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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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schloss.
    Â»Alles wunderbar«, erwiderte sie. »Ich dachte, du würdest mich vielleicht gern zum Gemeindesaal begleiten, um zu wählen.«
    Â»Ich – nein«, sagte er schwach. »Tut mir leid.«
    Â»Ich weiß, wie dir zumute ist, Colin«, sagte Parminder mit leiser, angespannter Stimme. »Aber wenn du nicht wählst, dann heißt das, die anderen haben gewonnen. Ich will sie nicht gewinnen lassen. Ich werde dort hingehen und dir meine Stimme geben, und ich möchte, dass du mitkommst.«
    Parminder war praktisch suspendiert. Die Mollisons hatten bei jeder Berufsvereinigung, von der sie eine Adresse auftreiben konnten, Beschwerde eingelegt, und Dr. Crawford hatte Parminder geraten, Urlaub zu nehmen. Zu ihrer eigenen Überraschung fühlte sie sich eigenartig befreit.
    Aber Colin schüttelte den Kopf. Sie glaubte Tränen in seinen Augen zu sehen.
    Â»Ich kann nicht, Minda.«
    Â»Doch!«, sagte sie. »Du kannst, Colin! Du musst denen Paroli bieten! Denk an Barry!«
    Â»Ich kann nicht. Tut mir leid. Ich …«
    Er gab einen erstickten Laut von sich und brach in Tränen aus. Colin hatte schon einmal in ihrer Praxis geweint, hatte verzweifelt geschluchzt über der Bürde der Angst, die er tagtäglich mit sich herumtrug.
    Â»Komm«, sagte sie unbeeindruckt, nahm ihn am Arm und führte ihn in die Küche, in der sie ihm eine Papierrolle reichte und ihn so lange schluchzen ließ, bis er Schluckauf bekam. »Wo ist Tessa?«
    Â»Arbeitet«, keuchte er und tupfte sich die Augen ab.
    Auf dem Küchentisch lag eine Einladung zu Howard Mollisons fünfundsechzigstem Geburtstag, die jemand fein säuberlich zerrissen hatte.
    Â»So eine habe ich auch bekommen«, sagte Parminder. »Bevor ich ihn anschrie. Hör zu, Colin. Wählen …«
    Â»Ich kann nicht«, flüsterte Colin.
    Â»â€¦Â zeigt denen, dass sie uns nicht geschlagen haben.«
    Â»Aber das haben sie doch«, entgegnete Colin.
    Parminder brach in Gelächter aus. Nachdem er sie einen Moment lang mit offenem Mund angestarrt hatte, begann auch Colin zu lachen: laut und dröhnend, wie das Gebell eines Mastiffs.
    Â»Na schön, sie haben uns von unseren Arbeitsplätzen verjagt«, sagte Parminder. »Und am liebsten würden wir beide nicht aus dem Haus gehen, aber davon abgesehen, glaube ich, dass wir eigentlich in sehr guter Verfassung sind.«
    Colin nahm seine Brille ab und wischte sich grinsend über die nassen Augen.
    Â»Komm schon, Colin. Ich möchte meine Stimme für dich abgeben. Es ist noch nicht vorbei. Nachdem ich meinen Tobsuchtsanfall hatte und Howard Mollison vor dem gesamten Gemeinderat und der Lokalpresse mitten ins Gesicht gesagt habe, er sei auch nicht besser als ein Junkie …«
    Endlich brach er in Gelächter aus, und sie war erfreut. Seit Silvester hatte sie ihn nicht mehr so lachen hören, und damals hatte Barry ihn dazu gebracht.
    Â»â€¦Â haben sie vergessen, darüber abzustimmen, ob sie die Drogenklinik aus Bellchapel rauswerfen sollen. Also bitte. Hol deinen Mantel. Wir gehen zusammen hin.«
    Colin hörte auf zu kichern. Er starrte auf seine großen Hände, die sich bewegten, als würde er sich waschen.
    Â»Colin, es ist nicht vorbei. Du hast etwas bewirkt. Die Mollisons sind nicht beliebt. Wenn du gewählt wirst, wären wir in einer stärkeren Position und könnten kämpfen. Bitte, Colin.«
    Â»Na schön«, sagte er kurz darauf, selbst beeindruckt von seinem Wagemut.
    Der Fußweg durch die frische, klare Luft war nicht lang, und sie hielten beide ihre Wahlbenachrichtigung fest in der Hand. Im Gemeindesaal befanden sich außer ihnen keine Wähler. Sie kreuzten beide Colins Namen dick mit Bleistift an und gingen in dem Gefühl fort, ungestraft davongekommen zu sein.
    Miles Mollison wählte erst am Mittag. Auf dem Weg aus der Kanzlei blieb er an der Tür seines Partners stehen.
    Â»Ich geh wählen, Gav«, sagte er.
    Gavin deutete auf den Hörer an seinem Ohr, er hing gerade in der Warteschleife von Marys Versicherungsgesellschaft.
    Â»Ich geh wählen, Shona«, sagte Miles zu ihrer Sekretärin.
    Die beiden daran zu erinnern, dass er ihre Unterstützung brauchte, konnte nicht schaden. Miles sprang die Treppe hinunter und machte sich auf den Weg zum Copper Kettle, wo er sich – während einer kurzen Plauderei nach dem Beischlaf – mit

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