Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Schultern. »Tee?«
»Nein, danke«, lehnte Monk ab. Nach der langen Fahrt in der Kälte sehnte er sich nach einem heißen Getränk, aber er wollte die Gastfreundschaft dieses Mannes nicht annehmen. »Was kann ich für Sie tun, Mr Herne?«
Herne deutete auf einen Stuhl und ließ sich seinerseits in einem grünen Ledersessel gegenüber nieder, hinter dem ein munteres Kaminfeuer prasselte.
»Ziemlich beunruhigende Situation«, meinte er bedauernd. »Ich habe erfahren, dass Sie den Tod meines verstorbenen Schwagers untersuchen, und zwar etwas eingehender, als das bisher geschehen ist. Ist das wirklich nötig? Meine Frau trägt das alles sehr tapfer, aber wie Sie sich vorstellen können, ist es höchst unangenehm für sie. Sind Sie verheiratet, Mr Monk?«
»Ja.« Monk hatte wieder Amity Hernes kühle, vollkommen gefasste Miene vor Augen. In einem Punkt gab er ihrem Mann schon jetzt recht: Wenn sie tatsächlich litt, verbarg sie das außerordentlich geschickt. Gleichwohl wählte er seine Worte mit Sorgfalt. »Und wenn meine Frau je einen solchen Verlust erleiden sollte, wäre ich stolz auf sie, könnte sie ihn mit solcher Würde ertragen.«
Herne nickte. »Das bin ich allerdings auch. Dennoch wäre es mir bei Weitem lieber, könnten wir ihr jetzt jeden nur erdenklichen Beistand leisten und die Angelegenheit so rasch wie möglich regeln. Der arme Joel war …« Er deutete ein kaum sichtbares Schulterzucken an und senkte die Stimme geringfügig. »… innerlich nicht so ausgeglichen, wie andere das anscheinend glauben. Schließlich erzählt man nicht jedermann von den Problemen in der Verwandtschaft. Es ist nur zu natürlich, wenn man versucht, sie zu schützen … Sie verstehen?«
»Gewiss.« Monk wartete neugierig darauf, zu erfahren, was Herne nun wirklich von ihm wollte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es ihm nur darum ging, seiner Frau jede Belastung zu ersparen. Sie noch einmal zu verhören, hatte Monk ohnehin nicht in Erwägung gezogen. Er bezweifelte, dass er etwas anderes zu hören bekommen würde als bei ihrer ersten Aussage, als sie gemeint hatte, Dinah wäre naiv hinsichtlich Lambourns Schwächen gewesen, während ihr Mann es vielleicht nicht vermocht hätte, dem Druck, den sie mit ihrer idealistischen Sicht auf ihn ausübte, standzuhalten.
Herne schien es nun seinerseits Mühe zu bereiten, die richtigen Worte zu finden. Als er schließlich zu Monk aufblickte, trug sein Gesicht einen Ausdruck von Freimütigkeit.
»Unsere Beziehung war nicht immer unproblematisch«, vertraute er ihm an. »Als meine Frau und ich heirateten, lebten wir in Schottland. Um die Wahrheit zu sagen, wir sahen Joel und Dinah kaum. Meine Frau stand Lambourn nicht sehr nahe. Zwischen ihnen klaffte ein erheblicher Altersunterschied, sodass sie getrennt voneinander aufwuchsen.«
Monk wartete.
Anspannung zeigte sich jetzt in Hernes Haltung. Seine Hände waren so starr, dass die Knöchel sich weiß färbten. Mit einem matten, um Entschuldigung bittenden Lächeln meinte er: »Erst vor Kurzem hat es mir gedämmert, dass Joel weit komplizierter war, als er auf seine Freunde und Bewunderer wirkte. Ach, charmant war er gewiss, auf eine sehr ruhige Weise. Er hatte ein phänomenales Gedächtnis und konnte sehr unterhaltsam sein, wenn er aus dem Nähkästchen plauderte und wirklich höchst ungewöhnliche Dinge zum Besten gab.« Er zögerte. »Und natürlich Witze. Keine von der Sorte, über die man laut lacht, sondern solche, die eher stilles Vergnügen bereiten, Belustigung über die Absurditäten des Lebens.« Erneut hielt er inne. »Es war sehr leicht, ihn zu mögen.«
Monk setzte schon dazu an zu fragen, was Herne nun eigentlich von ihm wollte, überlegte es sich dann aber anders. Vielleicht erfuhr er mehr, wenn er sein Gegenüber einfach weiterplaudern ließ.
Unvermittelt blickte ihm Herne in die Augen. »Aber er war nicht der Mann, den die arme Dinah in ihm sehen wollte.« Erneut senkte er die Stimme. »Er hatte eine einsame, eine viel dunklere Seite. Ich wusste von dieser Frau, die er in Limehouse unterhielt. Er besuchte sie regelmäßig. Wann genau oder wie oft, kann ich allerdings nicht sagen. Sie werden sicher verstehen, dass ich von den Details lieber nichts wissen wollte. Das war ein hässlicher Winkel in seinem Wesen, und ich wäre wirklich froh gewesen, nie etwas davon zu Gesicht zu bekommen.« Er machte eine kleine missbilligende Geste, die offenließ, ob sie dem galt, was er bei Lambourn alles für möglich erachtete,
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