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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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verraten wie Oliver, und ihre Freundschaft war zerbrochen – für immer, wie es den Anschein hatte.
    Hester vermochte sie nicht von dieser Sichtweise abzubringen. Lange und voller Trauer hatte sie darüber gegrübelt. Ihre Freundschaft bedeutete ihr viel, und sie wollte sie retten. Doch über das, was Arthur Ballinger getan hatte, konnte man nicht hinwegsehen, nur weil er Margarets Vater gewesen war. Insbesondere über seinen zweiten Mord nicht, begangen an einer jungen Frau, der zu helfen Hester ein besonderes Anliegen gewesen war. Der Kummer darüber verfolgte Hester immer noch.
    An Geld für Medikamente, Essen und Brennstoffe zu gelangen, das erwies sich nun nach Margarets Rückzug als umso schwieriger. Um Spenden zu bitten gehörte nicht unbedingt zu Hesters Gaben. Das erforderte nicht nur Charme, sondern auch diplomatisches Auftreten, und das hatte ihr noch nie gelegen. Gegenüber Heuchelei und gezierten Ausreden konnte sie keine Toleranz aufbringen – irgendwann kam unweigerlich der Moment, da die Wahrheit aus ihr herausplatzte. Doch zu guter Letzt hatte Christine Burroughs einen neuen Förderer aufgetrieben und sie alle aus der Not gerettet.
    Scuff war noch in seinem Zimmer oben und mühte sich durch ein Buch. In einer höchst komplexen Mischung aus Stolz und Frustration versuchte er das allein, und Hester besaß genügend Einfühlungsvermögen, um nicht in seine Privatsphäre einzudringen.
    Vielleicht würde Monk heute Abend rechtzeitig nach Hause kommen und mit ihnen essen.
    Gerade hatte sie die letzte Zwiebel klein gehackt, als sie Monks Schritte im Flur hörte. Sie klangen schwer, als wäre er müde und vielleicht auch enttäuscht.
    Eilig legte sie das Messer beiseite und wusch sich die Hände, um den Zwiebelgeruch loszuwerden. Als Monk eintrat, hängte sie gerade das Handtuch an der Leiste über der Ofentür auf. Er lächelte sie an, doch das vermochte seinen müden Gesichtsausdruck nicht zu überdecken. Daran änderte sich auch nichts, als er Hester sanft küsste.
    »Was ist?«, fragte sie, sobald er sich von ihr löste. »Was ist passiert?«
    Er wich ihrer Frage aus. »Wo ist Scuff?«
    »Oben, er liest«, antwortete sie. »Er ist nicht so gut, wie er vorgibt, macht aber Fortschritte. Möchtest du eine Tasse Tee vor dem Essen?«
    Er nickte und setzte sich auf den Stuhl am Kopfende des Tischs, beugte sich dann vor, um den Rücken zu entspannen, und stützte sich mit den Ellbogen auf das blank geschrubbte Holz.
    »Nichts Neues in deinem Fall?«, fragte Hester, während sie den Wasserkessel in die Mitte der Herdplatte schob und dann den Teewärmer aus dem Schrank nahm. Den Herd brauchte sie nicht nachzuschüren; das Feuer prasselte längst und würde das Wasser bald zum Kochen bringen.
    »Ich weiß nicht«, brummte Monk. »Die einzige Person, mit der Zenia Gadney allem Anschein nach wirklich Kontakt hatte, war ein hochangesehener Arzt, der für die Regierung eine Untersuchung über den Gebrauch und Verkauf von Opium durchführte.«
    »Opium?« Sie unterbrach ihre Vorbereitungen für das Abendbrot und setzte sich Monk gegenüber an den Tisch. Ihr Interesse war geweckt. Als Krankenschwester kannte sie den fast unüberschaubar großen Verwendungsbereich. Wenn man Opium länger nahm, konnte es einen süchtig machen, vor allem, wenn man es nicht einnahm, sondern wie die Chinesen in Tonpfeifen rauchte.
    Kurz erläuterte Monk Hester Joel Lambourns Studie im Rahmen des geplanten Arzneimittelgesetzes.
    »Aber was hat das mit Zenia Gadneys Tod zu tun?«, hakte sie nach, weil sie seinem Gedankengang noch nicht ganz folgen konnte. »Du verdächtigst ihn doch nicht, oder?«
    »Er hat vor zwei Monaten Selbstmord begangen«, erwiderte er mit einem düsteren Lächeln. »Das war vor ihrem Tod.«
    »Das ist ja schrecklich!«, ächzte Hester betroffen. »Armer Mann! Warum hat er sich das Leben genommen? Und wenn er vor ihrer Ermordung schon tot war, warum kümmerst du dich dann noch um den Fall? Das verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht«, gestand Monk. »Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es einen Zusammenhang gibt, außer dass er sie kannte und anscheinend finanziell versorgte. Wäre die Reihenfolge umgekehrt, würde ich sagen, er hätte erst sie und dann sich selbst umgebracht.«
    »Warum hat er sich das Leben genommen?«, wiederholte Hester ihre Frage. »Bist du sicher, dass es Selbstmord war?«
    »Das offizielle Urteil lautet, dass er sich selbst getötet hat, weil die Regierung seine Untersuchung über den Schaden,

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