Ein pikanter Köder
eine Kugel auf den Pelz gejagt hast! Du kanntest den Kerl doch gar nicht, und das habe ich Sellers auch gesagt.«
Es dauerte eine Weile, bis ich das eben Gehörte verdaut hatte.
»Bist du noch da?« erkundigte sich Bertha. »Wo steckst du überhaupt?«
»In Palm Springs.«
»Und was hast du da zu suchen?«
»Den Mörder von Herbert Dowling.«
»Na, Sellers hat den Mörder bereits gefunden. Wenigstens bildet er sich das ein. Halt dich fest: Du bist sein bester Tip.«
»Er wird sich damit ganz verdammt in die Nesseln setzen. Agnes Dayton gab zuerst eine völlig andere Beschreibung von dem Fenstergucker.«
»Was besagt das schon? In der ersten Aufregung schwafelt man alles mögliche zusammen. Sie hat dich auf dem Foto wiedererkannt, und diese Marcia Elwood auch. Und das ist ausschlaggebend und bricht dir den Hals, wenn du nicht schleunigst was dagegen unternimmst.«
»Bin schon dabei. Aber das ist wieder mal typisch für die Arbeitsmethoden der Polizei. Sie verschaffen sich Fotos, zeigen sie dem Augenzeugen und reden ihm ein, daß es sich bei dem Mann auf dem Foto um den Täter handelt, und wenn dann der Zeuge dem Betreffenden bei der Identifizierungsparade gegenübersteht -«
»Quatsch! Das ist bei dir schon zum Komplex geworden! Andauernd tutest du mir damit die Ohren voll!«
»Ja, aber es ist doch so. Die Einbildungskraft -«
»Die Einbildungskraft kann mir gestohlen bleiben!« fauchte Bertha. »Schreib dir folgendes hinter die Ohren: Es gibt nur einen Ausweg für dich. Rufe sofort Frank Sellers an und entschuldige dich bei ihm. Sag ihm, es täte dir leid, daß du dich in Dinge eingemischt hättest, die dich nichts angingen. Du hättest versucht, den Mordfall auf eigene Faust aufzuklären, wärst aber nun bereit, zu Kreuze zu kriechen und mit allem auszupacken, was du weißt. Vielleicht kann ich dann meine Verbindungen spielen lassen und ihn dazu bringen, daß er die Mordanklage vorläufig fallenläßt. Was allerdings die andere Sache betrifft... Verdammt noch mal, Donald, mußt du denn den blöden Weibsbildern bis in die Motelkabinen nachsteigen? So groß kann das Vergnügen doch nicht sein.«
»Du bist nicht auf dem laufenden, Bertha. Den Fenstergucker haben sie inzwischen erwischt. Er heißt Rossiter D. Banks und ist Chef des Telegrafenbüros in Hollywood. Er ist ihnen heute abend im Strandmotel ins Garn gegangen. Sie haben ihn verhaftet und ins Präsidium geschafft.«
Am anderen Ende der Leitung blieb es ziemlich lange still. Bertha dachte über die Information nach. Schließlich sagte sie: »Sellers hat mir nichts davon erzählt. Er ist eingeschnappt und ver-
traut mir nichts mehr an. Du bist so ein verflixt schlüpfriger . Kunde, Donald, daß es mich nicht wundern würde, wenn du die Sache mit diesem Banks irgendwie gedeichselt hättest. Also sei vernünftig und sprich sofort mit Frank Sellers.«
»Okay. Ich werd’s mir überlegen. Da es sich um ein dienstliches Telefongespräch handelt, geht es zu Lasten der Agentur, und deshalb möchte ich es nicht unnötig in die Länge -«
»Zu Lasten der Agentur!« trompetete Bertha. »Da hast du dich aber geschnitten! Deine Probleme gehen die Agentur einen Dreck an! Es ist einzig und allein deine Schuld, daß du jetzt in der Tinte , sitzt. Glaub bloß nicht, daß ich dir deine Telefonspesen vergüte! Und überhaupt -«
Ich hängte behutsam den Hörer auf und dachte ein paar Minuten lang angestrengt über meine Situation nach.
Eine frühe Maschine der Bonanza Airlines flog nach Phönix, und da wollte ich auch hin, und zwar möglichst schnell. Aus dem Zeitungsbericht über den Fenstergucker im Strandmotel ging hervor, daß sein erstes Opfer Helen Cortiss Hart hieß und einen Kosmetiksalon in Phönix besaß. Mrs. Hart hatte der Polizei eine recht gute Beschreibung des Mannes geliefert. Danach war er um die Fünfzig herum, hatte eine kräftige Nase, buschige Augenbrauen und ein gutgeschnittenes würdevolles Gesicht. Mit anderen Worten, er gehörte nicht zu dem Typ, dem man solche anrüchigen Späße zutraut.
Es war vorauszusehen, daß Frank Sellers keine Zeit verlieren würde. In wenigen Stunden würde er bei Helen Cortiss Hart aufkreuzen, ihr ein Foto von mir zeigen und sie auf die sanfte Tour bearbeiten. Er würde ihr mitteilen, daß Agnes Dayton und Marcia; Elwood mich einwandfrei identifiziert hätten und daß er für meine Anwesenheit im Strandhotel hinreichende Beweise vorlegen könnte. Und falls sie nicht gleich spurte, würde er ihr einreden, daß
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