Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
finden. Er hätte wohl bessere Chancen, wenn er auf die von Lampen beleuchteten Straßen im Zentrum der Stadt zumarschierte. Dort gab es Clubs und Theater, aus denen andere Nachtschwärmer strömten und sich nach einer Fahrgelegenheit umsahen.
    Zügig lief er im Licht der vor einigen Häusern postierten Laternen einen Fußweg hinunter, als er spürte, dass hinter ihm noch jemand war. Sein erster Gedanke war, dass dies ein weiterer Spätheimkehrer auf der Suche nach einem Hansom war. Der Mann lief auf leisen Sohlen und schien sich sehr schnell zu bewegen. Höflich trat Monk beiseite, um ihn vorbeizulassen. Unvermittelt traf ihn ein Schlag an der Schulter, der so schwer war, dass er ihm den Arm betäubte. Hätte er Monk am Kopf getroffen, wäre er bewusstlos umgefallen.
    Der Angreifer holte schon wieder aus, doch diesmal trat Monk mit dem Fuß zu und traf ihn mit solcher Wucht zwischen den Oberschenkeln, dass der Mann vornüberkippte. Noch während er stürzte, rammte ihm Monk das Knie unter das Kinn, sodass sein Kopf ruckartig nach hinten flog. Schon befürchtete Monk, ihm das Genick gebrochen zu haben. Der Knüppel, mit dem er Monk erwischt hatte, polterte über das Pflaster und in die Abflussrinne.
    Monks Arm war immer noch gelähmt.
    Unterdessen wälzte sich der Angreifer auf die Seite und stemmte sich keuchend auf Hände und Füße.
    Trotz seiner Erleichterung darüber, dass der Mann noch lebte, trat Monk erneut zu, diesmal in den unteren Brustbereich, damit es dem anderen den Atem verschlug.
    Der Mann hustete und würgte.
    Monk richtete sich auf. Auf der anderen Straßenseite bemerkte er noch eine Gestalt. Diese machte keinerlei Anstalten, hilfsbereit herüberzulaufen, sondern bewegte sich im Gegenteil ganz ohne Eile. In der rechten Hand hielt sie irgendetwas.
    Monk fuhr herum. Vor ihm ragte ein massiver Schatten auf, vielleicht noch ein halb in einem Hauseingang verborgener Schläger. Er wirbelte auf dem Absatz herum. Sein linker Arm hing immer noch bleiern und vor Schmerzen pochend herunter. So schnell ihn seine Beine trugen, rannte Monk den Weg, den er gekommen war, zum Anfang der Straße zurück.
    Zu Runcorns Haus war es etwa eine halbe Meile. Monk hatte keine Ahnung, wie viele Angreifer hinter ihm her sein mochten. Er war in einem Viertel, das er nicht kannte, und es war kurz vor Mitternacht. Obendrein war sein linker Arm zu nichts zu gebrauchen.
    Er konnte keinesfalls auf direktem Wege zu Runcorns Haus zurückkehren. Wer immer es auf ihn abgesehen hatte, rechnete gewiss genau damit. So blieb Monk in den breiteren Straßen, schlug mehrere Haken und stürmte durch fremde Gärten, bis er schließlich Runcorns Küchentür erreichte. Verzweifelt hielt er nach irgendwelchen Zeichen Ausschau, dass noch jemand wach war.
    Doch kein Licht brannte. Er kauerte sich in den Garten, machte sich zwischen Gemüsebeeten und einem Geräteschuppen so unsichtbar wie nur möglich. Nie hätte er sich träumen lassen, dass Runcorn an einer Tätigkeit im Garten Freude finden würde. Unwillkürlich musste er grinsen, obwohl er allmählich zu frösteln begann. Hier draußen konnte er unmöglich bleiben. Dafür war es viel zu kalt. Überdies setzte nun auch wieder der Regen ein. Von seiner Verletzung ganz zu schweigen. Und dringender noch: Früher oder später würden seine Verfolger auf die Idee kommen, ihn hier zu suchen. Wohl eher früher!
    Er hob eine Handvoll Kieselsteine auf und warf sie gegen eines der Fenster im oberen Stockwerk.
    Stille.
    Er versuchte es erneut. Mit mehr Kraft diesmal.
    Endlich ging das Fenster auf, und Runcorn streckte den Kopf heraus, nichts als eine Silhouette vor dem Nachthimmel.
    Langsam richtete sich Monk auf. »Sie sind hinter uns her«, sagte er in die Dunkelheit. »Ich bin überfallen worden.«
    Das Fenster wurde geschlossen. Gleich darauf öffnete sich die Hintertür. In Nachthemd und Jacke kam Runcorn heraus. Wortlos half er Monk hinein, schloss die Tür wieder und schob den Riegel vor. Dann musterte er Monk von oben bis unten.
    »Tja, nun wissen wir wenigstens, dass wir recht haben«, sagte er trocken. »Wir haben ein Gästezimmer. Bluten Sie?«
    »Nein. Ich kann nur den Arm nicht bewegen.«
    »Das ist sicher bald wieder vorbei. Ich bringe Ihnen ein sauberes Nachthemd und einen kräftigen Whisky.«
    Monk lächelte. »Danke.«
    Einen Moment lang verharrte Runcorn. »So, wie es früher war, finden Sie nicht?«, sagte er mit bedachtsamer Zufriedenheit. »Nur besser.«

12

    Oliver Rathbone saß in

Weitere Kostenlose Bücher