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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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sagte?«
    »Daraus konnte ja kein Mensch schlau werden«, brummte Jenkins skeptisch.
    »Das macht nichts. Zunächst zu ihrem Aussehen. Bitte.«
    Jenkins dachte angestrengt nach. »Ziemlich groß für eine Frau … dunkles Haar, soweit ich es sehen konnte. Aber nich’ schwarz. Sie hatte so ’n altes Tuch, das den halben Kopf bedeckte. Hübsches Gesicht. Ich hab Ihnen ja schon gesagt, dass sie nich’ aus der Gegend kam und sich auch nich’ so anhörte. Aber das arme Ding war halb übergeschnappt. Zu viel Opium, wenn Sie mich fragen. Wenn man es bloß hin und wieder nimmt, richtet es keinen Schaden an. Es is’ nun mal so, dass es hilft, wenn alles andere für die Katz is’. Aber wenn man zu viel davon schluckt, macht es einen wirr im Kopf. Und den allergrößten Schaden richtet es an, wenn man das Zeug raucht. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie das getan hat. Am Hafen unten kann man es in rauen Mengen kriegen. Meistens sind es die Chinesen. Im Osten drüben haben sie ein ganz tückisches Kraut, heißt es.«
    Monk biss die Zähne zusammen und holte tief Luft. »Was hat sie denn vor sich hin gemurmelt? Können Sie sich erinnern?«
    Jenkins schien seine Ungeduld überhaupt nicht zu registrieren. »Komisches Zeug«, sinnierte er. »Aus dem meisten bin ich nich’ schlau geworden, aber in der Hauptsache ging es um Selbstmord und Huren und so was. Na, wie gesagt, sie war nich’ bei Trost. ’ne Hure war sie jedenfalls nich’, darauf würde ich mein Geld verwetten.« Er schüttelte den Kopf. »Sie war ’ne Dame, auch wenn sie halb übergeschnappt war. Sie hat was von Lügen und Betrug und so was gefaselt. Ich würde sogar behaupten, dass sie ein ganz anderer Mensch is’, wenn sie ihre Sinne beisammenhat. Sie sollten nich’ allzu viel auf ihr Gerede geben, Sir. Und ich glaube nich’, dass sie Mrs Gadney überhaupt kannte. Zwei gegensätzlichere Frauen kann man sich kaum vorstellen.«
    »Erkundigte sie sich nach Mrs Gadney? Wollte sie wissen, wo sie lebte oder ob Sie sie kannten?«
    »Daran kann ich mich nich’ erinnern. Kam bloß wegen ’nem Tütchen Opium rein, schwadronierte von Leuten, die sich umbringen, und is’ wieder verschwunden.«
    »Danke. Sie haben mir sehr geholfen.« Monk kaufte ihm noch eine Flasche Sirup ab, in der Hoffnung, Hester würde einen Pudding mit Sirupsoße für ihn und Scuff auf den Tisch zaubern, dann bedankte er sich noch einmal und trat wieder auf die Straße hinaus.
    Auch in den anderen Läden in der Copenhagen Place hörte er sich um. Vom Tabakhändler erfuhr er, dass eine große Frau mit dunklem Haar sich bei ihm nach Zenia Gadney erkundigt, aber zu dem Zeitpunkt einigermaßen gefasst gewirkt hatte. Er hatte ihr erklärt, dass Mrs Gadney ein paar Häuser weiter wohnte. Die genaue Nummer hatte er ihr nicht sagen können, nur dass sich das Haus ungefähr in der Mitte befand.
    Zwei weitere Personen hatten die Frau gesehen, ohne allerdings Genaueres über sie sagen zu können. Wie auch immer, die Informationen, die Monk hatte, genügten, um ihn zu zwingen, Dinah Lambourn zur Rede zu stellen.
    Weil ihm diese Aufgabe widerstrebte, kehrte er zunächst zur Wache in Wapping zurück, um sich zu vergewissern, dass dort alles seinen geregelten Gang ging. Danach jedoch blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Mantel anzuziehen und hinaus zum Kai zu marschieren. Der kürzeste Weg nach Greenwich war längs des nördlichen Flussufers, also die Seite, wo er sich befand, um dann von Horse Ferry ein Boot zum Greenwich Pier zu nehmen. Das würde eine Weile dauern, aber der kalte Spätnachmittagswind und die vertrauten Geräusche des Flusses würden ihm helfen, sich zu sammeln und sich seine Worte zurechtzulegen.
    Er stand auf dem Kai und schaute über das viel befahrene Wasser, das jetzt mit dem Gezeitenwechsel unruhig wurde. Der Himmel verdunkelte sich bereits, und das Licht verblasste. In zehn Tagen war Wintersonnenwende und kurz danach Weihnachten. Er konnte seine Aufgabe immer noch verschieben. Einfach heimgehen und Dinah einen letzten Abend in Frieden zusammen mit ihren Töchtern gönnen. Die armen Mädchen – sie hatten ohnehin schon so viel verloren. Er fragte sich, ob sie überhaupt noch jemanden hatten – außer Amity Herne. Doch bei dieser Frau konnte er sich nicht vorstellen, dass sie ihnen in der Zeit der Verzweiflung, die ihnen nun mit Sicherheit bevorstand, Wärme und Trost würde geben können.
    Gleich darauf schalt er sich. Was für ein hartherziger Gedanke das war! Sie

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