Ein Pirat zum Verlieben
Flüssigkeit hinunter, füllte erneut das Glas und hob es an seine Lippen. Plötzlich schleuderte er es quer durch den Salon. Das feine Glas krachte an die stuckverzierte Wand, und Wein tropfte von der Wand wie Blut. Der Wutanfall ihres Herrn bewog die Diener, die eilig gekommen waren, schleunigst in Deckung zu gehen.
Er fuhr herum und durchbohrte die Frau mit seinem eisblauen Blick. »Du lügst!«
»Nein! Er war es!« Elizabeth rutschte bis zu den Vorhängen zurück, als er zu ihr stürmte. »Gestern Abend wurde an der Küste ein Mann gefunden. Es war Bennetts Steuermannsmaat«, sprudelte sie hervor, während sie sich auf die Knie setzte und ihn mit Blicken anflehte, ihr zu glauben.
Er baute sich vor ihr auf und schloss seine breiten Hände in einem schmerzhaften Griff um ihre Arme. »Wo ist der Mann?«, fragte er ruhig.
»In der Kirche. Er liegt im Sterben, Phillip. Ich habe ihm gestern Abend mit deinen Fragen so lange zugesetzt, bis mich der Mönch bat zu gehen.«
Sein Griff verstärkte sich, und sie schrie auf. »Was noch, Lizzie?«
Tränen stiegen ihr in die Augen, und Elizabeth schluckte ein paar Mal. Sie wagte nicht aufzustehen, um seine Umklammerung zu lockern. »Blackwell hat die Logbücher.« Sein Blick wurde scharf, und ein Muskel zuckte unter seinem Auge. »Der Seemann hat gesehen, wie er und ein Junge in die Kapitänskajüte gingen, Phillip. Blackwell hat sie! Er wird dich aufstöbern!«
Phillips Miene entspannte sich plötzlich, und er gluckste leise in sich hinein, als er sich aufrichtete und sie beiseite stieß. »Mir missfällt die Hoffnung, die ich in deiner Stimme höre, Lizzie. Unterlass das bitte«, befahl er mit einer nachlässigen Handbewegung.
Elizabeth raffte ihren letzten Rest Würde zusammen, als sie versuchte, sich unter den schweren Lagen Stoff und Fischbein ihres Kleids aufzurichten, während Phillip lässig zur offenen Verandatür schlenderte und auf den Fersen wippte.
»Nein. Der ehrenwerte Captain Blackwell wird von Rache getrieben. Eine so nutzloses Empfindung. So viele Fehlentscheidungen können daraus resultieren.« Er stieß einen matten Seufzer aus und ließ seinen Blick von den Palmwedeln zu dem jungen braunhäutigen Mädchen schweifen, das in seinem Garten Blumen pflückte. »Der aufgeblasene Angeber wird Jahre brauchen, um mich unter all diesen Inseln zu entdecken. Das war der einzige Grund, warum ich dieses von Insekten heimgesuchte Paradies ausgewählt habe.« Er wandte den Kopf. »Du kannst dennoch gewiss sein, dass ich die Konfrontation genießen werde, falls sie stattfinden sollte, Lizzie. Ganz gewiss.« Sein Lächeln war schmallippig und selbstsicher, und Elizabeth überlief es kalt. Phillip wirkte durchaus anziehend mit seiner schlanken Gestalt, der hellen Haut und dem dichten, gepflegten Haar, aber seine Augen waren erschreckend – eiskalt und gnadenlos. Und Elizabeth wollte nichts von den Geheimnissen wissen, die sich dort verbargen.
Phillip hielt ihrem Blick stand, wobei er es genoss, den Anflug von Furcht über ihr sorgfältig geschminktes Gesicht huschen, das Zittern ihrer Hände zu sehen. Bei dem Anblick wurde sein Körper warm und hart. Die Kleine war leichter zu durchschauen, als gut für sie war.
»Blackwell ist über das Doppelspiel zweifellos im Bilde«, erinnerte er sie überflüssigerweise.
Elizabeth senkte den Blick und starrte auf die Stelle vor ihren Füßen. Nein, Dane durfte nichts davon ahnen, betete sie. Sie war dabei gewesen, als er entdeckt hatte, was mit Desirée geschehen war. Sie hatte seinen unheiligen Zorn erlebt, hatte gesehen, wie er auf der Suche nach Phillip durch die ganze Stadt jagte. Sie war es gewesen, die Phillip in das Haus von Desirée und ihrem Vater gebracht hatte, sie, die seine Vorzüge gepriesen hatte. Ein leiser Schauer lief ihr über den Rücken. Dane würde mir nie etwas tun, redete sie sich verzweifelt ein. Sollte sie den dunklen Kapitän zufällig einmal wiedersehen, würde sie ihn bestimmt davon überzeugen können, dass auch sie von Phillip getäuscht worden war, davon war Elizabeth überzeugt. Abwesend strich sie mit den Fingern über die Kette aus Topasen, die auf der milchigen Haut ihres Dekolletés funkelten. Gutheißen konnte sie nicht, was Phillip dem fügsamen Mädchen angetan hatte; das ließ ihr Gewissen nicht zu. Elizabeth würde so bald wie möglich ihr Geld nehmen, ein Schiff suchen und dieses gottverlassene Stückchen Erde verlassen. Bevor Dane sie und Phillip entdeckte.
»Ich gehe jetzt,
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