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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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würde«, sagte Colin zu Tessa.
    Â»Das würde mir nichts ausmachen«, erwiderte Tessa. »Ich wäre begeistert, wenn er auch nur ansatzweise so etwas wie Arbeitsmoral an den Tag legen würde. Soweit ich weiß, interessiert er sich nur für Computerspiele und …«
    Aber Colin wusste nicht, dass Stuart rauchte. Tessa verstummte, und Colin sagte: »Genau das ist es doch, was Stuart machen würde. Sich mit jemandem gemeinmachen, von dem er weiß, dass wir ihn nicht leiden können, um uns zu ärgern. Das würde ihm gefallen.«
    Â»Um Himmels willen, Colin, Sukhvinder versucht nicht, Minda zu ärgern «, sagte Tessa.
    Â»Du findest also, dass ich übertreibe?«, fauchte Parminder.
    Â»Nein, nein«, erwiderte Tessa, entsetzt darüber, wie schnell sie sich in den Familienstreit hatten hineinziehen lassen. »Ich will damit nur sagen, es gibt in Pagford nicht viele Möglichkeiten für Kinder, Arbeit zu finden, oder?«
    Â»Und wieso muss sie überhaupt arbeiten?« Parminder hob in wütender Verzweiflung die Hände. »Bekommt sie nicht genug Geld von uns?«
    Â»Selbstverdientes Geld ist immer etwas anderes, das weißt du doch«, bemerkte Tessa.
    Von ihrem Platz schaute Tessa auf eine Wand, an der viele Fotos von den Jawanda-Kindern hingen. Sie hatte häufig dort gesessen und gezählt, wie oft jedes Kind darauf vorkam: Jaswant achtzehn, Rajpal neunzehn, und Sukhvinder neun Mal. Nur ein Foto an der Wand kündete von Sukhvinders Leistungen. Das Bild der Rudermannschaft ihrer Schule an dem Tag, an dem sie die Mannschaft von St. Anne geschlagen hatten. Barry hatte allen Eltern eine Vergrößerung dieses Fotos geschenkt, auf dem Sukhvinder und Krystal Weedon in der Mitte der Achterreihe standen, die Arme um die Schultern der anderen gelegt, strahlend auf und ab hüpfend, so dass sie beide nur unscharf zu erkennen waren.
    Barry, dachte sie, hätte Parminder geholfen, die Dinge im richtigen Licht zu sehen. Er war eine Brücke zwischen Mutter und Tochter gewesen, die ihn beide bewundert hatten.
    Nicht zum ersten Mal fragte sich Tessa, wie viel es ausmachte, dass sie ihren Sohn nicht selbst zur Welt gebracht hatte. War es leichter für sie, ihn als eigenständiges Individuum zu betrachten, als wenn er ihr eigen Fleisch und Blut gewesen wäre? Ihr stark mit Glucose belastetes Blut … Fats hatte neuerdings aufgehört, »Mum« zu ihr zu sagen. Sie musste so tun, als machte es ihr nichts aus, weil es Colin so aufregte. Doch jedes Mal, wenn Fats »Tessa« sagte, war es wie ein Dolchstich in ihr Herz.
    Die vier aßen schweigend ihr Obst.
    VII
    In dem kleinen weißen Haus, das hoch über der Stadt lag, brütete Simon Price wütend vor sich hin. Tage vergingen. Der anklagende Beitrag war von der Forumsseite verschwunden, aber Simon blieb wie gelähmt. Seine Kandidatur zurückzuziehen könnte wie ein Schuldeingeständnis wirken. Die Polizei war wegen des Computers nicht aufgetaucht. Simon bereute es inzwischen beinahe, ihn von der Brücke geworfen zu haben. Andererseits hatte ihn das wissende Lächeln des Mannes hinter der Kasse im Parkhaus letztens beunruhigt. In der Druckerei wurde viel über Entlassungen geredet, und Simon hatte noch immer Angst davor, dass der Inhalt des Beitrags seinem Chef zu Ohren kommen und er sich die Abfindung sparen könnte, wenn er ihn, Jim und Tommy fristlos entließe.
    Andrew beobachtete und wartete, wobei seine Hoffnung von Tag zu Tag sank. Er hatte versucht, der Welt zu zeigen, was sein Vater war, und die Welt hatte anscheinend nur mit den Schultern gezuckt. Andrew hatte sich vorgestellt, dass jemand aus der Druckerei oder vom Gemeinderat sich erheben und nachdrücklich »Nein« zu Simon sagen würde, weil er nicht geeignet sei, mit den anderen zu kandidieren, weil er unzumutbar und minderwertig sei, eine Schande für sich und seine Familie. Doch nichts war passiert bis auf die Tatsache, dass Simon aufgehört hatte, über den Gemeinderat zu sprechen oder jemanden anzurufen in der Hoffnung, Stimmen zu sammeln, und die Flugblätter, die er nach Feierabend hatte drucken lassen, lagen unangetastet in einem Karton unter dem Vordach.
    Ohne Vorwarnung oder Tusch kam dann der Sieg. Als Andrew am Freitagabend auf der Suche nach Essbarem die unbeleuchtete Treppe hinunterging, hörte er, wie Simon im Wohnzimmer mit hölzerner Stimme telefonierte, und blieb

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