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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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heftiger. Monk sah, wie die Tropfen von der Straße abprallten und das Wasser durch die Rinnen wirbelte. Frauenröcke waren längst durchnässt, Männer, die sich hinter ihren Schirmen verschanzten, rempelten einander an.
    Hatte sich Dinah von Joel betrogen gefühlt? Hatte sie einen Abgott aus ihm gemacht, nur um zu entdecken, dass der Sockel, auf den sie ihn gestellt hatte, noch brüchiger war als Lehm, und war die Ermordung Zenia Gadneys ihre Rache an einem gefallenen Gott gewesen?
    Oder waren all diese Spekulationen vielleicht doch an den Haaren herbeigezogen? Monk konnte das nur hoffen. Aus tiefstem Herzen wünschte er sich, er hätte unrecht. Er hatte Dinah gemocht, ja bewundert. Aber nun würde er die ganze Wahrheit über sie aufdecken müssen.
    Er beugte sich vor und wies den Kutscher an, die Richtung zu ändern und ihn zur Britannia Bridge zu bringen, wo die Commercial Road East den Limehouse Cut kreuzte und in die West India Dock Road überging. Ein weiteres Mal musste er die Läden aufsuchen: den Krämer, den Bäcker und dazu all die Häuser in der Copenhagen Place.
    Als er in dem Viertel eintraf, hatte es aufgehört zu regnen. Auf dem Bürgersteig an der Ecke zwischen der Solomon’s Lane und der Copenhagen Place spielte ein gutes Dutzend Kinder Himmel und Hölle. Weiter vorn standen zwei Wäscherinnen, gewaltige Kleiderbündel gegen die Hüften gestemmt, auf der Straße und unterhielten sich. Ein Hund wühlte voller Hoffnung in einem Abfallhaufen. Zwei junge Frauen feilschten bei einem Gemüsekarren mit dem dahinter postierten Mann. Ein junger Bursche mit schief aufgesetzter Schirmmütze schlenderte pfeifend auf der Bordsteinkante vorbei. Es war eine fröhliche Variéténummer, die er zum Besten gab, und er traf jeden Ton.
    Monk tat nicht gern, was er jetzt im Begriff war zu tun, doch wenn er nicht jede Gelegenheit nutzte, um seine Idee zu überprüfen, würde sein Verdacht ihn ewig verfolgen. Er fing gleich mit den Wäscherinnen an. Wie hätte sich Dinah wohl gekleidet, wenn sie hierhergekommen wäre, um Zenia Gadney zu suchen? Gewiss nicht modisch. Vielleicht hätte sie sich sogar von einem Dienstmädchen den Umhang geliehen, um den Schnitt und den feinen Stoff ihrer Kleider zu verbergen. An wen hätte sie sich gewandt, und welche Fragen hätte sie gestellt?
    »Verzeihen Sie«, sprach Monk die Wäscherinnen an.
    »Ham Sie jetzt endlich rausgefunden, wer sie abgemurkst hat?«, blaffte ihn die eine an. Sie hatte blondes Haar, das dort, wo die blasse Wintersonne darauf schien, heller wirkte, und ein breites, doch durchaus hübsches Gesicht.
    Es verblüffte Monk, dass sie genau wussten, wer er war. Er trug doch keine Uniform! Aber vielleicht hätte er damit rechnen müssen. Dass er eine auffällige Erscheinung war, wusste er aus langjähriger Erfahrung. Sein hageres Gesicht, der Schnitt seiner Kleider, die aufrechte Haltung und sein forscher Gang hoben ihn vom Durchschnitt ab.
    »Noch nicht«, antwortete er der Frau. »Aber wir haben mittlerweile genaue Vorstellungen davon, wer etwas gesehen haben könnte.« Damit wich er zwar der Wahrheit aus, aber das störte ihn keineswegs. »Ist einer von Ihnen eine Frau hier im Viertel aufgefallen, die Mrs Gadney suchte, sich vielleicht nach ihr erkundigte? Ziemlich groß, dunkles Haar, womöglich einfach gekleidet, aber mit dem Gebaren einer feinen Dame.«
    Die zwei musterten ihn misstrauisch, dann wechselten sie einen Blick.
    »Sie sind ja selbst eingelegt wie ein Hering«, brummte die verwelktere der beiden. »Und welche feine Dame würde schon nach einer wie ihr suchen?«
    »Eine, von deren Mann sie Geld angenommen hatte«, antwortete Monk, ohne zu zögern.
    »Da siehst du’s, Lil!«, rief die Blonde triumphierend. »Hab ich’s dir nich’ gesagt? Sie hatte nix Gutes im Sinn. Ich hab’s von Anfang an geahnt!«
    Monk schnürte sich die Kehle zu. Wie froh wäre er gewesen, wenn er sich geirrt hätte!
    »Sie haben sie gesehen?«, fragte er. »Eine Frau, die Mrs Gadney suchte? Sind Sie sicher?«
    »Ich nich’! Aber ich hab so was von Madge gehört, die weiter hinten in der Straße lebt.« Sie verdrehte den Kopf und wies ihm mit dem Kinn die Richtung. »Sie war im Laden vom alten Jenkins, als es passiert is’.«
    »Als was passiert ist?«, drängte Monk.
    »Als diese Frau da war und alle möglichen Fragen über die andere gestellt hat, die sie umgebracht ham, was sonst? Isses nich’ das, was Sie wissen wollten? Schrecklich verkrampft soll sie gewesen sein. Und

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