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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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konnte durchaus eine liebevolle Frau sein. Manchmal sprangen die Menschen angesichts einer Notlage über den eigenen Schatten und erwiesen sich als fürsorglicher und tapferer, als man es ihnen je zugetraut hätte.
    Ein Aufschub würde auch für Monk selbst einen geschenkten Abend bedeuten, bevor er dann – obschon gezwungenermaßen – vor Dinah trat und die letzte Hoffnung auf ihre Unschuld aufgab.
    Aber warum dachte er bei alldem überhaupt an sich? Was konnte diese kleine Enttäuschung denn schon ausmachen?
    Eine Fähre näherte sich der Anlegestelle. Sobald sie ihre Passagiere entlassen hatte, konnte er damit nach Hause fahren. In einer halben Stunde wäre er daheim, in seiner eigenen Küche und – wichtiger noch – in der emotionalen Sicherheit all dessen, was zu Hause für ihn bedeutete. Er und Hester könnten gemeinsam überlegen, was sie Scuff zu Weihnachten schenken wollten, was er sich vielleicht alles wünschte und was ihn womöglich überfordern oder in Verlegenheit stürzen würde. Monk dachte an eine Taschenuhr. Der Junge hatte gerade erst gelernt, die Uhrzeit zu lesen, statt sie zu raten. Hester wollte ihm Bücher besorgen. Wäre beides zu viel? Würde Scuff sich dann verpflichtet fühlen, ihnen zwei Geschenke zu machen, jedem eines?
    Er stellte sich auf die oberste Stufe, bereit, an Deck zu klettern.
    Doch dann überlegte er es sich unvermittelt anders und lief zügig in die entgegengesetzte Richtung, zurück zur Straße. Er würde es jetzt erledigen, sich seiner Aufgabe stellen und sie hinter sich bringen.
    Nach einer Stunde, die ihm viel zu kurz erschien, war er bei Dinah im Salon, und sie saß ernst, angespannt und kerzengerade in dem Stuhl gegenüber dem seinen, das Gesicht beinahe blutleer und die Finger mit solcher Kraft ineinander verknotet, dass die Knöchel weiß angelaufen waren.
    Vielleicht würde er nie wissen, was er in solchen Situationen sagen sollte, um sie erträglicher zu machen. Er gab sich einen Ruck.
    »Mrs Lambourn, als ich zuletzt hier war, sagten Sie mir, Sie wären darüber im Bilde, dass Ihr Mann eine Affäre mit einer anderen Frau hatte, wüssten aber nichts über sie, auch nicht ihre Adresse. Habe ich Sie da richtig verstanden?«
    »Natürlich weiß ich es jetzt«, antwortete sie.
    »Aber wussten Sie es, bevor sie ermordet wurde?«, beharrte er.
    »Nein. Darüber haben wir nicht gesprochen.«
    »Wie erfuhren Sie denn von ihr?«
    Ihre Augen hoben sich ruckartig zu ihm und senkten sich wieder auf ihre Hände. »So etwas weiß man einfach, Mr Monk«, sagte sie leise. »Kleine Veränderungen im Verhalten, Zerstreutheit, Erklärungen, um die man gar nicht gebeten hat, ausweichende Antworten bei bestimmten Themen. Am Ende habe ich ihn einfach zur Rede gestellt. Er hat es zugegeben, aber keine Einzelheiten genannt. Die wollte ich auch gar nicht wissen. Das verstehen Sie doch sicher?«
    Monk nickte ernst. »Aber Sie hatten keine Ahnung, wo sie wohnte?«
    Ein fast unmerkliches Kopfschütteln. »Das war eines von den Dingen, die ich nicht wissen wollte.«
    »Den Namen auch nicht?«
    Ihr Kinn zuckte nach oben. »Natürlich nicht. Es war mir lieber, dass sie … grau blieb, formlos.« Ihre Stimme klang angespannt. Sie zitterte ganz leicht.
    Monk war sich sicher, dass sie log, aber in welchem Punkt, das war ihm nicht klar. »Am Tag, bevor sie ermordet wurde, wo waren Sie da, Mrs Lambourn?«
    Ihre Augen wanderten in eine andere Richtung. »Wo ich war?«
    »Ja, bitte.«
    Sekundenlang schwieg sie und atmete langsam durch, als müsste sie sich vor einer großen Entscheidung sammeln, deren Konsequenzen sie ängstigten. An ihrer Schläfe, kurz unterhalb ihres dunklen Haars, zuckte ein Nerv.
    Monk wartete.
    »Ich … ich war mit einer Freundin in einer Soiree«, sagte sie schließlich. »Wir haben fast den ganzen Tag miteinander verbracht.«
    »Der Name Ihrer Freundin?«
    »Helena Moulton. Mrs Wallace Moulton, muss man wohl sagen. Ihre …« Wieder dieser tiefe Atemzug. »Ihre Adresse ist The Glebe, Nummer vier, in Blackheath. Warum ist das so wichtig, Mr Monk?«
    »Danke.«
    »Warum?«, fragte sie erneut, die Stimme trocken, fast knarzend. »Joel konnte ja nichts mit ihrem Tod zu tun haben.«
    »Könnte sie in seinen Tod verwickelt gewesen sein?«, fragte Monk.
    »Sie meinen …« Plötzlich weiteten sich ihre Augen, und Zorn blitzte darin auf. »Sie meinen: Drohte sie damit, irgendwem von ihrer Affäre zu erzählen? War sie eine Frau von dieser Art? Gierig, hinterhältig, auf Zerstörung

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