Ein Pirat zum Verlieben
schmerzhaft zusammen, dass jeder Atemzug Mühe kostete. Sie musste gegen den Drang kämpfen, laut aufzuschreien. Das Gesicht in den Händen vergraben, wehrte sich Tess nicht länger gegen das feuchte Brennen in ihren Augen. Ihre Schultern zuckten, als sie leise in sich hinein weinte.
20
»Fließen diese Tränen meinetwegen, Liebste?«
»Natürlich nicht. Ich hab’ was im Auge.« Tess schnappte nach Luft und ließ die Hände sinken, als ihr bewusst wurde, wer da gesprochen hatte. »Dane! Du bist wach!«
»Nun ja, bei all dem Wasser dachte ich schon, wir sinken.«
»Also nein, du … du … Verdammt, ich habe deinen elenden Hintern …« Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. »Oh, Dane!«, rief sie und legte ihren Kopf auf seine Brust. Seine Arme schlossen sich langsam um sie.
»Aah! Du bist kein Traum.« Das Staunen in seiner Stimme erinnerte in seiner Inbrunst fast an ein Gebet. Seine Umarmung wurde fester. »Ich dachte, du wärst abgestürzt, Tess.«
Sie schloss die Augen und lauschte dem stetigen Schlagen seines Herzens. »Pech gehabt«, murmelte sie. Sein mattes Lachen ging in ein Stöhnen über. »Tut’s sehr weh?«
»Ich glaube, deine Vorhersage ist in Erfüllung gegangen.«
Sie runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
»Die Revolution der Franzosen. Sie hat in meinem Kopf angefangen.«
Sie lächelte. Der Klang seiner Stimme vibrierte durch ihren Körper, und sie dankte Gott dafür, dass sie das erleben durfte. »Besser als gar nichts zu fühlen.«
Sie lehnte sich zurück, um sein blasses Gesicht zu studieren, sich jede der Konturen und Linien einzuprägen.
Ihm stockte der Atem, als er sie betrachtete, ihre tränenverschmierten Wangen, das nasse Haar, das an ihren schmalen Schultern klebte, sein nachlässiger übergeworfener Morgenmantel. Bei Gott, es war ein Anblick, den er nie vergessen würde. »Du bist nicht verletzt?« Sie schüttelte den Kopf. »Du wirst nie wieder in dieser Weise dein Leben aufs Spiel setzen, Tess.« Scharfer Tadel lag in seiner Stimme. »Versprichst du mir das?«
»Geht nicht. Du, Duncan, die Crew, ihr seid alles, was mir geblieben ist.« Die Aufrichtigkeit ihrer Worte traf ihn bis ins Mark. »Außerdem ist es das Einzige, was ich wirklich kann.«
»O nein, das weiß ich besser.«
Seine Hand glitt an ihrem Rücken hinauf, legte sich auf ihren Hinterkopf und zog sie nahe an ihn heran. Sie schmiegte sich an seine Brust, als seine Lippen ihre berührten und von ihnen kosteten, bevor seine Zunge das Salz von dem rosigen Bogen leckte und dann in ihren Mund glitt. Sie hätte sterben können, dachte er, und sein Kuss wurde intensiver, wobei ihre zärtliche Hingabe ein wenig milderte, wie sehr es ihn in seinem Stolz traf, von einer Frau gerettet worden zu sein – wieder einmal.
Seine Hand wanderte über ihren Rücken und schloss sich um ihre Brust. Tess stöhnte, als ihr Körper auf seine sinnlichen Berührungen reagierte und ein Prickeln sie vom Kopf bis zu den Zehen überlief. Ein paar Sekunden Vergnügen gönnte sie sich, bevor sie sich ihm entzog. Als sie sein kindlich enttäuschtes Gesicht sah, musste sie grinsen.
»Du darfst dich nicht aufregen.« Ihr Blick heftete sich vielsagend auf die Ausbuchtung unter der Bettdecke. Seine Lippen zuckten, und er streckte wieder die Arme nach ihr aus. »Du brauchst Ruhe, Dane.« Ihr Ton duldete keinen Widerspruch, stellte er fest. Sie stand auf und ging zur Kommode, wo sie zwei Tabletten holte und ein Glas mit Wasser füllte. »Nimm das.« Sein Blick wanderte zweifelnd von den Tabletten zu ihr. »Vertrau mir. Ich würde nie …« Bevor sie weitersprechen konnte, nahm er ihr die weißen Pillen aus der Hand, las den Aufdruck, bevor er sie in den Mund steckte, und leerte das Glas.
»So ist es brav, mein kleiner Pirat«, sagte sie und tätschelte ihm den Kopf.
»Tess«, sagte er warnend, aber sie klopfte nur mit einem breiten Grinsen die Kissen auf und zog ihm die Decke bis ans Kinn. »Ich bin kein Baby.« Unwillig zog er die Decke nach unten, aber die abrupte Bewegung ließ den Schmerz in seinem Kopf förmlich explodieren. Er grunzte, kniff die Augen zusammen und ließ sich vorsichtig auf den Berg Kissen sinken.
»Geschieht dir recht.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »So, und jetzt hör gut zu. Du brauchst mindestens zwei Tage absolute Ruhe. Du wirst dieses Bett unter keinen Umständen, ich wiederhole: unter keinen Umständen verlassen. Du bist noch nicht außer Gefahr, Blackwell, und du wirst meine Anordnungen befolgen.« Sie
Weitere Kostenlose Bücher