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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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unter der ihre Welt zu Bruch gehen würde.
    Kay streckte unter der Decke die Hand aus und legte sie auf Gaias. Das Gefühl dieser warmen Haut, die sie rein zufällig zur Welt gebracht hatte, ließ Kay in Tränen ausbrechen, leise, aber so heftig, dass die Matratze bebte.
    Und unten an der Church Row zog Parminder Jawanda einen Mantel über ihr Nachthemd und nahm ihren Kaffee mit in den Garten hinter dem Haus. Sie setzte sich im kühlen Sonnenlicht auf eine Holzbank und sah, dass der Tag schön zu werden versprach, doch was ihre Augen sahen, erreichte ihr Herz nicht. Die schwere Bürde auf ihrer Brust betäubte alles.
    Die Nachricht, dass Miles Mollison Barrys Sitz im Gemeinderat gewonnen hatte, war keine Überraschung gewesen, aber als sie Shirleys ordentliche kleine Verkündigung auf der Website gelesen hatte, war wieder dieser Wahnsinn in ihr aufgeflackert, der sie bei der letzten Sitzung befallen hatte: der Wunsch anzugreifen, der fast sofort von erstickenden Ohnmachtsgefühlen ersetzt wurde.
    Â»Ich werde meinen Sitz im Gemeinderat aufgeben«, hatte sie Vikram mitgeteilt. »Es hat doch keinen Sinn mehr.«
    Â»Aber es gefällt dir doch«, hatte er erwidert.
    Es hatte ihr gefallen, als Barry dort war. Ihn an diesem stillen Morgen heraufzubeschwören war leicht. Ein kleiner Mann mit hellem Bart. Sie war einen halben Kopf größer gewesen als er. Sie hatte sich nie körperlich von ihm angezogen gefühlt. Was war Liebe eigentlich? , dachte Parminder, während eine sanfte Brise die große Zypressenhecke zerzauste, die ihren Rasen einfasste. Ist das Liebe, wenn jemand einen Raum in meinem Leben einnimmt, der sich schmerzlich in mir auftut, sobald er stirbt?
    Ich habe es geliebt, mit ihm zu lachen, dachte Parminder. Das Lachen fehlt mir wirklich .
    Und bei der Erinnerung an das Lachen kamen ihr schließlich die Tränen. Sie rannen an ihrer Nase entlang und tropften in den Kaffee, bildeten kleine Einschusslöcher und lösten sich auf. Sie weinte, weil sie allem Anschein nach nie mehr lachte, aber auch, weil Vikram am Abend zuvor, während sie den jubilierenden dumpfen Schlägen der Disco im Gemeindesaal lauschten, gesagt hatte: »Wollen wir in diesem Sommer nach Amritsar fahren?«
    Der Goldene Tempel, der heiligste Schrein der Religion, der er gleichgültig gegenüberstand. Sie hatte sofort gewusst, was Vikram bezweckte. Die Zeit lag schlaff und leer in Parminders Händen wie noch nie zuvor. Keiner von ihnen wusste, wie sich die Ärztekammer in ihrer Sache entscheiden würde, wenn sie ihre moralische Entgleisung gegenüber Howard Mollison beurteilte.
    Â»Mandeep hat gesagt, das sei eine gewaltige Touristenfalle«, hatte sie erwidert und Amritsar mit einem Schlag abgetan.
    Warum habe ich das gesagt?, fragte sich Parminder und weinte stärker denn je. Der Kaffee wurde kalt. Wäre gut, den Kindern Amritsar zu zeigen. Er hat versucht, nett zu sein. Warum habe ich nicht ja gesagt?
    Undeutlich war ihr bewusst, dass sie mit ihrer Ablehnung des Goldenen Tempels etwas verraten hatte. Ein Bild des Bauwerks schwamm durch ihre Tränen, seine lotusförmige Kuppel in einer Wasserfläche gespiegelt, honigfarben vor dem Hintergrund aus weißem Marmor.
    Â»Mum.«
    Sukhvinder war über den Rasen gekommen, ohne dass Parminder es bemerkt hatte. Sie trug Jeans und ein ausgebeultes Sweatshirt. Parminder wischte sich hastig über das Gesicht und blinzelte zu Sukhvinder auf, die mit dem Rücken zur Sonne stand.
    Â»Ich möchte heute nicht arbeiten gehen.«
    Parminder reagierte spontan, mit demselben automatischen Widerspruchsgeist, der sie veranlasst hatte, Amritsar abzulehnen. »Du hast dich verpflichtet, Sukhvinder.«
    Â»Mir geht es nicht gut.«
    Â»Du willst damit sagen, dass du müde bist. Du wolltest diesen Job doch. Jetzt erfülle deine Pflicht.«
    Â»Aber …«
    Â»Du gehst arbeiten«, fuhr Parminder sie an, und sie hätte ebenso gut ein Urteil verkünden können. »Du lieferst den Mollisons nicht noch einen Grund, sich zu beschweren.«
    Nachdem Sukhvinder wieder ins Haus gegangen war, fühlte Parminder sich schuldig. Fast hätte sie ihre Tochter zurückgerufen, nahm sich stattdessen aber vor, dass sie sich Zeit nehmen musste, um sich irgendwann mit ihr hinzusetzen und mit ihr zu sprechen, ohne zu streiten.
    V
    Krystal ging im frühen Morgenlicht durch die Foley Road und aß eine

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