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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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zurückgekehrt. Damals war es ihr wie der Himmel vorgekommen.
    Während sie mit den Objektträgern herumspielten und ihre Köpfe gesenkt hielten, um Mrs Knight nicht auf sich aufmerksam zu machen, erzählte Gaia ihr mehr denn je über ihr Leben an der Gravener-Schule in Hackney. Die Wörter strömten etwas nervös über ihre Lippen. Sie beschrieb die Freundinnen, die sie zurückgelassen hatte, von denen eine, Harpreet, genauso hieß wie Sukhvinders älteste Kusine. Gaia sprach über Sherelle, die schwarz war und das klügste Mädchen in ihrer Clique, über Jen, deren Bruder Gaias erster Freund gewesen war.
    Obwohl sie leidenschaftlich an allem interessiert war, was Gaia ihr berichtete, schweiften Sukhvinders Gedanken ab, und sie stellte sich eine Schulversammlung vor, bei der das Auge Mühe hatte, individuelle Details aus einem Mosaik herauszupicken, das sich aus allen Hautschattierungen zusammensetzte, von Weiß bis Mahagoni. Hier an der Winterdown war das blauschwarze Haar der asiatischen Kinder in einem Meer aus Mausbraun und Graubraun deutlich auszumachen. In einer Schule wie Gravener wären Typen wie Fats Wall und Dane Tully vielleicht selbst in der Minderheit.
    Sukhvinder stellte eine schüchterne Frage. »Warum bist du umgezogen?«
    Â»Weil meine Mutter bei ihrem Saftarsch von Freund sein wollte«, murmelte Gaia. »Gavin Hughes, kennst du den?«
    Sukhvinder schüttelte den Kopf.
    Â»Du hast sie wahrscheinlich beim Sex gehört«, sagte Gaia. »Die ganze Straße hört es, wenn sie es miteinander treiben. Lass einfach hin und wieder nachts dein Fenster auf.«
    Sukhvinder versuchte, nicht schockiert auszusehen, doch der Gedanke, ihre Eltern zu belauschen, ihre verheirateten Eltern, wenn sie Sex hatten, war schlimm genug. Gaia war selbst rot geworden, nicht vor Verlegenheit, dachte Sukhvinder, sondern vor Wut. »Der wird sie fallen lassen. Die ist so verblendet. Er kann es kaum erwarten wegzukommen, sobald sie es gemacht haben.«
    Sukhvinder hätte niemals so über ihre Mutter geredet, und auch die Fairbrother-Zwillinge würden es nicht tun (die theoretisch noch immer ihre besten Freundinnen waren). Niamh und Siobhan arbeiteten zusammen an einem Mikroskop in der Nähe. Seitdem ihr Vater gestorben war, blieben sie für sich und gingen auf Abstand zu Sukhvinder.
    Andrew Price glotzte fast ununterbrochen durch eine Lücke zwischen den weißen Gesichtern zu Gaia. Sukhvinder, der das aufgefallen war, dachte, Gaia habe es nicht bemerkt, aber sie irrte sich. Gaia machte sich einfach nicht die Mühe, den Blick zu erwidern oder sich etwas darauf einzubilden. Sie war daran gewöhnt, dass Jungen sie anstarrten; das ging ihr seit ihrem zwölften Lebensjahr so. Zwei Jungen der Oberstufe tauchten immer wieder in den Fluren auf, wenn sie von einem Klassenraum zum nächsten ging, viel öfter, als das Gesetz der Wahrscheinlichkeit es zulassen würde, und beide sahen besser aus als Andrew. Trotzdem konnte keiner mit dem Jungen konkurrieren, an den Gaia kurz vor ihrem Umzug nach Pagford ihre Unschuld verloren hatte.
    Gaia konnte es kaum ertragen, dass Marco de Luca noch immer leibhaftig im Universum existierte, getrennt von ihr durch schmerzende, sinnlose einhundertzweiunddreißig Meilen.
    Â»Er ist achtzehn«, erzählte sie Sukhvinder. »Halb Italiener. Er spielt echt gut Fußball. Angeblich soll er einen Probevertrag für den Jugendkader von Arsenal bekommen.«
    Gaia hatte viermal mit Marco geschlafen, bevor sie Hackney verließ, und hatte jedes Mal Kondome aus Kays Nachttisch stibitzt. Ein Teil von ihr wollte, dass Kay erfuhr, was sie unternahm, um sich in Marcos Gedächtnis einzubrennen, nur weil sie gezwungen war, ihn zu verlassen.
    Sukhvinder hörte fasziniert zu, gestand Gaia aber nicht ein, dass sie Marco bereits auf der Facebookseite ihrer neuen Freundin gesehen hatte. An der gesamten Winterdown gab es niemanden wie ihn: Er sah aus wie Johnny Depp.
    Gaia sackte gegen das Pult, spielte geistesabwesend mit dem Okular des Mikroskops. Und Andrew Price auf der anderen Seite des Raums starrte weiter zu Gaia hinüber, sobald er dachte, Fats würde es nicht bemerken.
    Â»Vielleicht ist er ja treu. Sherelle gibt am Samstagabend eine Party. Sie hat ihn eingeladen. Sie hat mir geschworen, nicht zuzulassen, dass er etwas anfängt. Aber Scheiße, ich wünschte …«
    Unkonzentriert starrte sie auf das

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