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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Wahrheit?«, fragte er sehr leise zurück, während er spürte, wie in seinem Inneren eisige Kälte hochkroch.
    »Natürlich.« Helena war kreidebleich, entweder aus Zorn oder vor Angst.
    »Wären Sie bereit, das notfalls vor Gericht zu bestätigen, vor einem Richter?«
    Sie schluckte und blieb stumm.
    Monk erhob sich. »Natürlich werden Sie das nicht, denn Sie waren nicht mit Mrs Lambourn zusammen.«
    »O doch«, flüsterte sie, zitterte aber.
    »Sie gab an, Sie beide wären in einer Soiree gewesen, keiner Ausstellung, und auch nicht in Lewisham.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Sie sind eine gute Freundin, Mrs Moulton, aber in dieser Angelegenheit können Sie ihr nicht helfen.«
    »Ich … ich …« Ihr versagten die Worte. Die Lüge war ihr nicht nur peinlich, nun hatte sie auch Angst um sich selbst.
    Sein Ton wurde sanfter. »Darf ich annehmen, dass Sie nicht wissen, wo Mrs Lambourn am fraglichen Tag war?«
    »Ja …« Die Antwort war kaum zu vernehmen, doch sie bestätigte sie mit einem schwachen Nicken.
    »Danke. Sie brauchen nicht aufzustehen. Ihr Dienstmädchen wird mich zur Tür bringen.«
    Damit ließ er Helena zurück, zusammengekauert und am ganzen Leib zitternd.
    Monk fuhr erneut zur Lower Park Street. Nun blieb ihm gar nichts anderes übrig, als Dinah Lambourn zu verhaften. Freilich konnte er sich nicht vorstellen, dass sie die Grausamkeit besessen haben sollte, Zenia Gadney erst mit einem wuchtigen Schlag zu ermorden und ihr dann auf dem Pier die Eingeweide herauszureißen. Andererseits war Dinah eine ziemlich große Frau mit robustem Körperbau und hätte wohl in einem Zustand von aus Verzweiflung hervorgegangener Raserei die nötige Kraft aufgebracht. Zenia Gadney war einen halben Kopf kleiner und vielleicht fünfzehn Pfund leichter gewesen. Möglich war das zumindest.
    Beim bloßen Gedanken daran wurde ihm schlecht, und doch konnte er die Indizien nicht leugnen. Dinah war in der Gegend gesehen worden, wie sie in einem Zustand wachsenden Zornes und bei zunehmendem Kontrollverlust nach Zenia suchte. Auf die Frage, wo sie gewesen war, hatte sie gelogen. Sie hatte – wie praktisch jedermann – Tranchiermesser in der Küche. Vielleicht hatte sie sogar eines von Joels alten Rasiermessern benutzt.
    Über all das hinaus war sie von leidenschaftlicher und zwanghafter Natur. Zenia Gadney hatte ihr das geraubt, was sie am meisten geliebt hatte, den Mittelpunkt ihres Lebens hinsichtlich ihres Platzes in der Gesellschaft, ihrer finanziellen Sicherheit und – was weit über alles andere hinausging – hinsichtlich ihrer Gefühle. Lambourns Liebe zu ihr und ihr Glaube an ihn waren die Grundlage ihrer Identität. Auch das hatte ihr Zenia Gadney gestohlen. Da mochte Dinahs Drang nach Rache alles andere ausgelöscht haben.
    Als er vor dem Haus in der Lower Park Street stand, versuchte er, sich auszumalen, was es für sein Leben bedeuten würde, hätte sich Hester jemand anders zugewandt, in seinen Armen gelegen, mit ihm gelacht, gesprochen, ihre Gedanken, Träume und die Vertrautheit der körperlichen Liebe geteilt. Würde er seinen Nebenbuhler töten, ihm am Ende gar die Eingeweide herausreißen wollen?
    Vielleicht. Auch wenn das die Vernichtung seines eigenen Glücks bedeutete, alles Guten in der Welt, an dem ihm so viel lag, an das er aus tiefstem Herzen glaubte, und des eigenen Wertes, den er an sich sah.
    Auf sein Klopfen hin erschien das Dienstmädchen und führte ihn in den Salon. Dort blieb er stehen und wartete. Er dachte an Dinahs Töchter, Marianne und Adah. Wer würde sich jetzt um sie kümmern? Welche Zukunft lag vor ihnen, nun, da ihr Vater Selbstmord begangen hatte und ihre Mutter wegen der brutalen Ermordung seiner Geliebten gehängt werden würde?
    Er selbst konnte sich einfach nicht an Tragödien gewöhnen. Für ihn schliffen sich die Kanten nie ab. Stets verletzten sie ihn aufs Neue.
    Dinah trat ein, aufrecht, das Gesicht aschfahl, als hätte sie schon gewusst, dass Monk zurückkehren würde.
    »Sie waren nicht mit Mrs Moulton zusammen«, sagte er leise. »Sie war bereit, für Sie zu lügen. Als ich behauptete, Sie hätten ausgesagt, mit ihr in eine Kunstausstellung gegangen zu sein, bestätigte sie das.« Er schüttelte leicht den Kopf. »Sie wurden in Limehouse gesehen, noch dazu in der Copenhagen Place, wo Zenia Gadney lebte. Sie stellten Erkundigungen über sie an und waren dabei der Hysterie nahe.« Er unterbrach sich, als er auf ihrem Gesicht einen Ausdruck von Verblüffung, ja

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