Ein plötzlicher Todesfall
was ich gestern hier vorfand, und nachdem ich mit Ihrer Drogenberaterin und Mrs Harper gesprochen habe, glaube ich, dass wir uns noch mal ansehen müssen, wie es hier läuft.«
»Was soll ân das heiÃen?«, fragte Krystal. »Noch so âne scheià Fallprüfung, oder was? Wozu ân das? Wozu. Ihm gehtâs gut. Ich pass schon â halt die verdammte Klappe !«, schrie sie Terri an, die sie zu überschreien versuchte. »Sie nicht â ich kümmer mich um ihn, ja?«, brüllte sie Kay an, rot im Gesicht, die schwarz umrandeten Augen voller Tränen der Wut, und mit dem Finger stieà sie sich gegen ihre Brust.
Krystal hatte Robbie in den Monaten seiner Abwesenheit regelmäÃig bei den Pflegeeltern besucht. Er hatte sich an sie geklammert, wollte, dass sie zum Abendessen blieb, hatte geweint, wenn sie ging. Ihr war, als hätte man ihr die Hälfte der Eingeweide rausgerissen und ihn in Geiselhaft genommen. Krystal hatte gewollt, dass Robbie zu Nana Cath kam, so wie sie damals immer zu ihr gekommen war, wenn Terri am Boden lag. Aber Nana Cath war inzwischen alt und gebrechlich, und sie hatte nichts für Robbie übrig.
»Ich verstehe ja, dass du deinen Bruder liebst und dein Bestes für ihn gibst, Krystal«, sagte Kay. »Aber du bist nicht Robbies gesetzliche â«
»Wieso nicht? Ich bin seine verdammte Schwester, oder?«
»Na gut«, sagte Kay nachdrücklich. »Wir sollten hier den Tatsachen ins Auge sehen, Terri. Bellchapel wird Sie definitiv morgen aus dem Programm werfen, wenn Sie behaupten, nicht gespritzt zu haben, und der Test dann positiv ausfällt. Das hat Ihre Drogenberaterin am Telefon ganz deutlich gemacht.«
Terri saà mit leerem, untröstlichem Blick zusammengesunken im Sessel, eine seltsame Mischung aus einer alten Frau und einem Kind mit Zahnlücken.
»So wie ich es sehe, können Sie den Rauswurf nur vermeiden«, fuhr Kay fort, »wenn Sie von vornherein zugeben, dass Sie sich einen Schuss gesetzt haben, die Verantwortung für diesen Ausrutscher übernehmen und sich bereit erklären, neu anzufangen.«
Terri starrte sie nur an. Sie war es gewohnt, sich ausschlieÃlich mit Lügen gegen ihre vielen Ankläger zur Wehr zu setzen. Jaa, ist gut, mach schon, gibâs her und dann Nein, hab ich nicht, niemals, ich würd nie â¦
»Gab es einen besonderen Grund, weshalb Sie in dieser Woche Heroin gespritzt haben, nachdem Sie bereits eine groÃe Dosis Methadon bekommen hatten?«, fragte Kay.
»Ja«, sagte Krystal, »weil Obbo aufgetaucht ist und sie zu dem nie nein sagen kann!«
»Halt die Klappe«, sagte Terri, aber ohne Nachdruck. Sie versuchte aufzunehmen, was Kay zu ihr gesagt hatte: dieser bizarre, gefährliche Ratschlag, die Wahrheit zu sagen.
»Obbo«, wiederholte Kay. »Wer ist Obbo?«
»Blöder ScheiÃtyp«, antwortete Krystal.
»Ihr Dealer?«, fragte Kay.
»Halt die Klappe«, wies Terri ihre Tochter erneut an.
»Warum hast du ihm nicht gesagt, er soll sich verpissen?«, brüllte Krystal ihre Mutter an.
»Na gut«, sagte Kay erneut. »Ich werde Ihre Drogenberaterin noch einmal anrufen, Terri. Ich will versuchen, sie davon zu überzeugen, dass es für die Familie von Vorteil wäre, wenn Sie im Programm blieben.«
»Ehrlich?«, fragte Krystal erstaunt. Sie hatte Kay für eine totale Zicke gehalten, noch schlimmer als die Pflegemutter mit ihrer makellos sauberen Küche und ihrer Art, freundlich mit Krystal zu sprechen, wobei Krystal sich wie ein Stück ScheiÃe vorgekommen war.
»Ja«, sagte Kay. »Ehrlich. Aber, Terri, was uns angeht, ich meine die Kinder- und Jugendhilfe, da ist die Sache ernst. Wir werden Robbies häusliche Situation genau im Auge behalten. Wir müssen da eine Veränderung sehen, Terri.«
»In Ordnung«, sagte Terri zustimmend, wie sie allem und jedem zustimmte.
Aber Krystal sagte: »Werden Sie, bestimmt. Sie schafft das. Ich helf ihr.«
II
Mittwochs war Shirley Mollison immer im Kreiskrankenhaus South West in Yarvil. Hier gingen sie und ein Dutzend andere ehrenamtlichen Tätigkeiten nach, die nichts mit der medizinischen Versorgung zu tun hatten, wie Bücherwagen an die Betten zu schieben, die Blumen der Patienten zu versorgen und im Laden in der Eingangshalle Einkäufe für bettlägerige Patienten zu erledigen, die keinen Besuch
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