Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
brauchte, dann is’ das nix, worüber ’ne Lady Bescheid wissen sollte, und wenn sie zehnmal Krankenschwester bei der Armee war.« Er runzelte die Stirn. »Allerdings fragt man sich natürlich, warum sie nich’ schlau genug war, um zu wissen, was man mit so ’nem dämlichen Wahnsinnigen macht, der darauf aus is’, einen aufzuschlitzen, richtig? Ich meine, mit ihrer Erfahrung hätte sie doch riechen müssen, was für ein übler Kerl das war, und die Finger von ihm lassen, oder jedenfalls nich’ mit ihm auf den Pier rausgehen dürfen, finden Sie nich’ auch? Sie is’ wirklich schrecklich, schrecklich sorglos gewesen. Sowieso eine verdammt blöde Stelle, um es dort mit jemand zu treiben! Aber trotzdem geht Sie diese Sache nix an!«
    »Oder sie war verzweifelt«, wandte Hester leise ein. »Wen frage ich, Squeaky?«
    Er stieß einen verzweifelten Seufzer aus. »Ich hab’s Ihnen doch gesagt: Lassen Sie die Finger davon! Sie können dem armen Ding nich’ helfen. Was wird aus Mr Monk, wenn Sie sich auch noch aufschlitzen lassen, hm? Überhaupt, was wird dann aus uns allen hier? Manchmal meine ich, ein Stallhase hat mehr Verstand als Sie.«
    Mit einem weiteren dramatischen Seufzer räumte er sein Pult leer, worauf er weit mehr Sorgfalt verwendete als nötig. Doch schließlich folgte er Hester in den Korridor und weiter auf die Straße hinaus.
    Auf dem Weg zum Pferdebus nörgelte er die ganze Zeit vor sich hin, und als sie in der Commercial Road in Limehouse ausstiegen, lief er so dicht neben ihr her, dass sie mehrere Male fast über seine Füße stolperte. Doch in den engen, feuchten, klammen Seitenstraßen war sie äußerst dankbar für seine Begleitung.
    »Hab’s Ihnen doch gesagt!«, knurrte er, nachdem auch die fünfte Person, die sie angesprochen hatten, geleugnet hatte, Zenia Gadney jemals gesehen oder von ihr gehört zu haben. »Die sind alle viel zu verschreckt, um irgendwas zu sagen. Da stellen sie sich lieber taub.«
    »Das ist doch lächerlich!«, blaffte Hester. »Sie haben in denselben Straßen gearbeitet. Da müssen sie von ihr gehört haben! Was glauben die denn, was ich von ihnen will? Sie sollen mir doch nur helfen, diesen Kerl zu schnappen!«
    »Die machen nich’ Ihnen was vor«, sagte Squeaky müde, während sie durch die Solomon’s Lane zur Britannia Bridge trotteten, unter der im Wasser des Kanals Limehouse Cut die Lichter der Stadt schimmerten. Auf der East India Dock Road weit vor ihnen herrschte dichter Verkehr. »Sich selber machen sie was vor«, sinnierte Squeaky weiter. »Das Allerschlimmste is’ doch das, was im eigenen Kopf passiert. Dem kann man nich’ entkommen, nie.«
    Hester schwieg. Mit Erinnerungen und Ängsten kannte sie sich aus. Die ihren stammten aus anderen Quellen als seine, aber das Grundgefühl war dasselbe – und die Hilflosigkeit.
    Sie setzten ihre Befragung noch mehrere Stunden lang fort, aber was sie über Zenia Gadney in Erfahrung brachten, ging nicht über das hinaus, was Monk bereits wusste. Sie war eine ruhige, höfliche Frau gewesen. Wenn man mit ihr sprach, hörte sie sich nicht an wie die örtlichen Prostituierten, aber ebenso wenig wie die Ladeninhaber oder Wäscherinnen. Am ehesten wie eine unbescholtene Hausfrau. Wen sie auch fragten, niemand gab an, eine besondere Sympathie oder Abneigung gegen Zenia gehegt zu haben. Und ganz gewiss empfand keine der Prostituierten sie als Bedrohung.
    »Die?«, rief eine Blondine mit derbem Gesicht. »Zu alt, das is’ das Erste. Ich will nich’ sagen, dass sie ausgesprochen hässlich oder nix wert war. Eigentlich war sie gar nich’ schlecht, wenn man sich die Zeit nahm und genauer hinschaute, aber eben fade. So interessant wie ’n Eimer Lehm, wenn Sie mich verstehen.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Hatte keinen Willen zum Kampf in sich, keinen Spaß. Ein Mann will, dass man mehr macht als einfach bloß rumstehen! Wenn man schon nich’ gut aussieht, dann muss man eben was anderes zu bieten haben, oder?« Sie musterte Hester und bildete sich ein Urteil. »Sie zum Beispiel sind klapperdürr, aber Sie haben Feuer. Sie könnten genug zu bieten haben, um sich durchzuschlagen.«
    »Danke«, sagte Hester trocken. »Wenn ich eines Tages auf Ihre Anregung zurückgreifen muss, sollte ich mich wohl beeilen.«
    Die Frau grinste sie an. »Sie treffen den Nagel auf den Kopf, Schätzchen! Viele Jahre haben Sie nich’ mehr, um sich in diesem Geschäft zu halten.«
    »Benutzte sie viel Opium?«, fragte Hester

Weitere Kostenlose Bücher