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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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den nicht gekennzeichnetes Opium anrichten kann, verworfen hat. Sein guter Ruf war zerstört, und das hielt er nicht aus.«
    »War er denn so … zerbrechlich?«, fragte Hester zweifelnd. »Wenn er sich wirklich selbst getötet hat, dann muss es doch sicher einen besseren Grund gegeben haben als diesen. Rauchte er selbst Opium? Oder hatte Zenia Gadney ihre Affäre beendet oder vielleicht damit gedroht, ihn bloßzustellen? Wollte sie zu seiner Frau gehen und ihr sagen, er hätte irgendwelche merkwürdigen Vorlieben oder dergleichen?« Sie beugte sich leicht vor, die Stirn in tiefe Falten gelegt. Das »Brutzel und Zisch« war einstweilen vergessen. »William, das ergibt doch überhaupt keinen Sinn, egal, ob es mit Zenia Gadneys Ermordung zu tun hat oder nicht.«
    »Ich weiß.«
    »Hast du Einsicht in die Studie erhalten?«
    Monk schüttelte den Kopf. »Nein. Sämtliche Abschriften wurden vernichtet. Und seine Frau, Dinah Lambourn, sagt, dass sie ohnehin über seine Affäre Bescheid wusste.«
    Hester starrte ihn verwirrt an. »Glaubst du ihr?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Was ist sie für ein Mensch?«, fragte Hester neugierig, in Gedanken schon dabei, sich ein Bild von dieser Frau zu machen, die so viel verloren hatte und mit aller Macht versuchte, sich an irgendeinen Sinn in ihrem Leben zu klammern.
    »Sehr emotional«, sagte Monk leise. »Aber sie hat eine Art von Würde, die man bewundern muss. Sie glaubte leidenschaftlich an ihn und tut das immer noch. Sie ist davon überzeugt, dass er ermordet wurde.«
    Die Verwirrung stand Hester ins Gesicht geschrieben. Andererseits konnte sie verstehen, dass eine solche These ein naheliegender Strohhalm war, an den man sich klammerte, wenn man verzweifelt war. »Hältst du das für möglich?«, fragte sie skeptisch.
    Sie bemerkte, wie Monk nachdenklich das Gesicht verzog.
    »So allmählich frage ich mich das selbst«, erwiderte er. »Er soll eine sehr hohe Dosis Opium eingenommen und sich dann die Pulsadern aufgeschnitten haben.« Er begleitete seine Worte mit einer Handbewegung. »Auf dem One Tree Hill im Greenwich Park.«
    »Er soll ?«, fragte sie.
    »Die Beweislage scheint unklar«, meinte er mit einem knappen Kopfschütteln. »Nichts, was Opium enthielt, wurde bei ihm gefunden: Kein Tütchen, keine Flasche, aus der er hätte trinken können. kein Messer, keine Klinge. Der Polizeiarzt, der ihn untersucht hat, kannte ihn sogar persönlich und ist sich dennoch nicht sicher. Einer von Lambourns Assistenten hat bestritten, dass ihn die Ablehnung der Untersuchung in Verzweiflung gestürzt hätte. Er meinte, Lambourn hätte beabsichtigt zu kämpfen. Sein anderer Helfer dagegen meinte, er wäre daran zerbrochen.«
    Hester erhob sich, nahm die Teekanne vom Herd und schenkte sich und ihm je eine Tasse ein. Dampf stieg davon auf, und ein Wohlgeruch breitete sich aus. Schweigend reichte sie Monk eine Tasse.
    »Seine Frau sagt, er sei stark gewesen, seine Schwester bezeichnet ihn als schwach«, fuhr Monk fort. »Aber selbst wenn er umgebracht wurde, ist mir nicht klar, wie das mit Zenia Gadneys Ermordung zusammenhängen könnte, außer dass seine Frau das behauptet.«
    »Warum?« Erneut zeigte sich Hester verwirrt.
    »Ich glaube, weil sie verzweifelt ist«, gestand er. »Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als dass die Person, die man über alles liebt, sich das Leben nimmt, ohne einem irgendetwas zu sagen und ohne einem eine Möglichkeit zu geben, zu helfen oder es zu verstehen.«
    Hester wollte sich das gar nicht ausmalen, und doch empfand sie herzzerreißendes Mitleid für diese Frau, über die sie sonst nichts wusste. Wie konnte das Glück, an das man glaubte, so zerbrechlich sein? Heute hatte man ein Heim, einen Platz in der Gesellschaft und das eine, das wirklich zählte – einen Seelengefährten –, und am nächsten Tag war alles weg, einfach verschwunden. Jedoch nicht, weil es einem die Zeit oder eine Krankheit genommen hatte, was eine nachvollziehbare Entwicklung bedeutete, sondern auf grausame Weise, ohne dass man einen Grund erfuhr. Alles, was man zu wissen geglaubt hatte, war weggefegt, und zurück blieb etwas, das dem, was man gehabt hatte, zwar ähnlich sah, doch in Wirklichkeit eine leere Hülle war, mit deren Inhalt sich jede Gewissheit aufgelöst hatte.
    »Hester …« Seine Stimme durchdrang ihre Gedanken.
    »Ist dann nicht …?«, begann sie. »Ist dann nicht alles, was zählte, verschwunden?«
    »Ja. Zu lieben ist immer gefährlich.« Ein trauriges Lächeln

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