Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Lächeln.
»Ich will keinen Dank!«, fauchte Winfarthing. »Sagen Sie mir einfach, dass Sie die Finger davon lassen!«
»Ich gebe nie Versprechen ab, wenn ich nicht vorhabe, sie zu halten«, entgegnete sie. »Na ja, fast nie. Auf alle Fälle nicht gegenüber Menschen, die ich mag.«
Er stöhnte auf, doch er kannte sie viel zu gut, um mit ihr zu streiten.
8
Noch immer produzierte die Presse rabenschwarze Schlagzeilen über den Mordfall Zenia Gadney und das Unvermögen der Polizei, ihn zu lösen. Zügig marschierte Monk an einem Zeitungsjungen nach dem anderen vorbei und ignorierte sie, so gut ihm das möglich war. Doch vor dem Singsang, mit dem sie die Details hinausplärrten, um die Leute zum Kauf ihres Blatts zu verlocken, konnte er die Ohren nicht verschließen.
»Schrecklicher Mord in Limehouse immer noch ungeklärt!«, brüllte ein zahnlückiger Junge und hielt ihm seine Zeitung unter die Nase. »Polizei tut nichts!«
Monk schüttelte den Kopf und beschleunigte seine Schritte. Seine Männer leisteten doch ohnehin schon alles Erdenkliche. Orme ermittelte unermüdlich im Limehouse-Viertel. Andere verhörten Leichterschiffer, Hafenarbeiter, jeden, der regelmäßig an oder auf dem Wasser zu tun hatte, fragten, ob sie irgendetwas Merkwürdiges oder irgendjemanden mit auffälligen Verhaltensweisen bemerkt hatten. Bisher war jedoch nichts offenbart worden. Niemand an der Copenhagen Place und in den angrenzenden Straßen gab zu, Zenia Gadney persönlich gekannt zu haben. Für die Straßenmädchen war sie ein Störenfried, jemand, der die sichere Normalität ihres Alltags durcheinanderbrachte und ihnen die Polizei mit ihren lästigen Fragen auf den Hals hetzte. Schlimmer noch, da sie so brutal ermordet worden war, hatte sie potenzielle neue Kunden abgeschreckt. Wer wollte denn schon Mädchen ansprechen, wenn es von neugierigen Polizisten nur so wimmelte? Wenn ein Wahnsinniger durch das Viertel pirschte, erschien es den Freiern offenbar vernünftiger, ihre Gelüste zu zügeln oder woanders zu befriedigen. Man brauchte schließlich nur mit der Fähre nach Deptford oder Rotherhithe überzusetzen oder westwärts nach Wapping oder ostwärts auf die Isle of Dogs auszuweichen.
Für die Prostituierten gab es keine Alternative. Jede Straßenecke, jeder Abschnitt der Bürgersteige gehörte bereits einer anderen. Eindringlinge wurden vertrieben, so wie ein fremder Hund vom heimischen Rudel weggebissen wird.
Diejenigen, die nach übereinstimmender Meinung der Bewohner die Misere verschuldet hatten, waren die Polizisten. Es war ihre Pflicht, solche Verrückten zu ergreifen und zu hängen. Niemand, ob anständig oder nicht, war in Sicherheit, solange das nicht geschah.
Monk hatte eine Vorladung von Barclay Herne erhalten, Staatssekretär in der Regierung und Schwager des verstorbenen Joel Lambourn. Dieser wünschte, Monk wegen Zenia Gadneys Tod zu sprechen, und bat ihn, sich zu einem vertraulichen Gespräch im Ministerium einzufinden. Als Staatsdiener hatte Monk so gut wie keine Wahl. Freilich musste er sich eingestehen, dass er neugierig war zu erfahren, was Barclay zu dem Ganzen sagte. Es konnte doch gewiss nur um Joel Lambourn gehen. In welcher Beziehung konnte der Mann denn schon zu Zenia Gadney stehen?
Monk nahm einen Hansom. Nachdem es in den geschäftigen nassen Straßen des Regierungsviertels eine Stunde lang kaum vorangegangen war, stieg er schließlich vor Hernes Amtssitz in der Northumberland Avenue aus. Ein Diener führte ihn in ein behaglich eingerichtetes Wartezimmer, wo er eine weitere Viertelstunde ungeduldig im Stehen verbrachte und darüber rätselte, was Herne wohl von ihm wollte.
Als der Mann zu guter Letzt erschien, war Monk überrascht. Er hatte mit einer beeindruckenderen und weniger leutseligen Persönlichkeit gerechnet – zumindest an der Oberfläche. Herne war durchschnittlich groß, untersetzt und hatte ein auf den ersten Blick höchst gewöhnliches Gesicht. Erst als er die Tür hinter sich schloss und mit ausgestreckter Hand auf Monk zutrat, korrigierte dieser seinen Eindruck. Sein Lächeln veränderte seine ganze Erscheinung. Seine Zähne waren kräftig und sehr weiß, und seine Augen verrieten hohe Intelligenz.
Er schüttelte Monk die Hand derart fest, dass es fast schmerzte – ein fühlbarer Hinweis auf die Macht dieses Mannes.
»Danke«, sagte er und wirkte dabei völlig aufrichtig. »Freut mich, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ein bisschen früh für Whisky.« Er zuckte mit den
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