Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
gestellt, dass er Margaret nicht mehr bei sich haben wollte – und das war eine bittere Erkenntnis. Zwischen ihnen gab es keine Ungezwungenheit und jetzt nicht einmal mehr Freundlichkeit. Warum hatte es nur so kommen müssen?
Hatte es bei ihm an Zärtlichkeit und Verständnis gefehlt? Zumindest er hatte das nicht so gesehen. Er hatte Arthur Ballinger bis an die Grenzen seiner Fähigkeiten verteidigt. Der Mann war für schuldig befunden worden, weil er schuldig war. Am Ende hatte er es selbst zugegeben.
Diese Erinnerung rief wieder den Gedanken an die Fotografien in ihm wach. Sein Magen verkrampfte sich, und plötzlich war ihm, als wäre er in einen Schatten getaucht. Vielleicht war der Abend ja kälter, als er gedacht hatte. Zwar brannte das Kaminfeuer, aber seine Wärme schien ihn nicht zu erreichen.
Er überlegte, ob es sinnvoll war, einen der Bediensteten zu bitten, den Kohlenkasten aufzufüllen, damit er bei Bedarf selbst nachschüren konnte, doch dann kam ihm plötzlich eine ganz andere Idee: Sollte er überhaupt in diesem Haus bleiben? Schließlich hatte es ursprünglich mindestens zwei Menschen eine Heimat bieten sollen. Und dieser Gedanke versetzte ihm erneut einen Stich. Hatte er eigentlich Kinder gewollt? Oder hatte er angenommen, sie würden sich von selbst einstellen?
Gott sei Dank hatten sie keine bekommen. Einen solchen Verlust zu ertragen wäre noch viel schwerer, wenn nicht gar unmöglich gewesen. Andererseits hätte Margaret ein Kind gar nicht mitnehmen dürfen. Neben so vielen anderen Dingen verbot das englische Gesetz Frauen einen solchen Schritt.
Was hätte er dann wohl gesagt – oder getan? Wäre sie um des Kindes willen geblieben, und hätten sie dann in eisiger Höflichkeit nebeneinanderher gelebt? Das wäre der Tod jedes Glücks gewesen!
Oder wäre Margaret mit Kind ein ganz anderer Mensch gewesen? Hätte es endlich die Loslösung von ihren Eltern bedeutet und ihre leidenschaftlichen Beschützerinstinkte auf ihre neue Familie und deren Zukunft gelenkt?
Er sinnierte noch über diese Möglichkeit, als Ardmore eintrat und ihm mitteilte, dass Monk in der Empfangshalle wartete.
Zu seiner Überraschung war Rathbone darüber erfreut, obwohl es bereits nach zehn Uhr abends war.
»Schicken Sie ihn rein, Ardmore. Und bringen Sie uns bitte den Port. Ich glaube nicht, dass er Brandy will. Vielleicht auch etwas Käse?«
»Sehr wohl, Sir.« Ardmore verließ ihn mit einem halb verborgenen Lächeln.
Gleich darauf trat Monk ein und schloss die Tür. Er wirkte müde und ungewöhnlich düster. Sein Haar war nass vom Regen, und seinem sehnsüchtigen Blick hinüber zum Kamin nach zu schließen, fror er.
Rathbone spürte, wie sein kurz aufgeflammtes Glücksgefühl wieder verflog. Er lud Monk ein, sich auf den Stuhl vor dem Kamin zu setzen, und nahm seinerseits ihm gegenüber Platz.
»Stimmt etwas nicht?«, erkundigte er sich.
Monk machte es sich bequem. »Ich habe heute eine Frau verhaftet. Sie hat mich gebeten, ihr einen guten Anwalt zu vermitteln. Sie hat ausdrücklich nach Ihnen verlangt.«
Rathbones Interesse ließ merklich nach. »Wenn Sie sie verhaftet haben, nehme ich an, dass Sie sie für schuldig halten, richtig? Woran eigentlich?«
Monks Züge spannten sich. »An der Ermordung und der anschließenden Ausweidung der Frau, die wir vor zwei Wochen am Limehouse Pier entdeckt haben.«
Rathbone zuckte zusammen. Er starrte Monk an, als ließe sich so erkennen, ob er das ernst meinen konnte. Doch nichts an Monks Miene wies auf launige Absichten hin. Im Gegenteil, sie verriet einen tiefen Schmerz. Rathbone richtete sich auf, verschränkte die Finger. »Dann sollten Sie mir die Sache wohl etwas detaillierter erklären, und zwar bitte von Anfang an.«
Monk schilderte ihm den Fall, angefangen mit der Entdeckung der Leiche auf dem Pier, wobei er sich mit einer kurzen Beschreibung begnügte. Dennoch drehte sich Rathbone der Magen um. Umso erleichterter war er, als Ardmore den Port brachte, und auch Monk war froh, nach dem Glas greifen zu können. Die reiche Wärme des Portweins war wohltuend, auch wenn sie die Bilder von dem grausigen Fund unter der aufgehenden Wintersonne nicht aus seinem Bewusstsein tilgen konnte.
»Haben Sie sie identifiziert?«, fragte Rathbone, die Augen auf Monks Gesicht gerichtet.
»Eine Nebenerwerbsprostituierte in den Vierzigern, ausgehalten von einem Stammkunden. Er war offenbar einigermaßen großzügig, sodass sie nicht auf Zusatzeinkünfte angewiesen war. Sie führte
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