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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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Männlichkeit verbunden gewesen. Der Körperumfang war eine seiner typischen Eigenschaften und von den Frauen, die ihn liebten, mit Freude aufgebaut worden. Er fand es absolut bezeichnend für die Nervensäge, diese kastrierende Spaßbremse, dass sie ihm den nehmen wollte.
    Manchmal jedoch, in schwachen Momenten, wenn es ihm schwerfiel, zu atmen oder sich zu bewegen, bekam Howard es mit der Angst zu tun. Schön und gut, wenn Shirley sich so verhielt, als wäre er nie in Gefahr gewesen, aber er erinnerte sich an lange Nächte im Krankenhaus, nachdem er seinen Bypass bekommen hatte und nicht schlafen konnte aus Sorge, sein Herz könnte versagen und stillstehen. Immer wenn er Vikram Jawanda zu Gesicht bekam, dachte er daran, dass diese langen, dunklen Finger tatsächlich sein bloßes schlagendes Herz berührt hatten. Die Jovialität, mit der er ihm zu begegnen pflegte, war eine Möglichkeit, seine primitive, instinktive Angst unter Kontrolle zu halten. Nach dem Eingriff hatte man ihm im Krankenhaus gesagt, er müsse abnehmen, und er hatte auf natürliche Weise zwölf Kilo verloren, da er gezwungen war, die grässliche Krankenhauskost zu essen. Doch Shirley hatte es sich nicht nehmen lassen, ihn nach der Entlassung wieder aufzupäppeln.
    Howard blieb noch eine Weile sitzen und genoss das Gefühl, nach dem Inhalieren wieder freier atmen zu können. Dieser Tag bedeutete ihm ungeheuer viel. Vor fünfunddreißig Jahren hatte er mit dem Elan eines Abenteurers aus dem sechzehnten Jahrhundert, der mit Köstlichkeiten vom anderen Ende der Welt zurückkehrt, die gehobene Küche in Pagford eingeführt, und der Ort hatte nach anfänglicher Skepsis schon bald neugierig und zaghaft die Nase in seine Styroporbehälter gesteckt. Sehnsüchtig dachte er an seine verstorbene Mutter, die so stolz auf ihn und sein blühendes Geschäft gewesen war. Er wünschte, sie hätte das Café sehen können. Howard kam schwerfällig wieder auf die Beine, nahm seine Sherlock-Holmes-Mütze vom Haken und setzte sie sich in einem Akt der Selbstkrönung auf den Kopf.
    Seine neuen Kellnerinnen trafen um halb neun gemeinsam ein. Er hatte eine Überraschung für sie.
    Â»Hier, bitte schön«, sagte er und hielt ihnen die Arbeitskleidung hin: schwarze Kleider mit weißer Rüschenschürze, genau wie es sein sollte. »Dürften passen. Maureen meinte, sie könnte eure Größen einschätzen. Sie zieht dasselbe an.«
    Gaia unterdrückte ein Lachen, als Maureen lächelnd aus dem Café in den Feinkostladen latschte. Sie trug Gesundheitssandalen zu ihren schwarzen Strümpfen. Ihr Kleid reichte bis fünf Zentimeter über ihre verschrumpelten Knie.
    Â»Ihr könnt euch im Aufenthaltsraum umziehen, Mädels«, sagte sie und zeigte auf den Raum, aus dem Howard gerade gekommen war.
    Gaia zog bereits ihre Jeans neben der Personaltoilette aus, als sie Sukhvinders Gesichtsausdruck sah.
    Â»Was ’n los, Suks?«, fragte sie.
    Der neue Spitzname verlieh Sukhvinder den Mut, zu sagen, was sie sonst vielleicht nicht hätte aussprechen können.
    Â»Ich kann das nicht anziehen«, flüsterte sie.
    Â»Wieso?«, fragte Gaia. »Du wirst ganz okay aussehen.«
    Doch das schwarze Kleid hatte kurze Ärmel.
    Â»Ich kann nicht.«
    Â»Aber wa  … Mein Gott«, sagte Gaia.
    Sukhvinder hatte die Ärmel ihres Pullovers hochgezogen. Ihre Innenarme waren übersät mit hässlichen, kreuz und quer verlaufenden Narben und frischen entzündeten Schnitten.
    Â»Suks«, sagte Gaia leise. »Was machst du denn, Mädchen?«
    Sukhvinder schüttelte den Kopf, Tränen standen ihr in den Augen.
    Gaia dachte einen Moment lang nach und sagte dann: »Ich weiß. Komm her.«
    Sie zog ihr langärmeliges T-Shirt aus.
    Die Tür bekam einen schweren Schlag ab, und der nicht richtig vorgeschobene Riegel sprang auf. Ein schwitzender Andrew stand halb im Raum, zwei dicke Pakete Toilettenpapier auf den Armen, als Gaias wütender Aufschrei ihn wie angewurzelt stehen bleiben ließ. Er zog sich zurück und stolperte über Maureen.
    Â»Die ziehen sich da drinnen um«, sagte sie säuerlich.
    Â»Mr Mollison hat mir gesagt, ich soll die hier in die Toilette fürs Personal bringen.«
    Heilige Scheiße. Heilige Scheiße . Sie hatte nur noch BH und Slip angehabt. Er hatte fast alles gesehen.
    Â»Tut mir leid«, rief

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