vorsichtiger. Er stand in einem hell erleuchteten Labor zwischen Gläsern, Flaschen, Phiolen, Brennern, Becken und Retorten. Jede freie Fläche war vollgestellt mit Geräten aus Glas und Metall. Eine Wand verschwand komplett hinter Stapeln von Akten.
»Sie haben bis zu Dr. Lambourns Tod eng mit ihm zusammengearbeitet?«, begann Monk.
»Ja.« Daventry strich sich sein nicht zu bändigendes dunkles Haar aus den Augen und starrte Monk wütend an. »Was wollen Sie jetzt schon wieder? Warum können Sie ihn nicht in Frieden lassen? Er war ein guter Arzt, besser als dieser …« Er unterbrach sich abrupt. »Verschwenden Sie meine Zeit nicht. Was wollen Sie?«
Monk war froh, auf jemanden zu stoßen, der Lambourn die Treue hielt, auch wenn das ihm selbst die Aufgabe vielleicht erschwerte. »Ich bin von der Wasserpolizei, nicht von der Regierung«, sagte er.
»Und wo ist der Unterschied?«, blaffte Daventry. Erst dann musterte er Monks Gesicht eingehender. »Verzeihen Sie«, entschuldigte er sich. »Ich bin es nur müde zu hören, dass Dr. Lambourn von zahllosen Menschen in den Schmutz gezogen wird, die ihn überhaupt nicht kannten und nicht an seine Arbeit glaubten.«
Monk änderte seinen Ansatz auf der Stelle. »Sie haben sehr wohl daran geglaubt?«, fragte er.
»Ich kenne sie nicht wirklich.« Daventry bemühte sich um Aufrichtigkeit. »Nur das eine oder andere Teilchen. Ich habe einen Teil der Daten für ihn gesammelt. Aber er war sehr akkurat und nahm nie etwas in seine Untersuchung auf, das er nicht überprüfen konnte. Er hat sogar einige von meinen Ergebnissen wieder hinausgeworfen, weil ich keine Gegenprobe anhand von mindestens zwei Informanten gemacht hatte.«
»Über Opium?«
»Unter anderem. Er arbeitete an allen möglichen Medikamenten. Aber ja, dasjenige, das ihm zuletzt am meisten am Herzen lag, war Opium.«
»Warum?«
Daventrys Augenbrauen schossen nach oben. »Warum ? « , fragte er ungläubig.
»Ja. Was genau erforschte er, und für wen?«
»Den Gebrauch von Opium durch die Allgemeinheit, weil es zu viele Menschen tötet. Und zwar für die Regierung, für wen sonst?« Daventry starrte Monk an, als wäre er ein besonders dummes Schulkind. Dann bemerkte er die Verwirrung in dessen Miene. »Die Regierung erwägt, ein Gesetz zur Regulierung der Verwendung von Opium in Heilmitteln zu
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