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Ein Pirat zum Verlieben

Ein Pirat zum Verlieben

Titel: Ein Pirat zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Sir?«
     
    Ramsey hatte leichte Gewissensbisse wegen des opulenten Mahls, das er gerade verzehrt hatte. Die Erinnerung an die Fahrt von den Docks ging ihm immer noch durch den Kopf: Elendsquartiere, in denen es von mageren, dunkelhäutigen Kindern in Lumpen wimmelte, ihre hoffnungslosen Mienen und, schlimmer noch, die höhnischen Bemerkungen ihrer Eltern, als er aus der Kutsche des Engländers stieg. Sein Gastgeber war der amtierende Regierungsvertreter auf der Insel, von eigenen Gnaden, wie Ramsey argwöhnte, der keine Gelegenheit gehabt hatte, den Titel des Mannes zu überprüfen. Aber der Engländer hatte an der Anlegestelle gewartet, noch bevor die Triton den Anker geworfen hatte.
    Ramsey, dem sämtliche Knochen wehtaten, rutschte unruhig auf dem kleinen mit Samt bezogenen Stuhl hin und her und nahm einen Schluck von dem kostbaren, alten Brandy, den Blick auf die Tochter des Engländers gerichtet. Monica fächelte sich Luft zu und lugte aus großen goldbraunen Augen über den Rand ihres Fächers zu ihm. Ram zwinkerte träge und zuckte zusammen, als sie in schrilles Kichern ausbrach. Es war Teil seines Auftrags, sagte er sich, ein wenig Zeit mit der Frau zu verbringen und ihren Klagen zu lauschen, dass sie nicht bei Hof sein könne und dass es zu wenig passende Verehrer gäbe. Doch bei allem Gejammer hatte sie sich während ihres Spaziergangs durch die weitläufigen Gartenanlagen als wahre Quelle an Informationen erwiesen. Ihr Vater war eher zurückhaltend aufgetreten – im Gegensatz zu seiner Tochter. Ramsey hatte bereits diese Lippen gekostet und die üppigen Rundungen gefühlt, die sich zu seiner leisen Überraschung als Einlagen aus gepresster Baumwolle entpuppten. Ein verzogenes, selbstsüchtiges junges Ding, entschied er, als er daran dachte, wie sie die Dienstboten behandelte, mit harter Hand und einer Überheblichkeit, die dem Amerikaner äußerst unangenehm auffiel. Er musste unwillkürlich an Tess denken, an ihre Art, locker zu scherzen, an die Wahrheiten, die sie unbefangen aussprach, und daran, wie sie mit ihrer scharfen Zunge diesen verwöhnten Balg blitzschnell zerpflücken würde. Würde ich gerne miterleben, dachte er und erinnerte sich dann, dass sie sich seit gestern Nacht nicht mehr hatte blicken lassen. Mit einem mutlosen Seufzer überging er den Schmerz in seinem zerschundenen Kinn und konzentrierte sich auf das, was der Engländer gerade sagte.
    »Ich bin überzeugt, wir finden einen passenden Käufer für Ihre Waren, Captain O’Keefe«, sagte Whittingham mit seinem näselnden Akzent. »Wenn Sie so freundlich wären, mir eine Liste Ihrer Fracht zu überlassen, werfe ich gern einen Blick hinein.«
    Ramsey verbarg ein Lächeln. Der Mann rieb sich vor Erwartungsfreude förmlich die Hände. »Ich würde den Handel lieber persönlich in die Wege leiten, wenn es Ihnen nichts ausmacht. In meinen Waren steckt ein halbes Jahr Arbeit, und ich habe viele Löhne zu zahlen. Eine lästige Pflicht, zugegeben«, bemerkte Ramsey mit einem gekünstelten Seufzen und wandte sich wieder mit einem flüchtigen Lächeln der jungen Frau zu. »Aber der Grund, warum ich in letzter Zeit so erfolgreich bin.«
    Der Engländer plusterte sich vor Empörung auf. Reichlich arrogant, dieser Kolonialist. Vermögend, wenn man nach seiner Kleidung urteilen konnte, aber dennoch ein verdammter Rebell. Hätte man alle erschießen sollen, dachte er bei sich. Gott, er hasste es, auf diese Insel verbannt zu sein, wenn er sich doch so sehr nach der Würde und dem kühlen Klima Londons sehnte. Whittingham stand auf und ordnete seine Kleidung, um anzudeuten, dass die Besprechung beendet war. Der Kapitän kam rasch auf die Beine.
    »Wie Sie wünschen, Captain. Ich schicke morgen einen Boten auf Ihr Schiff«, verkündete der Engländer, der nicht gewillt war, den Mann einen Blick auf die Güter in seinem persönlichen Lagerhaus werfen zu lassen.
    »Bemühen Sie sich nicht, Sir; Sie haben bereits genug für mich getan, und ich habe Eile, den Handel abzuschließen. Ich komme morgen mit meinem Quartiermeister zurück, sagen wir gegen Mittag?«
    Whittingham versteifte sich. Irgendjemand hätte das Gesicht dieses Kolonialisten noch gründlicher zurichten sollen! Wie konnte der Mann es wagen, seine Bedingungen auszuschlagen? »Ich fürchte, das kommt mir sehr ungelegen. Ich habe geschäftliche Termine …«
    »Oh, Papa, ich habe eine wundervolle Idee!«, jauchzte Monica. »Du nimmst deine Termine wahr, und ich kümmere mich um den Kapitän,

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