Ein Pirat zum Verlieben
antwortete er leise.
»Dann bist du ein Dummkopf«, bemerkte Ramsey scharf. »Und ich gebe zu, dass ich ganz schön eifersüchtig bin.«
Dane zog eine Augenbraue hoch und warf ihm einen schrägen Blick zu. »Du würdest mit mir um sie kämpfen?«
Ramseys Lächeln war ein wenig bitter. »Ein Kampf stand nie zur Debatte, mein Freund. Die Frau hat mich durchschaut. Und mir unmissverständlich klar gemacht, dass ihr nicht besonders gefällt, was sie in mir sieht.«
Dane sah wieder zu Tess. Dunkelgrün stand ihr, stellte er fest. »Es ist eine Gnade, sie so zu sehen. Ich bezweifle, dass wir sie je wieder so heiter und gelassen erleben werden.«
Ramsey lachte leise. »Sie ist sehr temperamentvoll.«
»Ja, und viel zu unbedacht, scharfzüngig und eigensinnig und verdammt unabhängig und …« Dane ließ seinen Atem in einem schnellen Stoß heraus, als ihm Ramseys spöttisches Grinsen auffiel. »Du hattest übrigens Recht. Sie will von einem Heiratsantrag nichts wissen.«
Ramsey runzelte verwirrt die Stirn. »Es macht ihr nichts aus, dass sie kompromittiert ist?«
Dane zuckte unglücklich die Achseln. »Tess ist völlig zufrieden mit dem derzeitigen Stand der Dinge.«
Ramsey fragte sich, was das genau hieß.
»Aber du bist es nicht?«
Danes Züge verhärteten sich. »Ganz und gar nicht.«
»Vielleicht ist es der Mann und nicht das Angebot?«, witzelte Ramsey mit einem letzten Aufflackern von Hoffnung. »Wie wär’s, wenn ich sie frage?«
Dane erdolchte ihn mit Blicken. »Nur wenn du den Wunsch verspürst, langsam und qualvoll zu sterben.«
Ram grinste und klopfte seinem Freund auf die Schulter, fast ein wenig erleichtert, dass nicht er es war, der diese Qualen erlitt. »Versuchs noch einmal, Dane, und dann noch einmal, immer wieder, wenn es sein muss. Und wenn es gar nicht anders geht, musst du die Frau einfach gefesselt und geknebelt zum nächsten Friedensrichter schleppen.«
Ein trockenes Lächeln huschte über Danes Lippen. Ihm war durchaus bewusst, dass das möglicherweise die einzige Möglichkeit war, sie zu seiner Frau zu machen.
Ramsey warf einen letzten Blick auf sie und kehrte ihr dann abrupt den Rücken zu. »Liebe sie, Dane«, murmelte er, und Dane fühlte das Leid des anderen. »Liebe sie von ganzem Herzen, damit ich niemals bereuen muss, nicht mit dir um die Hand der Dame gekämpft zu haben.« Er ging still davon.
Danes Herz schlug schwer und schmerzhaft in seiner Brust, als er beobachtete, wie sie am Ufer entlangschlenderte. Ihr Gesichtsausdruck war traurig, wenn nicht gar ein wenig wehmütig, und Dane fragte sich, was ihren wachen Geist gerade beschäftigen mochte. Dachte sie über das Gleiche nach wie er? Jeder Augenblick, in dem ihm ihr Anblick nicht vergönnt war, war eine endlose Qual. Er konnte weder essen noch schlafen oder sich auf irgendetwas konzentrieren, wenn er wusste, dass sie verstört war, so verstört, dass sie fast einen ganzen Tag in der Abgeschiedenheit ihres Zimmers verbrachte.
Was, wenn sie darauf wartete, dass die Wand erschien, dieses Zeitloch, wie sie es nannte? Bei dem Gedanken schnürte sich seine Brust so fest zusammen, dass er kaum noch Luft bekam, und er wusste, dass er es nicht überleben würde, wenn sie ihm jetzt genommen wurde. Weil ich sie liebe schrie es in seinem Inneren. Dane, der von dieser Erkenntnis wie vom Blitz getroffen wurde, lehnte sich an eine Palme und sprach die Worte leise aus. Es erfüllte ihn mit einer tröstlichen Wärme, dem verwirrend überwältigenden Gefühl in seinem Inneren endlich einen Namen zu geben. Sie war über zweihundert Jahre in die Vergangenheit gereist, um von ihm geliebt zu werden, und er würde niemals von ihr lassen. Selbst wenn es bedeutete, dass er ihr in die Zukunft folgen musste, um bei ihr zu sein.
Er gab Sikes einen Wink, und der kräftige Seemann und mehrere seiner Kameraden marschierten zu ihrem Kapitän.
»Folgt ihr unauffällig und passt auf, dass niemand sie belästigt«, befahl Dane, um Tess einerseits den Freiraum zu geben, den sie brauchte, sie andererseits aber auch in guter Obhut zu lassen. Er sah, wie sie mit einer Hand über ihre Wange fuhr, und konnte nur erraten, was der Grund für ihre Tränen war. Mit größter Willenskraft gelang es Dane, kehrtzumachen und zum Gasthaus zu gehen, ohne noch einmal zurückzuschauen.
»Wie können Sie bloß noch mehr essen?«, fragte Gaelan, als Ramsey sein Fleisch klein säbelte.
Ramsey, der nicht im Geringsten beleidigt wirkte, zuckte die Achseln und
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