Ein plötzlicher Todesfall
die Einzige, die leidet.«
»Verdammte ScheiÃe«, sagte Gaia, trank die Dose leer und warf sie in einen Mülleimer. »Die Leute hier in der Gegend sind voll bekloppt.«
IV
Der Eintrag über Parminder auf der Website des Gemeinderats hatte Colin Walls Ãngste zum Alptraum werden lassen. Er konnte nur vermuten, wie die Mollisons an ihre Informationen kamen, aber wenn sie das über Parminder wussten â¦
»Um Himmels willen, Colin!«, hatte Tessa ausgerufen. »Das ist nur hinterhältiges Gerede! Da ist doch nichts dran!«
Aber Colin wagte nicht, ihr zu glauben. Er neigte von Natur aus zu der Annahme, dass auch andere mit Geheimnissen lebten, die sie halb in den Wahnsinn trieben. Nicht einmal die Gewissheit war ihm ein Trost, dass er die meiste Zeit seines Erwachsenenlebens mit Ãngsten vor Katastrophen verbracht hatte, die nie eingetreten waren, denn nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit musste eine unweigerlich eines Tages wahr werden.
Er dachte an seine bevorstehende Entlarvung â er konnte nicht anders â, während er um halb drei vom Metzger kam, und erst als er auf das Stimmengewirr aus dem neuen Café aufmerksam wurde, bemerkte er verblüfft, wo er war. Er wäre auf die andere Seite des Platzes hinübergewechselt, wenn er nicht bereits in Höhe der Fenster des Copper Kettle gewesen wäre. Die bloÃe Nähe zu einem der Mollisons jagte ihm inzwischen Angst ein. Dann fiel ihm hinter der Scheibe etwas auf, das ihn zweimal hinschauen lieÃ.
Als er zehn Minuten später zu Hause in die Küche kam, telefonierte Tessa gerade mit ihrer Schwester. Colin deponierte die Lammkeule im Kühlschrank und ging nach oben in Fatsâ Dachzimmer. Er riss die Tür auf und sah, dass der Raum leer war, wie erwartet.
Er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal hier gewesen war. Ein eigenartiger Geruch hing in der Luft, obwohl das Fenster offen stand. Colin bemerkte eine groÃe Streichholzschachtel auf Fatsâ Schreibtisch. Er schob sie auf, und sein Blick fiel auf zerdrückte Pappfilter. Eine Packung Blättchen lag kühn auf dem Tisch neben dem Computer.
Colin hatte das Gefühl, als wäre sein Herz aus der Brust gerutscht und pochte in den Eingeweiden weiter.
»Colin?«, ertönte Tessas Stimme vom unteren Treppenabsatz. »Wo bist du?«
»Hier oben!«, brüllte er.
Sie erschien in Fatsâ Tür und wirkte ängstlich und besorgt. Wortlos nahm er die Streichholzschachtel in die Hand und zeigte ihr den Inhalt.
»Oh«, sagte Tessa schwach.
»Er hat gesagt, er würde sich heute mit Andrew Price treffen«, bemerkte Colin. Der Muskel, der in Colins Kiefer arbeitete, ein wütender kleiner, sich hin und her bewegender Höcker, jagte Tessa Angst ein. »Ich bin gerade an dem neuen Café am Platz vorbeigekommen, und Andrew Price arbeitet da drin, wischt Tische ab. Also wo ist jetzt Stuart?«
Wochenlang hatte Tessa so getan, als glaubte sie Fats, wenn er behauptete, sich mit Andrew zu treffen. Seit Tagen redete sie sich ein, dass Sukhvinder sich irren musste, wenn sie sagte, Fats verabrede sich mit Krystal Weedon (oder würde sich dazu herablassen).
»Ich weià nicht«, sagte sie. »Komm runter und trink eine Tasse Tee. Ich ruf ihn an.«
»Ich glaube, ich warte hier.« Colin setzte sich auf Fatsâ ungemachtes Bett.
»Komm schon, Colin, komm mit runter«, bat Tessa.
Sie hatte Angst, ihn dort zu lassen. Sie wusste nicht, was er in den Schubladen oder in Fatsâ Schultasche finden würde. Sie wollte nicht, dass er einen Blick in den Computer oder unter das Bett warf. Nicht in dunklen Ecken zu schnüffeln war zu ihrem Leitmotiv geworden.
»Komm mit runter, Col«, drängte sie ihn.
»Nein.« Colin verschränkte die Arme wie ein bockiges Kind. »Drogen in seinem Zimmer. Der Sohn des stellvertretenden Schulleiters.«
Tessa, die sich auf Fatsâ Computerstuhl gesetzt hatte, spürte vertraute Wut in sich aufsteigen. Sie wusste, dass die egomanische Beschäftigung mit sich selbst eine unvermeidliche Folge seiner Krankheit war, aber manchmal â¦
»Viele Jugendliche probieren das aus«, sagte sie.
»Du verteidigst ihn noch immer, oder? Kommt dir denn nie in den Sinn, dass er aufgrund deiner dauernden Ausreden für ihn glauben muss, er komme mit allem ungeschoren davon?«
Sie versuchte, ihre Wut zu zügeln, denn sie musste
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