Ein Pirat zum Verlieben
wahr?«, sagte er zu Tess, während er von dem hohen Bett stieg, das nach ihrem Parfüm duftete.
»Ich kenne Sie nicht gut genug, um Sie nicht zu mögen«, erwiderte sie, als er zu ihr schlenderte.
»Möglicherweise ändert der heutige Abend etwas an Ihrer schlechten Meinung über mein verworfenes Ich?« Er nahm ihre Hand und hauchte einen flüchtigen Kuss auf ihre Knöchel.
Tess legte den Kopf zurück, um ihn anzuschauen. Junge, Junge, der Typ war mit allen Wassern gewaschen! »Wir werden sehen, Captain O’Keefe. Ich behalte mir vor, mit meinem Urteil zu warten, bis ich so weit bin. Und wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden.« Sie entzog ihm ihre Hand. »Ich möchte mich ein wenig frisch machen.« Tess schlüpfte ins Badezimmer und lehnte sich mit einem Seufzer an die Tür. Frisch machen! Gott, sie hätte nie geglaubt, dass sie so etwas sagen würde.
Ihr Blick fiel auf den Nachttopf, und es würgte sie vor Ekel. Nie in ihrem Leben hatte sie moderne Sanitäreinrichtungen mehr zu schätzen gewusst als in diesem Augenblick. Dieses Ding mit Anstand zu benutzen, ist eine wahre Kunst, dachte sie, während sie die primitiven Waschgelegenheiten benutzte. Sie wusch die dünne Salzschicht von ihrem Gesicht und ihren Händen, zog die Nadeln aus ihrem Haar und bürstete die tiefschwarze Fülle, bis sie glänzte, schlang sie dann zu einem lockeren Dutt zusammen und ließ ein paar Strähnchen um ihr Gesicht hängen. Sie war froh, dass ihr Kleid anders als das erste war. Dieses hier war zurückhaltender und nicht so tief ausgeschnitten. Ihr graute bei der Vorstellung, was O’Keefe tun würde, wenn er einen Blick auf zu viel nackte Haut erhaschte. Jesus, der Mann war ein wandelnder Pim-, hoppla, Renfrew, ermahnte sie sich, das ist nicht sehr nett.
Sie durfte nicht ihre Umgebung und die gängigen Normen außer Acht lassen. Das schwache Geschlecht, so nannte man hier die Frauen. Was wohl Amelia Earhart, Rachel McLeish und Sally Ride dazu gesagt hätten? Noch nie war sie in Gesellschaft von so vielen Männern gewesen wie in den letzten zwei Wochen, und sie hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, Ziel der allgemeinen Aufmerksamkeit zu sein. Es war eine echte Herausforderung, und sie wusste, dass sie gut darauf achten musste, was sie sagte, oder vielmehr, wie sie es sagte. Ramsey war ein guter Freund von Dane, vermutlich sein bester Freund, und Kapitän eines seiner Schiffe, und sie wollte nicht die Ursache für einen Zwist zwischen den beiden sein, wie abwegig der Gedanke auch klingen mochte. Sie überprüfte, ob an ihrer Kleidung alles in Ordnung war, und rüstete sich innerlich für den Abend, der vor ihr lag. Keine Schwäche zeigen, Renfrew. Keine Fehler machen.
Dane hatte die Tür zum Bad verstohlen beobachtet. Als Tess endlich herauskam, unterdrückte er den Impuls, über die Möbel zu klettern, um zu ihr zu gehen. Wie in Gottes Namen sollte er als Anführer agieren, wenn er nur an diese Frau denken konnte, wie es war, sie in den Armen zu halten, sie zu küssen, mit ihr zu schlafen? Er schob sein Glas beiseite und schob sich an Ramsey vorbei, ohne zu merken, dass er mitten im Satz abgebrochen hatte. Sie kam auf ihn zu. Die brennende Erinnerung an die letzte Nacht mit ihr, ihren muskulösen Körper, der sich warm und geschmeidig unter ihm wand und ihn anflehte, ihr zu zeigen, was sie nie erlebt hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. All seine Gedanken konzentrierten sich auf diese Frau und die leidenschaftlichste Nacht seines Lebens.
Sie standen in der Mitte des Raums ein wenig für sich.
»Lieber Gott, Blackwell, woran in aller Welt denkst du?«, fragte sie leise. »Der Ausdruck auf deinem Gesicht ist geradezu obszön!«
Er grinste schief und ließ ihren Puls flattern, als er ihre Hand nahm und in seine Armbeuge legte. Er lehnte sich zu ihr und wisperte ihr zu: »Meine Gedanken sind viel zu unanständig, um laut ausgesprochen zu werden, Liebste.«
Tess erstickte beinahe an dem Kosenamen, weil sie sofort an den Moment denken musste, als er sie zum ersten Mal so genannt hatte, genau an der Stelle, wo sie jetzt standen. Sie senkte unwillkürlich den Blick und sah dann wieder zu ihm.
»Große Geister denken gleich, stimmt’s, Blackwell?«, murmelte sie mit belegter Stimme.
Er warf den Kopf zurück und lachte, so schallend und herzhaft, dass sich mehrere Köpfe umwandten.
Ramsey fuhr ruckartig hoch. Es war eine ganz Weile her, seit er Dane lachen gesehen hatte, und er musste unwillkürlich lächeln. Der
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