Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Fassungslosigkeit bemerkte. Einen Moment lang zweifelte er an seinen Erkenntnissen. War sie am Ende geistig umnachtet und wusste überhaupt nicht, was sie getan hatte?
»Ich habe sie nicht ermordet!«, stieß sie heiser hervor. »Ich bin ihr nie begegnet! Wenn ich … wenn ich das nicht beweisen kann, wird man mich dann hängen?«
Sollte er lügen? Am liebsten hätte er das getan. Aber die Wahrheit würde ihr bald nur allzu schmerzhaft klar werden. »Wahrscheinlich«, antwortete er. »Es sei denn, es gibt einen mildernden Umstand von außergewöhnlicher Bedeutung. Es … tut mir leid. Ich habe keine andere Wahl, als Sie zu verhaften.«
Sie schnappte keuchend nach Luft und geriet ins Schwanken, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. »Ich weiß …«
»Haben Sie im Haus lebende Bedienstete, die für Ihre Töchter sorgen, bis Angehörige, vielleicht Mrs Herne, benachrichtigt werden können?«
Sie stieß ein bitteres kurzes Lachen aus, das in einem Schluchzen endete. Gleich darauf hatte sie sich wieder so weit gefasst, dass sie sprechen konnte. »Ich habe im Haus lebende Bedienstete. Mrs Herne brauchen Sie nicht zu holen. Ich bin bereit, mit Ihnen mitzugehen. Wenn wir sofort aufbrechen könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar. Ich mag keine Abschiedsszenen.«
»Dann rufen Sie, wen immer Sie möchten, damit sie ein wenig Kleidung, Nachthemden und Toilettenartikel für Sie packt«, wies er sie an. »Wenn Sie das selbst tun möchten, müsste ich Ihnen in Ihre Räume folgen.«
Ihre Wangen färbten sich leicht, nur um im nächsten Augenblick wieder so aschfahl zu werden wie zuvor.
Auf Dinahs Klingeln hin trat eine rundliche ältere Frau mit grauen Haaren ein. Sie starrte Monk voller Abscheu an, willigte aber sofort ein, als ihre Dienstherrin sie anwies, einen kleinen Koffer für sie zu packen und sich so lange um ihre Töchter zu kümmern, wie das nötig sein würde. Der Lakai wurde losgeschickt, einen Hansom zu holen, der wenig später vor der Haustür hielt.
Schweigend fuhren Monk und Dinah zum Greenwich Pier, wo die Fähre in der Dunkelheit wartete. Am anderen Ufer angekommen, stiegen sie in einen weiteren Hansom. In dessen beengtem Innern erwartete sie eine lange, holperige Fahrt über Kopfsteinpflaster durch die kalte Nacht.
Erst als sie sich gesetzt hatten, begann Dinah zu sprechen.
»Etwas können Sie für mich tun, Mr Monk, und ich denke, dass Sie mir das nicht verweigern werden«, sagte sie leise.
»Wenn es möglich ist.« Monk hoffte von Herzen, dass er nicht zu viel versprach, fürchtete er doch, dass ihm die Hände gebunden sein würden.
»Ich werde darauf angewiesen sein, dass der bestmögliche Anwalt für mich kämpft«, erklärte sie mit überraschender Ruhe. »Ich habe weder Zenia Gadney noch sonst wen ermordet. Und wenn es jemanden gibt, der mir helfen kann, das zu beweisen, dann ist das wohl Sir Oliver Rathbone. Ich habe gehört, dass Sie ihn kennen. Trifft das zu?«
Monk blickte sie verblüfft an. »Ja. Ich kenne ihn seit Jahren. Möchten Sie, dass ich ihn bitte, Sie aufzusuchen?«
»Ja. Ich werde jeden Preis bezahlen – jeden –, wenn er mich nur verteidigt. Würden Sie ihm das bitte ausrichten?«
»Natürlich, das verspreche ich Ihnen.« Freilich hatte er keine Ahnung, ob Rathbone diesen allem Anschein nach aussichtslosen Fall annehmen würde. Doch in einem war sich Monk jetzt schon sicher: Geld wäre das geringste Problem. »Ich werde ihn noch heute Abend fragen, sofern er zu Hause ist.«
Sie stieß ein leises Seufzen aus. »Danke.« Endlich schien sie sich etwas zu entspannen und ließ sich, erschöpft von der physischen und emotionalen Strapaze, gegen die Rückenlehne sinken.
9
Oliver Rathbone kehrte nach einem Teilsieg vor Gericht mit gemischten Gefühlen nach Hause zurück. Sein Mandant war in einem weniger gewichtigen Anklagepunkt schuldig gesprochen und infolgedessen zu einer erheblich geringeren Strafe verurteilt worden. Aber die war Rathbones Meinung nach durchaus berechtigt. Der Mann hatte sich so einiges zuschulden kommen lassen, auch wenn man ihm mildernde Umstände zugestanden hatte. Womöglich hätte Rathbone ein besseres Ergebnis für ihn herausholen können, doch das hätte er als ungerecht empfunden.
Er verzehrte sein Dinner allein und ohne Freude. Vor seiner Hochzeit hatte ihn die Stille in seinem damaligen Haus in keinster Weise gestört. Sie hatte ihm nie Einsamkeit verheißen, sondern eher so etwas wie Frieden.
Zu guter Letzt hatte er sich der Tatsache
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