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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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dass sie der Mittelklasse angehörte, ein ziemlich gescheites Mädchen. Sie weigerte sich hartnäckig zu sagen, wer dein Vater war. Niemand wusste, ob sie damit versuchte, einen minderjährigen Freund zu schützen oder Schlimmeres. Das alles hat man uns mitgeteilt, falls du geistige oder körperliche Probleme haben solltest. Falls«, sagte sie deutlich, wie eine Lehrerin, die einen Punkt hervorheben will, der bestimmt in einem Test vorkommen würde, »du ein Produkt von Inzest sein solltest.«
    Ã„ngstlich wich er vor ihr zurück.
    Â»Ich wollte dich unbedingt adoptieren. Unbedingt. Aber Dad war sehr krank. Er sagte mir ›Das kann ich nicht. Ich habe Angst, ein Kleinkind zu verletzen. Ich muss erst wieder gesund werden, bevor wir das machen. Und das kann ich nicht, wenn ich auch noch mit einem kleinen Kind zurechtkommen muss.‹
    Aber ich war so fest entschlossen, dich zu haben, dass ich ihn überredet habe zu lügen. Er sollte den Sozialarbeitern versichern, er sei gesund, und so tun, als wäre er glücklich und normal. Wir haben dich mit nach Hause genommen, du warst winzig, weil du eine Frühgeburt warst. In deiner fünften Nacht bei uns schlich Dad sich aus dem Bett und ging in die Garage, steckte einen Schlauch in den Auspuff und versuchte sich umzubringen, weil er überzeugt war, dich erstickt zu haben. Fast wäre er gestorben.
    Du kannst also mir die Schuld dafür geben, dass du und Dad so einen schlechten Start hattet. Vielleicht kannst du mich für alles verantwortlich machen, was danach kam. Aber eins will ich dir sagen, Stuart. Dein Vater hat sich sein Leben lang mit Dingen auseinandergesetzt, die er nicht getan hat. Ich erwarte nicht von dir, dass du seinen Mut begreifst. Aber«, schließlich versagte ihr die Stimme, und er hörte die Mutter, die er kannte, »er liebt dich, Stuart.«
    Sie fügte die Lüge hinzu, weil sie nicht anders konnte. An diesem Abend war sie zum ersten Mal davon überzeugt, dass es eine Lüge war, und auch, dass alles, was sie in ihrem Leben unter dem Vorwand gemacht hatte, es sei nur zum Besten, nichts als blinder Egoismus war, mit dem sie ringsum Chaos gestiftet hatte. Aber wer könnte ertragen zu wissen, welche Sterne bereits erloschen waren , dachte sie und blinzelte in den Nachthimmel. Könnte irgendjemand aushalten, dass es keine mehr gab ?
    Sie drehte den Schlüssel im Zündschloss, knallte die Gänge rein, und sie fuhren wieder auf die Umgehungsstraße.
    Â»Ich will nicht nach Fields«, sagte Fats zu Tode erschrocken.
    Â»Wir fahren nicht nach Fields«, erwiderte sie. »Ich nehme dich mit nach Hause.«
    IV
    Die Polizei hatte Krystal schließlich aufgegriffen, als sie am Ortsrand von Pagford verzweifelt am Ufer entlanglief und noch immer mit brüchiger Stimme nach ihrem Bruder rief. Die Polizistin, die zu ihr trat, sprach sie mit ihrem Namen an und versuchte, ihr die Nachricht schonend beizubringen, aber Krystal schlug um sich, und am Ende musste die Polizistin sie beinahe mit Gewalt in den Wagen setzen. Krystal hatte nicht wahrgenommen, dass Fats unbemerkt zwischen den Bäumen verschwand, denn er existierte nicht mehr für sie.
    Die Polizei fuhr Krystal nach Hause, doch als sie an die Haustür klopften, wollte Terri nicht aufmachen. Sie hatte den Streifenwagen vom Fenster im ersten Stock gesehen und geglaubt, Krystal habe das Undenkbare und Unverzeihliche getan und den Bullen von den Reisetaschen voll mit Obbos Hasch erzählt. Sie schleppte die schweren Taschen nach oben, während die Polizei gegen die Tür hämmerte, und machte erst auf, als es nicht mehr anders ging.
    Â»Was wollt ihr?«, rief sie durch die Tür, die nur einen Spaltbreit offen stand.
    Die Polizistin bat drei Mal, hereinkommen zu dürfen, was Terri verweigerte, weil sie den Grund erfahren wollte. Ein paar Nachbarn spähten inzwischen hinter Gardinen hervor. Auch als die Polizistin sagte: »Es geht um Ihren Sohn Robbie«, verstand Terri nichts.
    Â»Dem geht’s gut. Alles in Butter. Krystal hat ihn.«
    Dann aber sah sie Krystal, die nicht im Wagen hatte bleiben wollen und mitten auf dem Gartenpfad stand. Terris Blick wanderte an ihrer Tochter herab bis zu der Stelle, an der Robbie sich an sie hätte klammern sollen, verängstigt durch die Fremden.
    Wie eine Furie flog Terri aus dem Haus, die Hände wie Klauen ausgestreckt, und die Polizistin musste sie festhalten und von

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