Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
flackerte über sein Gesicht, und er streichelte ihr zärtlich die Hand. »Und wie du mir mehr als einmal gesagt hast, gibt es nur eines, was noch schlimmer ist: nicht zu lieben.«
In diesem Moment erschien Scuff in der Tür. Er hielt ein Buch in der Hand und wirkte hochzufrieden mit sich. »Ich hab’s ausgelesen!«, verkündete er triumphierend und schaute Hester Beifall heischend in die Augen. Er entdeckte ihn auch sofort, und sein Blick wanderte weiter zum Herd. »Abendbrot schon fertig?«
»Noch nicht.« Nur mit Mühe wahrte Hester eine ernste Miene. »Du hast noch Haushaltspflichten zu erledigen. Erst wenn du damit fertig bist, gibt es Brutzel und Zisch.«
Sein Grinsen reichte von einem Ohr zum anderen. Er warf Monk einen Blick zu, nur um sich zu vergewissern, dass mit ihm alles in Ordnung war, dann stürmte er hinaus. Sie hörten ihn durch die Spülküche in den Hinterhof poltern, um dort zu fegen und aufzuräumen.
»So viel zur Gewissheit im Herzen.« Hester lächelte und erhob sich wieder. »Dann stelle ich mal besser den Brutzel und Zisch auf den Herd und mache mit dem Pudding weiter, sonst wird er nicht rechtzeitig fertig.«
Am späten Morgen des nächsten Tages stand Hester im Sprechzimmer eines Mannes, den sie seit ihren Tagen als Krankenschwester bei der Armee vor dreizehn Jahren kannte. Seitdem war sie ihm zwei-, dreimal begegnet und hoffte, dass er sich noch an sie erinnerte.
Dr. Winfarthing war ein umfangreicher Mann, und zwar in jeder Hinsicht: groß und rund, dazu eine mächtige Haarmähne von allmählich verblassendem Kastanienbraun, die jetzt grau gesprenkelt war und in alle Richtungen flog. Seine Züge verrieten Großzügigkeit, und hinter einer Brille, bei der man immer meinte, sie würde ihm jeden Moment von der Nase rutschen, funkelten freundliche Augen.
»Natürlich erinnere ich mich an Sie, Mädchen!«, rief er fröhlich. »Beste Krankenschwester, die ich kenne, und die penetranteste! Wen haben Sie jetzt wieder auf die Palme gebracht?«
Hester nahm ihm das überhaupt nicht übel. Aus seinem Mund war es fast ein Lob. Als Hester von der Krim zurückgekehrt war, hatte sie große – und unrealistische – Hoffnungen darauf gesetzt, das Pflegewesen in England zu reformieren. Bei Verzögerungen wurde sie ungeduldig, vor allem, wenn sie von Leuten verursacht wurden, die sich an veraltete, teilweise sogar fehlerhafte Methoden klammerten, nur weil sie damit vertraut waren. Wenn es um Menschenleben ging, hatte sie sich noch nie um Takt geschert.
»Im Moment niemanden«, antwortete sie mit einem selbstironischen Lächeln.
Winfarthing bot ihr mit weit ausladender Geste einen Stuhl in seinem ebenso geräumigen wie chaotischen Büro an. Wie immer war es vollgestopft mit Büchern, von denen viele nicht einmal entfernt mit Medizin zu tun hatten. So waren mehrere Gedichtbände darunter und einige Märchen, die ihn über die Jahre amüsiert oder seine Fantasie angeregt hatten.
»Soll ich mir damit schmeicheln, dass Sie einfach nur gekommen sind, um zu sehen, wie es mir geht?«, fragte er mit einem schiefen Lächeln. »Das wäre in der Tat ein Mordsspaß – zu beobachten, wie Sie es schaffen, hier herauszukommen, ohne meine Gefühle verletzt zu haben, und dabei einen Hauch von Anmut zu bewahren.«
»Dr. Winfarthing!«, protestierte Hester. »Ich …«
»Brauche Hilfe bei etwas«, beendete er den Satz für sie. »Ist es eine medizinische Angelegenheit, oder eine politische?«
Seine Frage kam der Wahrheit näher, als Hester erwartet hatte. Sie erinnerte sie daran, wie gut sie einander gekannt hatten – und wie leicht durchschaubar Hester gewesen war.
»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete sie freimütig. »Kannten Sie einen gewissen Dr. Joel Lambourn?«
Alles Leuchten verschwand aus Winfarthings Gesicht. Mit einem Schlag wirkte es zerknittert und traurig und verriet, wie schwer die Jahre auf ihm lasteten. »O ja«, antwortete er. »Und ich mochte ihn. Er war ein außerordentlich anständiger Mann. Sie hätten ihn gemocht, auch wenn er Sie zur Weißglut gereizt hätte. Obwohl, wenn ich es recht bedenke, wäre es wahrscheinlich nicht so weit gekommen. Sie sind klüger, als er es je war, der arme Kerl.«
Hester war perplex. Aber das war bei Winfarthing nichts Neues. Er hatte es seit jeher vermocht, sie aus dem Konzept zu bringen. Er war einer der freundlichsten Menschen, die sie kannte, und er beobachtete mit messerscharfem Verstand. Wenn er einen Menschen mochte, zögerte er nie, offen mit
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