Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
versessen? Nun, Joel war kein sehr guter Menschenkenner. Oft hielt er mehr von den Leuten, als sie wirklich verdienten.«
Monk hatte ihr erstes Gespräch noch lebhaft in Erinnerung. »Aber Sie haben mir doch gesagt, dass Sie glauben, er sei ermordet worden, weil seine Untersuchung über den Gebrauch von Opium zutraf«, hielt er ihr vor. »Mit Zenia Gadney hätte das gar nichts zu tun.«
Sie verbarg das Gesicht in den Händen. Einen langen Moment saß sie wie erstarrt da. Die Sekunden verstrichen im Takt zum Ticken der Uhr auf dem Kaminsims. Dinah verharrte regungslos. Ihre Schultern zuckten nicht; sie gab keinen Laut von sich.
Monk wartete in tiefster Betroffenheit. Er würde nach Blackheath reisen und Helena Moulton aufstöbern müssen. Von ganzem Herzen hoffte er, dass sie Dinahs Angaben bestätigen würde – und dass es andere geben würde, die das bezeugen konnten, auch wenn er diesbezüglich Zweifel hatte.
Endlich richtete sich Dinah auf. »Ich weiß die Antwort nicht, Mr Monk. Das Einzige, was für mich zählt, ist, dass Joel tot ist und nun auch diese Frau. Sie werden herausfinden müssen, wie all das geschehen konnte und wer die Schuld daran hat.« Sie wirkte erschöpft, zu müde, um noch Angst zu haben.
Monk erhob sich. »Danke. Es tut mir leid, dass ich Sie schon wieder belästigen musste.«
Jetzt sah sie ihm direkt in die Augen, ohne mit der Wimper zu zucken. »Sie müssen Ihre Pflicht erfüllen, was immer sie mit sich bringt. Wir müssen die Wahrheit erfahren.«
Monk war schon eine Weile gelaufen, als er endlich einen Hansom bekam und sich den Rest des Weges fahren ließ. The Glebe befand sich am Stadtrand, fast schon auf dem offenen Land des Blackheath Village. Da es keine lange Straße war, musste er sich nur einmal kurz erkundigen, um zum Haus von Mr und Mrs Moulton zu gelangen.
Dort wartete er eine halbe Stunde, bis Mrs Moulton von einem Besuch bei einer Freundin zurückkehrte und ihn in den Salon bat.
»Mrs Lambourn?«, rief sie überrascht. Sie war eine Frau von angenehmem Äußeren, die sorgfältig auf Kleider achtete, in welchen sie größer wirkte, als sie tatsächlich war. Ihre Miene verriet vollkommene Verwirrung.
»Richtig. Haben Sie sie am zweiten Dezember getroffen?«
»Himmel, was soll das? Da muss ich in meinen Kalender schauen. War an dem Tag irgendetwas Besonderes?«
»Ich bin mir nicht sicher.« Monk versuchte, sich seine Ungeduld nicht anhören zu lassen. »Mit Ihrer Hilfe könnte diese Frage vielleicht geklärt werden.«
Sie maß ihn mit einem ernsten Blick. »Ich weiß nicht, ob ich bereit bin, meine Unternehmungen mit Ihnen zu erörtern, Mr Monk, oder, was diesen speziellen Fall betrifft, die von Mrs Lambourn. Wir sind miteinander befreundet, und sie hat in jüngster Zeit eine entsetzliche Tragödie erlitten. Wenn etwas Unerfreuliches geschehen ist, etwas, das sie nach dem schrecklichen Verlust ihres Mannes noch tiefer ins Unglück stürzt, bin ich nicht bereit, Salz in ihre Wunden zu streuen.«
»Ich werde es so oder so herausfinden, Mrs Moulton«, erklärte er. »Das wird mich natürlich sehr viel mehr Zeit kosten, als wenn Sie es mir einfach sagen, und wird die Befragung einer ganzen Reihe von Leuten erfordern. Doch wenn ich dazu gezwungen bin, werde ich das tun. Auch ich empfinde das als abstoßend. Ich habe Hochachtung vor Mrs Lambourn und tiefes Mitgefühl für sie, aber die Umstände lassen mir keine andere Wahl. Wollen Sie es mir also sagen, oder muss ich so viele Personen verhören, wie es zur Ermittlung der Wahrheit eben erforderlich ist?«
Ihr war anzusehen, dass sie sich in einem Konflikt befand und sehr wütend war. Ihre Augen blitzten erregt, und die Röte stieg ihr in die Wangen. »Egal, was Mrs Lambourn Ihnen über ihren Verbleib am fraglichen Tag gesagt hat, ich habe keinen Zweifel daran, dass es wahr ist«, erwiderte sie eisig.
Monk überlegte fieberhaft. Diese Situation war höchst unangenehm, doch er war noch nie ausgewichen, wenn er gewusst hatte, dass es um seine Pflicht ging, und hier, das war ihm klar, gab es letztlich kein Entrinnen.
Er griff zu einer Lüge. »Sie hat mir gesagt, dass sie den ganzen Nachmittag mit Ihnen in einer Kunstausstellung in Lewisham verbrachte und Sie beide danach Tee trinken waren und bis zum frühen Abend über die Werke diskutierten.«
»Dann wissen Sie ja, wo sie war«, sagte Helena mit einem verkniffenen Lächeln. »Wozu noch der Aufwand, mich danach zu fragen?«
»Sagt sie also diesbezüglich die
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