Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
es zu versuchen, der hohe Anspruch, all das überforderte ihn am Ende.«
»Ich weiß nichts über sein Privatleben!«, stieß Wembley erregt hervor, als fühlte er sich persönlich angegriffen. »Aber in seinem Beruf war er hervorragend. Auf seinem Gebiet einer der führenden Köpfe. Er setzte sich selbst hohe Maßstäbe – und ich glaube nicht, dass er sie nicht erfüllte. Jedenfalls war er robust genug, um in einem gewissen Rahmen mit seinem Scheitern zu leben. Menschenskind, es gibt keinen Arzt auf der Welt, der nicht Woche für Woche mit etwas scheitert und damit leben muss!«
In einer frustrierten Geste hob er beide Hände. »Menschen sterben, Menschen schaffen es nicht, eine lähmende Krankheit zu überwinden. Sie selbst tun doch auch Ihr Bestes. Vielleicht gelingt es Ihnen sogar, jeden Fall zu klären, aber mit Sicherheit können Sie nicht jedes Verbrechen verhindern!« Sein Ton enthielt eine Anklage. Offenbar fühlte er sich von Monk angegriffen, was dieser zu keinem Zeitpunkt beabsichtigt hatte.
Doch Monk war auf eine verquere Weise erfreut. »Sie glauben also nicht daran, dass er Selbstmord begangen haben könnte, weil er sich als beruflich gescheitert empfand?«
Wembleys Züge strafften sich. Sie verrieten eindeutig Zorn. »Nein, das glaube ich nicht!«
»Weswegen dann?«
»Das weiß ich nicht!« Er funkelte Monk an. »Ich bin gezwungen, mich an die vorliegenden Tatsachen zu halten. Er wurde am frühen Morgen in einem abgelegenen Teil des Greenwich Park gefunden. Er war allein. Er hatte Opium eingenommen, und zwar genügend, um schläfrig zu werden und vielleicht jedes Schmerzempfinden und womöglich eine vollkommen natürliche Angst zu betäuben. Er hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten und war verblutet.«
Monk beugte sich leicht vor. »Woher wissen Sie, dass er das Opium von sich aus einnahm und sich die Pulsadern selbst aufschnitt?«
Wembleys Augen weiteten sich. »Wollen Sie sagen, dass jemand anders das getan hat, um ihn dann verbluten zu lassen? Wozu, um Himmels willen? Und warum hat er sich nicht gewehrt? Er war kein kleiner oder schwacher Mann, und er war nicht gefesselt worden. Die Opiummenge in seinem Körper war beträchtlich, aber sie hätte nicht ausgereicht, um ihn auf der Stelle empfindungslos zu machen. Er muss in das, was sich abspielte, eingewilligt haben, zumindest anfangs.«
Monk überlegte fieberhaft. »Seine Handgelenke waren aufgeschnitten? Könnten die Verletzungen Anzeichen einer Fesselung verborgen haben?«
Wembley schüttelte langsam den Kopf. »Sie waren längs an der Innenseite aufgeschnitten, dort, wo die Schlagader ist. Wenn man ihn gefesselt hätte, wären an der Außenseite Striemen gewesen.«
Monk war noch nicht bereit, sich geschlagen zu geben. »Irgendwelche blauen Flecken?«
»Keine, die ich erkennen konnte. Jedenfalls nicht an den Knöcheln.«
»Im Gesicht?«
»Selbstverständlich nicht! Das wäre mir wohl kaum entgangen!«
»Wie sahen seine Haare aus?«
»Grau. Erste Anzeichen einer Stirnglatze. Warum?« Diesmal hatte Wembley allerdings gezögert.
»Und am Hinterkopf?«
»Immer noch dicht. Halten Sie es für möglich, dass das Haar einen Bluterguss verdeckte?«
»Hätte es denn einen geben können?«
Wembley nahm einen langen, tiefen Atemzug und ließ die Luft mit einem Seufzen entweichen. »Ich bin nicht darauf gekommen, das zu überprüfen. Möglich ist es. Aber Blut gab es keines. Das hätte ich bemerkt.«
»Wie hat er das Opium eingenommen?«
»Das weiß ich nicht. Wo wäre der Unterschied?«
»Pulver in einem Tütchen?«, fragte Monk. »Und Wasser, um es hinunterzuschlucken. Eine Lösung der einen oder anderen Art? Etwas wie Laudanum oder irgendein anderes, frei erhältliches Medikament?«
»Was hat das jetzt noch zu bedeuten?« Wembley sprach langsamer; seine Neugier war geweckt.
»Man kann Opium nicht lose mit sich herumtragen«, erklärte Monk. »Und Pulver kann man nicht einnehmen, ohne es in irgendetwas aufzulösen. Laudanum würde man in einer Flasche aufbewahren.«
Wembley schürzte die Lippen. »Die Polizei muss sie sichergestellt haben. Ich habe keine Flasche, Tüte oder sonst etwas gesehen. Wahrscheinlich hätte ich fragen sollen. Aber ich hielt es nicht für wichtig. Die Situation wirkte ja völlig eindeutig. Und ich gebe zu, dass ich erschüttert war«, rechtfertigte er sich. »Ich bewunderte seine Leistungen, und insoweit ich ihn kannte, mochte ich ihn.«
Für einen langen Moment trat Schweigen ein. Im Korridor draußen
Weitere Kostenlose Bücher