Ein Pirat zum Verlieben
mit Spezialeffekten wie ein Filmstudio.
Sie kniete sich nieder und streckte zitternd ihren Arm aus, riss ihn aber zurück, bevor er die Haut des Mannes berührte. Er ist am Leben, betete sie insgeheim und langte wieder nach dem Mann. Ihre Finger bebten, als sie die warme Haut an seinem Hals berührten. Tess tastete nach einem Puls. Nichts. Ihr Blick fiel auf den dunklen Fleck, der sich auf seiner Brust ausbreitete. Sie berührte ihn und rieb die klebrige Substanz zwischen ihren Fingern, bevor sie den metallischen Geruch einatmete. O Gott. O GOTT! Tess legte eine Hand auf seine Brust. Sie merkte es kaum, als jemand mit ihr zusammenstieß. Verzweifelt klammerte sie sich an den letzten Strohhalm und hielt ihre Finger unter seine Nase. Ein erstickter Schrei kam von ihren Lippen, und sie stand abrupt auf, wich zurück und legte eine zitternde Hand an ihren Mund. Tot. Sie konnte es riechen; brennendes Schießpulver, Fleisch und Holz, alles verschmolz miteinander, und der Geruch stach ihr in die Nase. Ihr Kopf zuckte vor und zurück, während ringsum erbittert gekämpft wurde, als wäre sie nicht vorhanden. Das konnte einfach nicht passieren!
Sie unterdrückte einen Schrei, als ein anderer Mann vor ihre Füße stürzte. Seine Augen waren glasig, und er streckte den Bruchteil einer Sekunde die Hände nach ihr aus, bevor er zusammenbrach. Blut quoll aus seinen blassen Lippen und sammelte sich auf den Deckplanken zu einer Lache. Tote Augen starrten sie an. Voller Panik machte sie einen Satz zum Niedergang. Das Schiff schwankte und sie verlor den Halt, stolperte über die Schwelle und wurde an das andere Ende der Wand geschleudert. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht vor Schmerz aufzuschreien. Taumelnd und ohne darauf zu warten, dass der Schmerz nachließ, klammerte sie sich an das Geländer und wankte in die Kajüte. Einen Moment lang lehnte sie sich schwer an den Türrahmen, schob sich dann hinein und schloss die Tür. Ihre Beine gaben unter ihr nach und sie sackte in den weiten rosa Stoffmassen ihres Kleids auf den Boden.
Es ist echt, dachte sie und schluckte mehrmals. Sie starrte ins Nichts, bevor sie ihre brennenden Augen fest schloss und ihren Kopf auf den Holzboden sinken ließ. Gott im Himmel, es war kein Spiel! Die Männer dort oben brachten sich tatsächlich gegenseitig um! Ihr Magen rebellierte bei der Erinnerung an jene Hand, die immer noch gezuckt hatte, immer noch bereit gewesen war zu töten. O Gott, was konnte sie tun, um das zu beenden? Nichts, erkannte sie, als sie ihre blutigen Hände an ihrem Rock abwischte. Sie würden nicht aufhören, auch wenn sie sich beim besten Willen keinen vernünftigen Grund für einen echten Kampf vorstellen konnte. Das Krachen von splitterndem Holz riss sie abrupt aus ihren durcheinander wirbelnden Gedanken, und sie hatte blitzartig ein Bild vor Augen.
Blackwell! Wo war er? Lieber Gott, lag er auch irgendwo da oben an Deck und verblutete? Und Duncan und Thorpe und – sie sterben vielleicht, während ich hier sitze, dachte sie nüchtern, während sie sich ihr Haar aus dem Gesicht strich und aufsprang. So bizarr das alles auch sein mochte, eines wusste Tess mit Sicherheit. Ihre Situation war schlagartig zu einer reinen Überlebensfrage geworden!
Sie kämpfte sich aus ihrem Kleid, indem sie es von ihren Schultern riss und über ihre Hüften zerrte, bevor sie es beiseite schleuderte. Nachdem sie die Unterröcke auf das ruinierte Kleid geworfen hatte, lief sie zu der Kommode des Kapitäns, um in seinen Sachen zu wühlen, und durchsuchte dann eine Truhe, wo sie schließlich eine abgetragene Hose und ein Hemd entdeckte. Bis auf ihr Unterhemd ausgezogen, schlüpfte sie in das Hemd und verknotete die Enden um ihre Taille. Während sie ein Bein in die Hose steckte, schaute sie sich nach etwas um, womit sie sie oben halten könnte. Da sie nichts Geeignetes sehen konnte, riss sie einen Streifen von einem Unterrock ab und schlang ihn wie einen Gürtel um ihre Taille. Die Hosenbeine fielen ein ganzes Stück über ihre Knöchel, deshalb nahm sie das Messer, schnitt einen Schlitz in den Saum, riss die Nähte bis zu den Knien auf und band die Enden zusammen. Zumindest kann ich gehen, dachte sie und warf ihren Zopf auf den Rücken, als sie sich zur Tür wandte. Auf halbem Weg machte sie kehrt und rannte zum Kabinettschrank, um etwas Brandy in ein Glas zu gießen und hinunterzustürzen. Sie bereute es sofort, als sie sich an der scharfen Flüssigkeit verschluckte und einen Hustenanfall
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