Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
schuldig?«
»Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich glaube ich es wirklich, aber ich wünsche mir sehr, dass ich mich täusche. Darum kann es gern beim ›wir‹ bleiben.«
»Sind Sie denn befugt, das zu untersuchen?« Das war Rathbones eigentliches Anliegen. In seiner Eigenschaft als Dinahs Verteidiger hatte er die Möglichkeit, sich selbst um Aufklärung zu bemühen, doch er wusste, dass Monk das viel besser konnte als er, sowohl was das Aufspüren von Beweismitteln betraf als auch das Wissen darum, wonach man suchen und wie man das Gefundene interpretieren musste.
Darauf antwortete Monk erst nach längerem Überlegen. »Das bezweifle ich, aber ich kann mich darum bemühen. Soweit ich es beurteilen kann, fällt es nicht in mein Aufgabengebiet, weil kein Zusammenhang mit dem Fluss besteht. Außerdem ist Joel Lambourns Tod ja schon offiziell als Selbstmord eingestuft worden, sodass man nicht von einem ungeklärten Verbrechen sprechen kann. Im Grunde genommen ist es also gar kein Fall. Nur in den Augen der Kirche mag das vielleicht anders sein; dort kommt es ganz darauf an, wie sie die Zurechnungsfähigkeit der betreffenden Person einstuft.«
»Opium?«, regte Hester an.
Beide blickten sie fragend an.
»Na ja, durch den Hafen kommen große Mengen herein«, erklärte sie. »Vieles davon landet in Limehouse. Du könntest argumentieren, dass Lambourns Studie dich sehr wohl etwas angeht, vor allem dann, wenn sie begründet ist.« Sie gönnte sich ein dezentes Lächeln. »Du könntest die Fakten ja ein bisschen dehnen und behaupten, du hättest gehört, er sei im Besitz von Informationen gewesen, die hinsichtlich des Schmuggels auch für dich von großem Wert wären, was meinst du?« Sie ließ es wie eine Frage klingen. »Ginge das? Wahrscheinlich ist es ja sogar die Wahrheit.«
Monk lächelte Hester mit vergnügt funkelnden Augen an. »Das könnte ich allerdings! Und das werde ich auch. Alles natürlich im Rahmen der Aufgabe, auf dem Fluss Schmuggler zu fangen.« Er wandte sich wieder an Rathbone. »Auffälligerweise waren die Beweise für Selbstmord verschwunden, als ich mich bei den Kollegen erkundigt habe. Und niemand scheint in der Lage zu sein, Lambourns Studie als Beweismittel vorzulegen. Sie ist in Bausch und Bogen verdammt worden, aber niemand hat sie mir bisher zeigen können.«
»Wie verhielt es sich mit Lambourn und Zenia Gadney?«, bohrte Rathbone weiter, der das Gefühl hatte, hier endlich einen Anhaltspunkt gefunden zu haben. »Was war eigentlich der Grund für seine Besuche bei ihr? Die ganze Angelegenheit ist ja schon einigermaßen anrüchig, aber das Verbrechen selbst ist extrem brutal. Es weist auf einen Hass von zutiefst persönlicher Natur hin, einen sexuell bestimmten Hass. Wie intensiv haben Sie nach einem Wahnsinnigen gefahndet, der Frauen im Allgemeinen hasst und Prostituierte im Besonderen?«
»Sehr intensiv«, antwortete Monk. »Orme ist ein hervorragender Mann. Es hat nichts gegeben, was im Geringsten vergleichbar gewesen wäre. Beim letzten Mord an einer Prostituierten, den wir hatten, handelte es sich um Strangulierung, und davor wurde eine in einem Streit um Geld totgeschlagen. Hier haben wir den Schuldigen erwischt. Eine Frau wurde niedergestochen, aber das war mehr ein Versehen als Absicht – die Wunde war näher beim Herzen, als der Täter das gewollt hatte. Es war ihr Zuhälter, und auch ihn haben wir gekriegt.«
Rathbone schürzte die Lippen. »Haben Sie in Ihrer Zeit als Ermittler je ein von einer Frau an einer anderen Frau begangenes Verbrechen von dieser außergewöhnlichen Brutalität gesehen?«
»Ein paar Stichwunden, die Prostituierte Konkurrentinnen zugefügt haben«, antwortete Monk. »Die können ganz schön übel sein, aber dass jemand einem Menschen den Bauch aufschneidet und die Eingeweide herausreißt, das ist völlig neu. Es ist schwer vorstellbar, dass eine Frau einer anderen so etwas antut. Allein schon deshalb wird Dinah massive Empörung entgegenschlagen. Offen gesagt habe ich keine Ahnung, wie Sie sie verteidigen wollen. Die Öffentlichkeit will jemanden hängen sehen. Haben Sie schon in die Zeitungen geschaut?«
Rathbone schnitt eine Grimasse. »Natürlich. Man kann ihnen wohl kaum entgehen, selbst wenn man das wollte. Ist es nicht gerade deshalb umso wichtiger, mit absoluter Sicherheit festzustellen, dass wir die richtige Person haben?«
»Also bitte«, entgegnete Monk müde. »Sie wissen genauso gut wie ich, dass die meisten nicht so denken. Sie würden
Weitere Kostenlose Bücher