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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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vor seinem inneren Auge alle möglichen Informanten vorbeiziehen. Der Kaugummi kauende Gabelstaplerfahrer fiel ihm ein, den er in Fields hatte stehen lassen. Er dachte an Jim und Tommy, die heimlich Bargeschäfte mit ihm machten. Einer seiner Arbeitskollegen musste geplaudert haben. Wut und Angst verbanden sich in ihm zu einer hochexplosiven Mischung.
    Er ging an die Treppe und rief hinauf: »He, ihr zwei! Kommt SOFORT runter!«
    Ruth hielt noch immer die Hand vor den Mund. Er hatte das sadistische Verlangen, ihr die Hand wegzuschlagen, sie anzubrüllen, sich gefälligst zusammenzureißen, er sitze schließlich in der Scheiße.
    Andrew betrat den Raum zuerst, Paul gleich hinter ihm. Andrew sah das Wappen des Gemeinderats von Pagford auf dem Bildschirm und seine Mutter mit der Hand vor dem Mund. Während er barfuß über den alten Teppich tappte, hatte er das Gefühl, als stürze er in einem kaputten Aufzug in die Tiefe.
    Â»Jemand«, sagte Simon und funkelte seine Söhne wütend an, »hat Dinge ausgeplaudert, die ich hier in diesem Haus erwähnt habe.«
    Paul hatte sein Chemieheft mitgebracht, das er wie ein Gesangbuch in den Händen hielt. Andrew ließ seinen Vater nicht aus den Augen und versuchte, verwirrt und neugierig auszusehen.
    Â»Wer von euch hat verraten, dass wir einen gestohlenen Computer haben?«, fragte Simon.
    Â»Ich nicht«, erwiderte Andrew.
    Paul starrte seinen Vater mit leerem Blick an und versuchte, die Frage zu verarbeiten. Andrew wollte seinen Bruder mit Willenskraft zwingen, den Mund aufzumachen. Warum musste er bloß so langsam sein?
    Â»Und?«, knurrte Simon.
    Â»Ich glaube nicht, dass ich …«
    Â»Du glaubst nicht? Du glaubst nicht, dass du es jemandem gesagt hast?«
    Â»Nein, ich glaube, ich hab es niemandem …«
    Â»Das ist ja interessant.« Simon baute sich vor Paul auf. »Das ist ja interessant.«
    Er holte aus und schlug Paul das Heft aus den Händen.
    Â»Versuch zu denken, du Vollidiot«, knurrte er. »Streng dein scheiß Hirn an. Hast du jemandem gesagt, dass wir einen gestohlenen Computer haben?«
    Â»Nicht gestohlen«, erwiderte Paul. »Ich habe nie jemandem gesagt – ich habe überhaupt niemandem erzählt, dass wir einen neuen haben.«
    Â»Verstehe«, sagte Simon. »Dann hat sich das also durch Zauberei verbreitet?«
    Er zeigte auf den Bildschirm.
    Â»Jemand hat es aber gesagt, verdammte Scheiße!«, brüllte er. »Weil es im scheiß Internet steht! Und ich kann von scheiß Glück sagen, wenn – ich – den – Job – nicht – verliere!«
    Bei jedem der letzten sechs Wörter donnerte er Paul die Faust auf den Schädel. Paul duckte sich und zog den Kopf ein. Dunkle Flüssigkeit rann ihm aus dem linken Nasenloch, er litt regelmäßig unter Nasenbluten.
    Â»Und was ist mit dir?«, schrie Simon seine Frau an, die noch immer wie erstarrt neben dem Computer stand, die Augen hinter der Brille weit aufgerissen, die Hand wie einen Gesichtsschleier vor dem Mund. »Hast du getratscht, verflucht noch mal?«
    Ruth senkte die Hand.
    Â»Nein, Si«, flüsterte sie. »Das heißt, ich habe nur Shirley von unserem neuen Computer erzählt, und die würde nie …«
    Du blöde Henne, du blöde scheiß Henne, warum musstest du ihm das jetzt sagen?
    Â»Du hast was gemacht?«, fragte Simon ruhig.
    Â»Ich habe es Shirley erzählt«, jammerte Ruth. »Ich habe aber nicht gesagt, dass er geklaut ist, Si. Ich hab bloß gesagt, dass du ihn mitgebracht hast …«
    Â»Na, das wär’s dann wohl gewesen, was?«, brüllte Simon. »Ihr scheiß Sohn stellt sich zur Wahl, natürlich will sie mir etwas anhängen, verfluchte Scheiße!«
    Â»Aber ich habe es doch gerade eben von ihr erfahren, Si. Sie hätte doch nicht …«
    Er schlug ihr ins Gesicht, wie er es schon gleich zu Anfang hatte tun wollen, als er ihren dummen, verängstigten Gesichtsausdruck gesehen hatte. Ihre Brille flog in hohem Bogen durch die Luft und knallte gegen das Bücherregal. Simon schlug noch einmal zu, und Ruth krachte auf den Computertisch, den sie so stolz von ihrem ersten Monatsgehalt im Kreiskrankenhaus gekauft hatte.
    Andrew hatte sich etwas geschworen. Er schien sich wie in Zeitlupe zu bewegen, alles war kalt und klamm und irgendwie unwirklich.
    Â»Schlag sie nicht«,

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