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Ein Pirat zum Verlieben

Ein Pirat zum Verlieben

Titel: Ein Pirat zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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wollte. Wie der Kapitän vorhergesehen hatte, wurden auf der Brigg weitere Segel gehisst und Ballast verlagert, um die Geschwindigkeit zu erhöhen.
    Danes Lächeln war schmal. Ich lasse dem Bastard jeden Vorteil, entschied er. Nicht er würde den ersten Schuss abgeben. Leise sprach er mit seinem Zweiten Offizier.
    »Reffen Sie Fock-, Groß- und Besansegel ein wenig, Mr. Finch. Unauffällig. Die Lady soll sich ganz sicher sein.«
    Aaron lächelte und gab den Befehl ohne Kommandopfiff leise weiter. Er wusste, dass sie damit ihr Tempo ein wenig verringern und der Brigg Gelegenheit geben würden, sie im Blickfeld zu behalten. Die Mannschaft der Fregatte hatte viel Erfahrung, und der Kapitän wusste, wie er am meisten aus seinem Schiff herausholen konnte. Wenn die Zeit reif war.
    Die Zeit schien sich qualvoll in die Länge zu ziehen. Die Crew wartete nervös, mit klopfendem Herzen und gefechtsbereiten Kanonen. Kein Mann an Bord zweifelte daran, dass es zum Angriff kommen würde. Schon drei waren vorher erfolgt und dreimal hatten sie die Schiffe versenkt. Als die Brigg nah genug war, kam das Kommando, sämtliche Laternen zu löschen, und wie durch den schwungvollen Meisterstrich eines Malers verschmolz die Sea Witch mit der Nacht.
    Die Brigg war in dem spärlichen Licht leicht auszumachen, da sie über ihrer Wasserlinie einen weißen Streifen trug, ein vager Fleck auf der schwarzen Leinwand der nächtlichen See. In dem angeordneten Schweigen hörten die Männer an Bord der Fregatte verwirrte Stimmen, die über das Wasser zu ihnen wehten. So nah. Blicke wanderten zwischen der Brigg und ihrem Kapitän hin und her; jeder Mann wartete auf sein Signal. Es war geradezu eine Erleichterung, als es endlich kam.
    Taue rieben sich knarrend an Holz, als die Männer sich daran machten, auf Besanrah zu kreuzen, Position Schratbaum. Schwarze Segel entrollten sich, schlugen knatternd hin und her, als sie sich bauschten, den Wind einfingen und seine unsichtbare. Kraft aufnahmen. Rasch und unvermittelt drehte die Sea Witch bei. Die mächtige Fregatte lief hart am Wind, wisperte auf der samtigen Schwärze wie ein Degen in feuchter Luft. Die Brigg hatte sie in der Dunkelheit längst aus den Augen verloren, und niemand ahnte, dass sie kehrtgemacht und dicht aufgeschlossen hatte und jetzt direkt hinter dem Zweimaster segelte. Dann ging die pechschwarze Fregatte wie ein hungriger Hai in Kampfposition.
    * **
    Tess, die auf dem Bett lag und Gesunder Menschenverstand von Thomas Paine las, hatte wegen der Hitze in der Kajüte Strümpfe, Schuhe und drei Lagen Unterröcke abgelegt. Ihren Plan, Blackwell mit einem teuflischen Racheakt zur Strecke zu bringen, hatte sie einstweilen begraben. Reine Zeitverschwendung, fand sie, sich über etwas aufzuregen, das sie nicht ändern konnte, und gab den Versuch auf, die Schriften des Politikwissenschaftlers zu verstehen. Sie klappte das Buch zu und griff nach einem anderen. Gullivers Reisen. Blackwell hatte ein breit gefächertes Angebot in seiner Bibliothek: Chaucer, Shakespeare, Defoe. Einige Bücher waren sogar in Französisch und Latein. Wetten, dass er sie nicht lesen kann?, dachte sie gehässig und warf sich auf den Rücken. Sie wünschte, sie hätte eine Ausgabe von S.E. Bakers neuestem Spionagethriller bei sich, um sich damit abzulenken.
    Sie hatte Durst und rollte sich an die Bettkante, um nach dem Wasserkrug zu langen. Plötzlich legte sich das Schiff auf die Seite, und das Tongefäß krachte auf den Boden. Tess klammerte sich an den Rand der Matratze und hielt sich, um nicht auf das zerbrochene Geschirr zu fallen, krampfhaft fest, bis sich das Schiff wieder aufrichtete. Sie rutschte in die Mitte der Daunendecke und beobachtete, wie etliche Gegenstände vom Schreibtisch kullerten.
    »Was in Gottes Namen heckst du jetzt schon wieder aus, Blackwell?«, murmelte sie, den Blick zur Decke gewandt. Als es ihr sicher erschien, kletterte sie vom Bett, las die Scherben auf und ging dann zum Schreibtisch weiter, wo sie sich bückte, um Seekarten und Papiere aufzuheben. Ein lauter Knall zerriss die Stille, und ihr überraschter Ausruf wurde sofort von einem donnernden Krach übertönt. Tess ließ vor Schreck die Papiere fallen. Die Fregatte schlingerte heftig, und Tess ruderte verzweifelt mit den Armen, um irgendwo Halt zu finden. Kurz darauf fand sie sich auf dem Hosenboden wieder. Sie blieb eine Sekunde liegen, um den gut aussehenden Spinner, der sich offenbar in eine Art Raserei hineinsteigerte, herzhaft zu

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