Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
Vom Netzwerk:
hinterhältig, wie er das gemacht hat. Na ja, das ist jetzt alles Schnee von gestern. Wir sollten allerdings darüber nachdenken, wer Fairbrother ersetzen wird. Keinesfalls dürfen wir die Nervensäge unterschätzen, wie bestürzt sie auch sein mag. Das wäre ein großer Fehler. Sie versucht wahrscheinlich schon, jemanden aufzutreiben, also sollten wir ebenfalls über einen vernünftigen Ersatzmann nachdenken. Je eher, desto besser. Ist schlicht eine Frage guter Regierungsführung.«
    Â»Was bedeutet das denn genau?«, fragte Miles. »Eine Neuwahl?«
    Â»Vermutlich«, erwiderte Howard und gab sich allwissend, »aber ich bezweifle es. Es geht ja nur um eine plötzliche Vakanz. Wenn es nicht genügend Interesse an einer Wahl gibt – wobei wir, wie gesagt, die Nervensäge nicht unterschätzen dürfen –, aber wenn es ihr nicht gelingt, neun Leute zusammenzubringen, um eine öffentliche Wahl zu beantragen, geht es nur darum, einen neuen Gemeinderat zu kooptieren. In dem Fall brauchen wir neun Stimmen aus dem Gemeinderat, um die Kooptation zu ratifizieren. Neun sind das Quorum. Von Fairbrothers Amtszeit sind noch drei Jahre übrig. Das lohnt sich. Könnte die ganze Sache umdrehen, jemanden von unserer Seite anstelle von Fairbrother reinzubringen.«
    Howard trommelte mit den Fingern auf den Kelch des Weinglases und blickte seinen Sohn an. Shirley und Maureen beobachteten Miles ebenfalls, und Miles, dachte Samantha, schaute seinen Vater an wie ein dicker Labrador, der in Erwartung eines Hundekuchens freudig mit dem Schwanz wedelte.
    Samantha war nicht mehr nüchtern und begriff erst spät, worum es hier überhaupt ging und warum eine seltsam festliche Atmosphäre über dem Tisch lag. Ihr Rausch war befreiend gewesen, doch plötzlich war er hinderlich, da sie nicht sicher war, ob ihre Zunge ihr nach mehr als einer Flasche Wein und dem langen Schweigen noch gehorchen würde. Daher dachte sie die Worte lieber, als sie laut auszusprechen.
    Sag ihnen gefälligst, dass du erst mit mir darüber reden musst, Miles.
    VII
    Tessa Wall hatte nicht lange bei Mary bleiben wollen – sie mochte ihren Mann und Fats nie lange allein lassen –, aber irgendwie hatte sich ihr Besuch über mehrere Stunden hingezogen. Das Haus der Fairbrothers quoll über von Feldbetten und Schlafsäcken. Die Familie hatte sich um die klaffende Lücke geschart, die der Tod gerissen hatte, doch weder Lärm noch Aktionismus konnten den Abgrund kaschieren, in dem Barry verschwunden war.
    Seit dem Tod des Freundes zum ersten Mal allein mit ihren Gedanken, war Tessa mit schmerzenden Füßen durch die Church Row zurückgegangen, ihre Wolljacke ein unzureichender Schutz gegen die Kälte. In der nächtlichen Stille waren nur das Klappern der Holzperlen an ihrem Hals und schwache Fernsehgeräusche aus den Häusern zu hören, an denen sie vorbeikam.
    Ganz plötzlich dachte Tessa: Hat Barry es wohl gewusst?
    Noch nie zuvor war ihr der Gedanke gekommen, ob ihr Mann das große Geheimnis seines Lebens jemals Barry anvertraut hatte, die Fäulnis, die im Herzen ihrer Ehe gehütet wurde. Sie hatten nie darüber gesprochen (obwohl ein Hauch davon viele Gespräche belastete, vor allem in letzter Zeit).
    An diesem Abend hatte Tessa jedoch gemeint, bei der Erwähnung von Fats einen raschen Blick von Mary aufzufangen …
    Du bist müde, und du bildest dir das ein , wies Tessa sich entschieden zurecht. Colins Hang zur Heimlichtuerei war so stark, so tief verwurzelt, dass er sich nie offenbart hätte, nicht einmal Barry gegenüber, den er vergöttert hatte. Tessa fand den Gedanken abscheulich, dass Barry Bescheid gewusst haben könnte, dass seine Freundlichkeit gegenüber Colin nur durch Mitgefühl für das ausgelöst worden war, was sie, Tessa, getan hatte …
    Als sie ins Wohnzimmer kam, saß Colin vor dem Fernseher, die Brille auf der Nase, die Nachrichten im Hintergrund. Ein Stapel Kopien lag auf seinem Schoß, und er hatte einen Stift in der Hand. Zu Tessas Erleichterung war von Fats nichts zu sehen.
    Â»Wie geht es ihr?«, fragte Colin.
    Â»Na ja, du kannst dir vorstellen … nicht so gut.« Mit einem Seufzer sank Tessa in einen Sessel und zog ihre abgetragenen Stiefel aus. »Aber Barrys Bruder war großartig.«
    Â»Inwiefern?«
    Â»Ach, na eben … hilfreich.«
    Sie schloss die

Weitere Kostenlose Bücher