Ein plötzlicher Todesfall
Breite des Flurs einnahm, vorbeizulassen, bevor sie in die Küche zurücktrottete.
»Da sind sie ja, die guten Samariter«, dröhnte Howard. »Und wie laufen die Geschäfte, Sammy? Nimmst du dir die Rezession zur Brust?«
»Erstaunlich, Howard, aber die Geschäfte wippen auf und ab«, erwiderte Samantha.
Howard lachte brüllend, und Samantha war überzeugt, dass er ihr den Po getätschelt hätte, wenn er nicht den Korkenzieher und die Flasche in der Hand gehabt hätte. Sie nahm die kleinen Kniffe und Tätscheleien ihres Schwiegervaters als den harmlosen Exhibitionismus eines Mannes hin, der für alles andere zu fett und zu alt geworden war. AuÃerdem ärgerte es Shirley, was Samantha wiederum freute. Shirley zeigte ihre Verärgerung nie offen, weder schmälerte sie ihr Lächeln, noch änderte sich ihr liebreizender Ton, aber nach jeder leicht anzüglichen Bemerkung von Howard schoss sie innerhalb kürzester Zeit einen mit blumigen Worten verbrämten Pfeil auf ihre Schwiegertochter ab. Eine Anspielung auf das steigende Schulgeld für die Mädchen, besorgte Erkundigungen nach Samanthas Diät, die Frage an Miles, ob er nicht auch fände, Mary Fairbrother habe eine erstaunlich gute Figur. Samantha lieà das alles über sich ergehen, lächelte und bestrafte Miles dafür später.
»Hallo, Mo«, sagte Miles, der Samantha in das, was Howard und Shirley die Lounge nannten, vorausgegangen war. »Wusste gar nicht, dass du auch hier sein würdest!«
»Hallo, mein Hübscher«, sagte Maureen mit ihrer tiefen, rauen Stimme. »Gib mir einen Kuss.«
Howards Geschäftspartnerin saà in der Sofaecke mit einem kleinen Glas Sherry in der Hand. Sie trug ein fuchsienrotes Kleid, dazu dunkle Strümpfe und Lacklederpumps. Ihr hochtoupiertes, pechschwarzes Haar starrte vor Haarspray, ihr Gesicht war bleich und affenartig, und ihre auffallend pinkfarben geschminkten Lippen spitzten sich, als Miles sich hinabbeugte und sie auf die Wange küsste.
»Wir haben über Geschäfte geredet. Ãber die Pläne für das neue Café. Hallo, Sam, Schätzchen«, fügte Maureen hinzu und klopfte auf das Polster neben sich. »Oh, du bist ja so schön braun, ist das noch immer aus Ibiza? Komm setz dich zu mir. Was für ein Schock für dich beim Golfclub. Muss ja grauenhaft gewesen sein.«
»Ja, allerdings«, sagte Samantha.
Und zum ersten Mal konnte sie jemandem die Geschichte von Barrys Tod erzählen, während Miles auÃen vor blieb und auf die Chance wartete, sie zu unterbrechen. Howard reichte groÃe Gläser mit Pinot Grigio herum, die Aufmerksamkeit ganz auf Samanthas Erzählung gerichtet. Im Glanz von Howards und Maureens Interesse, mit dem Alkohol, der ein tröstliches Feuer in ihr entfachte, fiel die Anspannung, die Samantha seit zwei Tagen mit sich herumgetragen hatte, allmählich von ihr ab, und ein schwaches Gefühl des Wohlbefindens stieg in ihr auf.
Der Raum war warm und makellos sauber. Regale zu beiden Seiten des Gaskamins stellten eine Sammlung bemalten Porzellans zur Schau, das meiste davon zum Gedenken an ein königliches Wahrzeichen oder ein Jubiläum aus der Regierungszeit von Elisabeth II. Ein kleines Bücherregal in der Ecke enthielt eine Mischung aus königlichen Biographien und Hochglanz-Kochbüchern, die nicht mehr in die Küche passten. Fotos schmückten die Borde und Wände: Miles und seine jüngere Schwester Patricia strahlten aus zwei gleichen Rahmen in gleichen Schuluniformen, Milesâ und Samanthas Töchter Lexie und Libby waren von der Babyzeit bis ins Teenageralter vertreten. Samantha tauchte nur ein einziges Mal in dieser Familiengalerie auf, wenn auch in einem der gröÃten Fotos. Es zeigte sie und Miles bei ihrer Hochzeit vor sechzehn Jahren. Miles war jung und gutaussehend, die strahlend blauen Augen zwinkerten dem Fotografen zu, wohingegen Samantha sich mit halb geschlossenen Lidern abgewandt hatte, in eine andere Kamera lächelte und dabei aussah, als hätte sie ein Doppelkinn. Der weiÃe Satin ihres Kleides spannte über den durch ihre frühe Schwangerschaft bereits geschwollenen Brüsten und lieà sie unförmig aussehen.
Eine von Maureens klauenartigen Händen spielte mit der Kette, die sie immer um den Hals trug und an der ein Kreuz und der Ehering ihres verstorbenen Mannes hingen. Als Samantha in ihrem Bericht den
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