Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
gewohnt war, Kunden auf der Straße zu finden, und sie hatte anscheinend kein gutes Urteilsvermögen hinsichtlich deren Unbedenklichkeit.« Er blickte Monk an. »Gibt es irgendeinen Teil von Dinahs Version, der bewiesen werden kann? Sie hat behauptet, sie hätte die Zeit, in der sie gemäß Ihren Ermittlungen in der Copenhagen Place gewesen sein soll, mit einer Freundin verbracht. Aber leider hat diese Freundin zugegeben, dass das gelogen war.«
Monk schüttelte den Kopf. »Mir fällt dazu nichts ein, was von Belang wäre. Niemand konnte sich vorstellen, dass sie beim Tod ihres Mannes die Hand im Spiel gehabt haben könnte. Am Anfang leugnete sie, über Zenia Gadney Bescheid gewusst zu haben, später gab sie das aber doch zu. Und ihre Schwägerin, Amity Herne, bestätigt das. Da sie sich nun hinsichtlich Zenias Alter verplappert hat, muss sie sogar noch sehr viel mehr gewusst haben. In den Zeitungen stand nichts darüber, weil wir selbst es nicht genau sagen konnten. Für ihr Alter sah Zenia jedenfalls ganz gut aus, soweit man das anhand von Körperbau, Hautgewebe, Haaren und so weiter beurteilen kann. Ihre Zähne waren bestens erhalten. Eine der Personen, die ich vernommen habe, hat sie jünger eingeschätzt.«
Rathbone erinnerte sich wieder an Dinahs Gesichtsausdruck und ihre Worte, als sie bestritten hatte, dass Zenia Joel Lambourns Natur falsch eingeschätzt haben könnte. Stirnrunzelnd legte er den Löffel neben die Schale. »Dinah hat sogar gesagt, dass Joel und Zenia sich seit fünfzehn Jahren gekannt hatten.«
Monk blickte ruckartig auf. »Woher, zum Henker, wusste sie das?«
»Das frage ich mich auch.« Rathbones Unbehagen wuchs. Was Frauen betraf, hatte er seinem Urteilsvermögen noch nie so recht getraut. Und seit Margaret war er restlos verunsichert. Hatte er sich mit seiner Zusage, diesen Fall zu übernehmen, endgültig zum Hampelmann gemacht?
Hester berührte ihn leicht an der Schulter, und für einen kurzen Moment spürte er die Wärme ihrer Hand. »Das ist zu erwarten, dass sie wegen der Affäre ihres Mannes mit dieser Frau lügt oder zumindest ausweicht«, bemerkte sie. »Sie muss sich ja selbst schrecklich bloßgestellt fühlen. Da wird sie natürlich versuchen, es sich auf eine Weise zu erklären, die am wenigsten wehtut und es ihr erspart zuzugeben, dass sie hereingelegt wurde. Gleichzeitig muss sie Sie davon überzeugen, dass sie nicht Zenias Mörderin ist. Ich glaube, jede andere Frau würde sich an ihrer Stelle ebenso verhalten.«
»Glauben Sie ihr?«, fragte Rathbone und drehte sich zu ihr um, da sie sich um den Tisch herumbewegte und sich gerade hinter ihm befand.
»Ich glaube ihr, was Lambourns Untersuchung betrifft«, erklärte Hester und setzte sich auf den dritten Stuhl am Tisch. »Ich habe mich mit einem hervorragenden Arzt unterhalten, den ich schon länger kenne, und er sieht das genauso wie ich. Er bestätigt, dass die Anzahl der Todesfälle unter Kindern erschreckend hoch ist und mit einem Mindestmaß an Kontrolle und Information ohne Weiteres erheblich gesenkt werden könnte.«
»Also hatte Lambourn bei den Fakten recht, auch wenn er sich bei der Beweisführung verzettelt hatte?«, fragte Rathbone.
Hester nickte. »Ja. Aber ich nehme an, dass die vielen Einzelbeispiele vor allem dazu dienten, seine Argumente mit starken Emotionen zu untermauern. Er war ja wohl gezwungen, die Zahlen so exakt wie nur möglich anzugeben.«
Rathbone wandte sich wieder an Monk. »Welche konkreten Beweise gibt es denn für seinen Selbstmord? Mrs Lambourn behauptet ja, dass es Mord war. Ist das möglich?«
Monk legte nachdenklich die Stirn in Falten. »Das weiß ich nicht. Es heißt, dass er auf dem One Tree Hill im Greenwich Park mit aufgeschnittenen Pulsadern entdeckt wurde und sich in seinem Körper eine beträchtliche Menge Opium befand. Ich habe mich erkundigt, ob es bei ihm irgendein Gefäß gab, in dem man das Opium in einer Flüssigkeit auflösen oder in welcher Form auch immer aufbewahren konnte. Darauf habe ich keine Antwort erhalten. Auch habe ich nicht mit dem Mann gesprochen, der ihn gefunden hat. Ich nahm offen gesagt an, dass Mrs Lambourn sich schlichtweg weigerte, an Selbstmord zu glauben, weil das zu schmerzhaft für sie gewesen wäre.«
»Das könnte tatsächlich der Fall sein«, pflichtete Rathbone ihm bei. »Aber wir brauchen Gewissheit.«
Monk lächelte ihn an. »Wir ? «
Mit einem Schlag fühlte sich Rathbone wieder allein und isoliert. »Halten Sie sie für
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