Ein Paradies der Sinne
berührten die ihren, strichen federleicht über sie hinweg. Amy wurde schwindelig. Sie spürte, wie sich alles in ihrem Innern zusammenzog und süße Hitzewellen in ihre Arme und Beine ausstrahlten.
„Ja“, bestätigte er seufzend.
So standen sie, wie es Amy schien, eine Ewigkeit lang eng umschlungen da, dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich glaube, ich gehe jetzt besser“, sagte er widerwillig und tippte ihr mit dem Finger auf die Nase. „Du brauchst nur leichtes Gepäck, Schatz, wir fliegen dem Sommer entgegen. Und ein Kleid zum Ausgehen.“
Amy fragte nicht, wann er sie abholen würde. Die ganze Sache hatte etwas Rätselhaftes an sich, alles schien irgendwie auf zauberhafte Weise vorbestimmt zu sein. Wenn es Zeit war zu fahren, würde Harry einfach da sein.
Zehn Minuten später stand Amy immer noch an derselben Stelle und sah die Tür an, durch die er gegangen war. Sie wusste, was geschehen würde, wenn sie mit Harry Griffith nach Australien flog, und sie hatte Angst. Sie war nie mit einem anderen Mann intim gewesen, weder vor noch nach der Zeit mit Tyler, und sie fühlte sich so beklommen wie ein junges, unerfahrenes Mädchen.
Später an diesem Tag, nachdem Amy in der oberen Etage Staub gesaugt und ihren Kleiderschrank zum vierten Mal durchgesehen hatte, während sie sich immer wieder sagte, dass sie unmöglich mit Harry nach Australien fliegen konnte, holte sie drei Reisetaschen aus dem Schrank im Gästezimmer und stellte sie offen auf ihr Bett. Selbst zu diesem Zeitpunkt redete sie sich noch ein, dass sie nur Ashleys und Olivers Taschen für die Reise nach Kansas packen würde.
Dennoch, als Louise mit den Kindern eintraf, hatte Amy gerade einen der drei Koffer gefüllt – mit ihrer eigenen Sommerkleidung.
Sie und Louise packten die Koffer der Kinder gemeinsam. Louise Ryan war eine gut aussehende Frau, sonnengebräunt und sichtlich vermögend, und sie war sehr intelligent.
„Wie findest du Harry Griffith?“, fragte sie, nachdem sie die Schnappschlösser von Ashleys Koffer zugedrückt hatte.
Amy spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg, und sie brachte es nicht fertig, ihrer Schwiegermutter in die Augen zu sehen. Was würde Louise wohl sagen, wenn sie wüsste, dass die Witwe ihres Sohnes dabei war, rücksichtslos und voller Begierde einem wildfremden Mann um die halbe Welt zu folgen?
„Ganz nett“, antwortete Amy schließlich in maßloser Untertreibung.
Louise strahlte sie mit ihren braunen Augen an. Ihr Haar war kastanienbraun, von silbergrauen Strähnen durchzogen, und sie behauptete, von Kopf bis Fuß mit Sommersprossen übersät zu sein. „Einen Mann wie Harry findet man nicht einfach nett“, sagte sie, während sie Amy mit ruhigem Blick musterte. „Frauen finden ihn entweder völlig unakzeptabel, oder sie können die Hände nicht von ihm lassen.“
Rate mal, zu welcher Gruppe ich gehöre , dachte Amy reumütig. „Ich glaube, Tyler hatte ihn sehr gern“, wich sie aus, hob Ashleys Koffer vom Bett und zerrte ihn zur Tür.
„Nicht nur Tyler – wir alle.“
Wenn Louise auch eine moderne und verständnisvolle Frau war, so konnte Amy sich doch nicht überwinden, ihr zu beichten, dass sie sich Hals über Kopf in Harry verliebt hatte. „Er ist sehr nett“, war alles, was sie zuzugeben bereit war.
Nachdem Ashley und Oliver mit ihrer Großmutter und zwei großen Reisetaschen wieder abgefahren waren, lief Amy ziellos in dem leeren Haus umher. Schließlich ging sie zum Telefon und wählte Debbies Privatnummer, obwohl ihre Freundin um diese Zeit in der Klinik war. Aber ihr Anrufbeantworter würde sich einschalten.
„Hallo“, sprach Amy auf das Band und bemühte sich redlich, normal zu klingen. „Hier ist Amy. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich … nun, dass ich jetzt endgültig den Verstand verloren habe. Harry Griffith hat mich gebeten, ihn nach Australien zu begleiten und, du wirst es kaum glauben, ich fliege mit.“
Obwohl sie sich nur mit einem Tonbandgerät unterhielt, stieg ihr die Röte ins Gesicht. „Ich weiß, ich sollte mich nicht rechtfertigen müssen. Ich bin eine reife, verantwortungsbewusste Frau, und wenn ich etwas tun will, dann … Ach, vergiss es!“
Amy unterbrach ihren Redeschwall, holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. „Ich fliege also nach Australien. Und ich möchte nicht, dass du dir Sorgen um mich machst, denn ich weiß, was ich tue.“
Sie legte auf, ehe sie aus Versehen hinzufügen konnte: „Glaube ich.“
Harry
Weitere Kostenlose Bücher