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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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hat sie den Beitrag nicht sofort gelöscht, wenn ihr Freundinnen seid?« Er folgte ihr in die Küche. Zum ersten Mal in seinem Leben war sein Mitleid für Ruth von einem Gefühl der Enttäuschung durchsetzt, die mit Wut gleichzusetzen war.
    Â»Sie hatte zu tun«, fuhr Ruth ihn an. Ihr Auge war nach Simons Faustschlag blutunterlaufen.
    Â»Hast du ihr gesagt, dass sie Probleme bekommen könnte, weil sie als Verwalterin der Website Verleumdungen stehen lässt? Das haben wir im Computerkurs …«
    Â»Ich hab dir doch gesagt, Andrew, dass sie es runternimmt«, sagte Ruth verärgert.
    Sie hatte keine Angst, ihren Söhnen gegenüber Gereiztheit zu zeigen. Weil sie von ihnen nicht geschlagen wurde, oder hatte es andere Gründe? Andrew wusste, dass ihr Gesicht ebenso wehtun musste wie seins.
    Â»Was meinst du denn, wer das Zeug über Dad geschrieben hat?«, fragte er sie verwegen.
    Sie drehte sich mit wütendem Gesicht zu ihm um.
    Â»Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Wer es auch immer sein mag, es war abscheulich und feige. Jeder Mensch hat etwas zu verbergen. Wie wäre es denn, wenn Dad ein paar von den Sachen, die er über andere weiß, ins Internet stellen würde? Aber das würde er nie tun.«
    Â»Das wäre gegen seinen Moralkodex, was?«
    Â»Du kennst deinen Vater nicht so gut, wie du meinst!«, rief Ruth mit Tränen in den Augen. »Raus mit dir. Geh und mach deine Hausaufgaben, verschwinde einfach!«
    Andrew war auf dem Weg in die Küche gewesen, um sich etwas zu essen zu holen. Er ging hungrig zurück in sein Zimmer. Lange lag er auf dem Bett und überlegte, ob der Beitrag ein schrecklicher Fehler gewesen war. Und er fragte sich auch, wie schlimm Simon einen aus der Familie wohl noch verletzen musste, bis Ruth verstand, dass er keinen wie auch immer gearteten Moralkodex besaß.
    Unterdessen versuchte Shirley Mollison im Arbeitszimmer ihres Bungalows, eine Meile von Hilltop House entfernt, sich daran zu erinnern, wie man einen Beitrag von der Forumsseite nahm. Da so selten einer gepostet wurde, ließ Shirley sie für gewöhnlich bis zu drei Jahren darauf stehen. Schließlich fand sie nach langer Suche im Aktenschrank die einfache Anleitung für die Betreuung der Website, die sie zu Beginn selbst angelegt hatte, und es gelang ihr nach mehreren unbeholfenen Versuchen, die Anschuldigungen gegen Simon zu löschen. Das machte sie nur, weil Ruth, die sie mochte, sie darum gebeten hatte. In der Angelegenheit selbst fühlte sich Shirley nicht persönlich verantwortlich.
    Doch die Entfernung des Beitrags konnte ihn nicht aus dem Bewusstsein derer löschen, die sich leidenschaftlich für den bevorstehenden Wahlkampf um Barrys Sitz interessierten. Parminder Jawanda hatte den Beitrag über Simon Price auf ihren Computer kopiert, öffnete ihn immer wieder und unterzog jeden Satz der genauen Prüfung, wie eine Gerichtsmedizinerin, die Fasern an einer Leiche untersucht, um Spuren von Howard Mollisons literarischer DNS aufzudecken. Er hätte alles dafür getan, seine charakteristische Ausdrucksweise zu verbergen, aber sie war sich sicher, dass sie seine Aufgeblasenheit in den Worten »Mr Price sind Einsparungen keineswegs fremd« erkannte sowie in »von seinen vielen nützlichen Kontakten profitieren zu lassen«.
    Â»Minda, du kennst Simon Price nicht«, sagte Tessa Wall. Colin und sie saßen mit den Jawandas in der Küche des alten Pfarrhauses beim Abendessen, und Parminder hatte den geposteten Text erwähnt, kaum dass sie über die Schwelle getreten waren. »Er ist ein sehr unangenehmer Mensch, und er hätte jede Menge Leute verärgern können. Ich glaube wirklich nicht, dass es Howard Mollison war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er etwas so Durchsichtiges macht.«
    Â»Mach dir doch nichts vor, Tessa«, sagte Parminder. »Howard wird alles daransetzen, um sicherzustellen, dass Miles gewählt wird. Du wirst schon sehen. Colin wird er sich als Nächsten vorknöpfen.«
    Tessa sah, wie die Knöchel an Colins Fingern, mit denen er die Gabel umschloss, weiß wurden, und wünschte, Parminder würde nachdenken, bevor sie etwas sagte. Gerade sie musste doch wissen, wie Colin war, schließlich verschrieb sie ihm das Prozac.
    Vikram saß schweigend am Tischende. Sein hübsches Gesicht verzog sich auf natürliche Weise zu einem leicht mokanten Lächeln. Der Chirurg

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